Toedliche Hoffnung
du weißt schon.«
»Welche Nacht? Ach so! Du meinst, als du und ich ...?«
»Mm.«
»Wann war denn das noch mal?« Er sah zu dem Fernsehschirm hoch, wo ein Wellenreiter gerade einen dreifachen Salto meisterte und auf dem Kamm einer riesigen Welle landete. »Also, ich weiß nicht genau, was passiert ist. Ich war ziemlich zugedröhnt an dem Abend.«
»Das verstehe ich«, sagte Terese. Sie sah, wie die Farbe seiner Augen wechselte, bemerkte das Funkeln darin. Augen, in denen man ertrinken konnte. Er lachte.
»Ich hoffe, ich war nicht zu besoffen, um ...« Er machte eine entsprechende Handbewegung.
»Nein, nein.« Terese beugte sich vor und ließ ihre Finger an seiner Hüfte entlanggleiten. »Es war sehr schön.«
Alex nahm einen großen Schluck Bier und trat einen Schritt zurück, sodass ihre Hand in der Luft hängen blieb.
»Was für ein toter Mann?«, fragte er. »Du meinst doch nicht – verdammt, das war ja genau in der Nacht! Ich habe gehört, dass sie jemanden gefunden haben. Und du hast ihn entdeckt?«
Terese nickte. »Es war schrecklich. Er lag im Wasser. Ich wollte mir nur das Gesicht waschen.«
»Oh verdammt. Pfui Teufel.«
Er wandte sich mit lauter Stimme an einen Typen, der einige Meter hinter Terese stand. »Hast du gehört, Ben, das ist das Mädchen, das letzte Woche den Flüchtling im Wasser gefunden hat.«
Terese bemerkte, wie sich mit einem Mal alle Aufmerksamkeit auf sie richtete – die Gesichter um sie herum, die Fragen, die durch den Raum gingen und auf sie niederprasselten.
Aber um Gottes Willen, das musste doch furchtbar gewesen sein? Wie sah er aus? War das am Strand gewesen? Hatte sie denn keine Angst gehabt? Man versteht nicht, warum niemand was dagegen unternimmt. Wie bitte? Na, die Behörden, die EU. Sie wollen doch nur das, was wir haben. Warum sollten sie nicht das Recht dazu bekommen? Grenzen sind doch nur von Politikern gemacht. Früher konnten die Leute einfach so aus Marokko herüberkommen, aber als Spanien in die EU eintrat, zogen sie die Grenzen hoch. Paff. Ich finde, alle sollten dorthin reisen und dort leben können, wo sie wollen. Das würde doch nicht funktionieren. Aber wir tun es doch auch, du wohnst doch auch hier. Das kann man nicht damit vergleichen, dass ganz Afrika hierherkommt. Ich finde, man muss ihnen bei sich helfen und die Armut bekämpfen. Damit sie nicht reisen müssen. Aber die Menschen wollen doch reisen.
Durch die verrauchte Luft hindurch sah sie Alex zwischen all den coolen Surfern und Backpackern verschwinden, zum Tisch, an dem seine Freunde saßen. Er kann sich nicht an meinen Namen erinnern, dachte sie.
Sie stürzte den Rest des Bieres herunter und stellte das Glas weg. Dann ging sie ihm langsam nach, mit trockenem Mund und klopfendem Herzen. Sie hatten sich geküsst und Sex gehabt. Sie mussten doch miteinander reden können.
Alex hatte sich mit dem Rücken zum Raum auf einem Lederhocker niedergelassen und unterhielt sich angeregt mit einem der Mädchen auf dem Sofa. Er hatte seine langen Beine in ihre Richtung gestreckt und verschränkt. An den Füßen trug er Stoffturnschuhe und um den einen, nackten Knöchel eine Silberkette.
Terese berührte ihn an der Schulter. Er drehte sich um.
»Können wir nicht einen Moment rausgehen?«, fragte sie.
»Aber warum?« Alex warf einen Blick zu dem Mädchen, das seine Füße dicht neben seinen ausgestreckt hatte. Sie trug enge Jeansshorts und eine Perle im Bauchnabel.
»Ich muss mit dir reden«, sagte Terese.
Alex fingerte an seinem Glas herum. Er beugte sich zu dem Mädchen vor und sagte etwas. Die andere sah zu Terese hoch. »Ist das wahr? Wie gruselig! Ich wäre an deiner Stelle gestorben.«
Alex stellte das Glas ab und stand auf. Er schob Terese vor sich durch die Tür.
»Du willst mir jetzt hier aber keine Szene machen, oder?«, sagte er, als sie auf die Gasse hinausgetreten waren. Er packte sie am Arm und zerrte sie ein Stück von der Tür weg. »Wir hatten einen netten Abend, mehr nicht. Sieh es als Urlaubserinnerung.« Er ließ sie los und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, kramte eine zerdrückte Zigarette aus der Brusttasche.
Terese rieb sich den Oberarm, der von seinem Griff schmerzte.
»Du hast ja gesagt, dass du dich an nichts erinnerst«, sagte sie.
»Du warst wahnsinnig gut.« Er zupfte sich einen Tabakkrümel von der Zunge. »Aber das bedeutet nicht, dass ich in dich verliebt bin.«
Sie schluckte und spürte die kalte Nachtluft an ihren nackten Armen, sie fror. Alex sah in
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