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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Zusammenhang. Offenbar hatte Salif noch nicht erfahren, dass die Polizei das Verfahren eingestellt hatte.
    »Danke, dass du bereit warst, mit mir zu sprechen«, sagte ich.
    »Wann kommst du wieder?«, fragte Salif.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Ich weiß nicht, ob ich wiederkomme.«
    Salif schien meine ausgestreckte Hand nicht zu sehen, sein Blick flackerte an den kahlen Wänden des Zimmers entlang.
    »Er hat gespielt, er wäre Zidane.«
    »Ich komme nicht mit zurück«, sagte Arnaud, als wir durch die Haustür traten. »Ich mache mir Sorgen um Salif.«
    »Warum willst du nicht über Alain Thery sprechen?«, fragte ich.
    Arnaud fixierte einen Punkt hinter meinem Kopf.
    »Was meinst du?«
    »Du hast nicht alles übersetzt, was er sagte. Warum?«
    »Ich dachte, du kannst kein Französisch«, sagte Arnaud.
    »Ich habe einige Jahre hier gewohnt, als ich klein war, auf dem Land«, sagte ich. »Welche Verbindung hast du zu Alain Thery?«
    »Gar keine«, fauchte Arnaud. »Ich wollte dich nur nicht in etwas hineinziehen, dessen Konsequenzen du nicht überschauen kannst.«
    »Spar dir deine Sorge für deine armen Flüchtlinge.«
    Seine dunklen Augen funkelten nun beinahe schwarz.
    »Du hast keine Ahnung«, sagte er. »Du tauchst hier auf und bist der Meinung, alle müssten dir bei der Suche nach deinem amerikanischen Kollegen helfen. Hier verschwinden jeden Tag Menschen, die niemals wiedergefunden werden.«
    »Also spielt einer mehr oder weniger keine Rolle, meinst du?«
    Eine Frau mit zwei schweren Tüten kam auf uns zu, und Arnaud hielt ihr die Tür auf. Die Frau glotzte ihn an und ging hinein.
    »Ich habe ihm den Kontakt zu diesen Männern vermittelt«, sagte Arnaud. »Ich versorgte ihn mit Fakten, das ist alles. Wenndu mich jetzt entschuldigen würdest, werde ich dieser armen Frau helfen, die Tüten nach oben zu tragen, denn wie du ja weißt, ist der Aufzug kaputt.«
    Er ließ den Türgriff los und ging ins Treppenhaus. Ich trat mit aller Kraft gegen die Tür. Dieser Salif musste um jeden Preis beschützt werden, aber Patrick hatte einfach verschwinden dürfen, ohne dass es jemanden kümmerte. Warum waren alle anderen Menschen auf der Welt wichtiger? Wie dieses alte Weib, dem er jetzt unbedingt mit ihren Einkäufen helfen musste.
    Ich packte den Türgriff, der schief nach unten hing, um die Tür aufzuziehen, die Treppe hinaufzuspringen und Arnaud Rachid an die Wand zu drücken, mit ihm darüber zu sprechen, was für ein Feigling er war, der den Schwächeren nur half, damit er sich selbst besser fühlen konnte, ich wollte seinen Schädel gegen die Wand donnern, doch stattdessen ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Ich schielte auf die Uhr. Es war fast fünf.
    Um fünf war ich mit Caroline Kenney verabredet.
    »Und was machen Sie in Paris? Sind Sie auch Journalistin?«
    »Nein«, antwortete ich und setzte mich an den Tisch im Wintergarten. »Nein, eigentlich arbeite ich am Theater.«
    Caroline Kenney war fast sechzig und komplett in lila gekleidet, von den Lackschuhen über das große Tuch, das sie sich um die Schultern geschlungen hatte, bis hin zu den Haaren. Ich hatte eine Französin erwartet; doch sie kam ursprünglich aus Boston, lebte aber seit über dreißig Jahren in Paris.
    »Dann wissen Sie natürlich, dass Sie auf legendären Stühlen sitzen – alle haben sie hier gesessen, Verlaine, Oscar Wilde ... Jean-Paul Sartre war stundenlang hier und schrieb, er und Simone kamen jeden Morgen ...«
    Ich hatte das Café von dem Foto an der Wand meines Hotelzimmers wiedererkannt. Die Originaleinrichtung war aufgebessert, sodass sie wie neu wirkte, und unter dem Dach im Innenbereich schwebten zwei lebensgroße Chinesen. Das waren natürlich les deux magots, dachte ich, und damit war ihnen dasSchicksal beschert, hier bis in alle Ewigkeiten von der Decke zu baumeln.
    »Ich glaube, ich bestelle mir einen Saft und was zu essen«, sagte ich. »Ich trinke keinen Alkohol.«
    Caroline Kenney schlug ihre Speisekarte mit einem Knall zu.
    »Wenn ich in Ihrem Alter schon so klug gewesen wäre, würde ich heute nicht hier sitzen.« Sie winkte den Kellner herbei und bestellte.
    »Haben Sie Patrick getroffen, als er hier war?«, fragte ich. »Hat er mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?«
    »Natürlich«, antwortete sie und lächelte so breit, dass all ihre Zahnhälse sichtbar wurden. »Aber ich antworte nie auf Fragen, wenn ich nicht weiß, worauf sie hinauswollen. Sie müssen doch wissen, wie Journalisten sind, Sie sind

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