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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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eine andere Richtung, die Gasse entlang, nahm einen Zug und blies den Rauch aus, der sich schnell im Wind verflüchtigte.
    »Die Sache mit dem toten Typen tut mir leid, wirklich. Hätte ich das gewusst ...«
    »Dann wärst du nicht abgehauen?«
    Er beugte sich hinab und kratzte sich am Knöchel. Terese betrachtete die Silberkette an seinem Fußgelenk.
    »Mein Pass ist an diesem Abend verschwunden«, sagte sie. »Glaubst du, es könnte ihn jemand gestohlen haben?«
    »Warum sollte ich das glauben?«
    »Du warst doch dabei.«
    »Wo liegt das Problem? Für die Rückreise nach Schweden brauchst du doch gar keinen Pass. Du bist doch EU-Bürgerin. Hast du noch nie was vom Schengener Abkommen gehört?«
    Terese starrte ihn an, die Lippen, die sich öffneten und seinen Mund freigaben, die schiefen Zähnen. Die Worte, die herausdrangen.
    »Hast du ihn genommen?«, fragte sie und blickte zu Boden. Sie erwartete ein Nein von ihm. Mit der weißen Schuhspitze kratzte sie an einem Kaugummi, das an einem Stein klebte.
    Alex lachte kurz. »Mach dich mal locker. Du kannst dir doch einen neuen Pass besorgen, wenn du nach Hause kommst. Vielleicht bekommst du sogar hier einen, ihr habt sicher Botschaften in Malaga und Sevilla.«
    »Hast du auch das Geld genommen?« Terese starrte ihn an, ging einen Schritt zurück und stützte sich an der Wand ab. »Warum hast du das gemacht? Hast du in meiner Tasche gewühlt, während ich schlief? Und ich ...« Sie schlug die Hand vor den Mund. Die Tränen stiegen in ihr hoch und sie begann, am ganzen Körper zu zittern.
    Er musste sie jetzt einfach in den Arm nehmen und sagen, dass es nicht so war.
    »Jetzt reg dich doch ab.« Er trat mit dem Fuß die Kippe aus und kickte sie in den Rinnstein. »Wie viel war das denn, zwanzig, dreißig Euro vielleicht? Du hattest doch gesagt, dass du mit deinem Vater hier bist, das kann er dir doch sicher schenken.« Das türkisfarbene T-Shirt rutschte hoch, als er sich am Bauch kratzte. Er sah sich in alle Richtungen um und beugte sich vor. »Fang jetzt bloß nicht an rumzurennen und darüber zu tratschen, dann erfahren die anderen nämlich auch, was du so treibst.« Hinter ihr in der Bar wurde das Licht gedimmt, der Reggae erstarb und elektrische Rhythmen setzten ein, dröhnende Clubmusik.
    Einige tanzten drinnen.
    »Das war mein Pass.« Terese stieß die Wörter hervor. »Was wolltest du damit? Und mein Geld. Hast du auch meine Schuhe genommen?«
    »Hör doch auf zu jammern.« Sein Gesicht kam näher. »Weißt du eigentlich, wie viele Menschen in dieser Gegend einen Pass brauchen? Die können nicht zu ihrem Papa nach Hause rennen oder zur Botschaft und um einen neuen bitten. Du bist wirklich typisch Mittelklasse – verwöhnt, engstirnig und geizig. Diese Sachen sind doch nicht einmal wichtig für dich.«
    »Hast du ihn jemand anders gegeben? Das ist illegal.«
    Alex lachte laut auf. »Kleines Dummerchen, ich gebe die Dinger doch nicht einfach umsonst weg. Dann käme ich ja nie nach Australien. Ich habe nämlich keinen Vater, der mir alles bezahlt.«
    Er ging zwei Schritte auf sie zu, bis sie seinen Griff im Nacken spürte und seinen Mund an ihrem Ohr. »Lauf bloß nicht nach Hause und erzähle es deinem Vater, sonst erfährt die Polizei von mir, wie du nach mehr geschrien hast. Und dass du mich dafür bezahlt hast, es wieder und wieder zu tun.«
    Jetzt schlägt er mich, dachte sie und duckte sich. Ich will nicht, dass er mich schlägt.
    »Du hast bekommen, was du wolltest«, sagte er und stieß sie von sich.
    Kurz bevor er die Bar betrat, wandte er sich noch einmal um. Terese stand noch immer an der Hauswand auf der anderen Seite der Gasse und zitterte.
    »Du hast sie wirklich nicht mehr alle«, sagte Alex und lachte laut. »Warum sollte ich deine Schuhe genommen haben?«

LISSABON
    DIENSTAG, 30. SEPTEMBER
    Lissabon im blassen Morgenlicht zu sehen, war wie die Begegnung mit einer verkaterten, alten Hure, die schon zu lange im Geschäft war. Von den gekachelten Fassaden waren große Teile abgebrochen, die Fenster klafften leer, und die Stromleitungen hingen lose an den Außenwänden der Häuser herab; eine betagte Schönheit, die mit dem Duft von etwas Lieblichem, Vergangenen lockte.
    Ich war nur kurz im Hotel gewesen. Die Frau an der Rezeption hatte den Kopf geschüttelt, als ich nach Patrick gefragt hatte, und mich an den Hotelchef verwiesen, der gerade nicht da war.
    Ich lief den Hügel zur Avenida da Liberdade hinab, der Prachtstraße mitten in der Stadt. Der

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