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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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er sich mit einer Nutte mit dicken Lippen und mageren Oberschenkeln, die sich alle Mühe gab, aufrecht stehen zu bleiben. Sie versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden. Bis jetzt waren ihr drei Marlboro auf den Asphalt gefallen. Sie waren ihr einfach aus den weißen, knöchrigen Fingern gerutscht.
    Gunnarstranda suchte in seiner Manteltasche. »Du hast da einen nützlichen Spaziergang gemacht«, fuhr er fort. »Aber ich glaube, es macht wenig Sinn hier weiter zu beobachten. Abgesehen davon, dass der alte Johansen mir ein bisschen Kopfzerbrechen macht.«
    »Der kommt mir aber nicht gerade gefährlich vor.«
    »Nein, vielleicht nicht«, gab Gunnarstranda leicht unsicher nach und suchte weiter. »Aber trotzdem stimmt hier irgendwas nicht. Hier.«
    Er reichte Frølich ein Passfoto.
    Der betrachtete das Bild eines Mannes Ende vierzig. Ein spitzes Gesicht, dicker Hals, eine sehr schmale Oberlippe und buschige Augenbrauen. Eine dicke Haarsträhne war vom linken Ohr über den Schädel gekämmt, um eine Glatze zu verstecken. Der Mann hatte den Hocker im Fotoautomaten zu weit nach unten gedreht. Deshalb reckte er auf dem Bild den Hals, was seine Augen zum Starren brachte. »Wer ist das?«
    »Egil Svennebye. Marketingchef bei Software Partners. Seine Frau hat mir das Bild gegeben.«
    »Warst du bei ihr?«
    »Ja, sie konnte berichten, dass er sich unter seinen Kollegen verdammt unwohl fühlt und dass er an der Flasche hängt. Das heißt, er hat früher an der Flasche gehangen. Deshalb hab ich die Jungs gebeten, die üblichen Kneipen zu überprüfen.«
    In diesem Moment kam ein unrasierter Rocker in Jeans und Steppweste die Skippergata entlang. Der Dobermann musste beruhigt werden. Der Knabe kam auf das Auto zugeschlendert. Ein Schäferhund lief ruhig neben ihm her. Er würdigte den Dobermann keines Blickes, obwohl der einen Höllenlärm veranstaltete, kläffte und die Zähne fletschte. Frølich kurbelte das Fenster hinunter. Aber der Mann ließ sich nicht anmerken, dass er sie wiedererkannte, als er sich zum Wagenfenster hinabbeugte. »Bankplassen«, sagte er mit leiser Stimme und senkte den Kopf, um sich beim Reden eine Kippe in seinem Mundwinkel anzuzünden.
    »Er ist ganz schön voll! Ist vor einer Stunde aus dem Original Pilsen geworfen worden und trinkt jetzt seine Vorräte auf der Treppe des alten Bankgebäudes aus.«
    Die Information war weitergegeben worden. Der Mann richtete sich auf und ging weiter, ohne sich umzublicken. Er konnte nach dem Weg gefragt, sie angesehen oder ihnen etwas mitgeteilt haben. Es war rasch geschehen. Die Leute werden misstrauisch, wenn sich ein Typ zu einem Polizeiauto beugt, ob der nun zivil ist oder nicht. Denn Polizisten werden erkannt. Der Köter hörte auf zu kläffen, als der Schäferhund verschwunden war. Aber bei der Kundschaft auf der Straße hatte sich eine nervöse Unruhe breit gemacht, die noch zunahm, als Frølich den Zündschlüssel umdrehte und losfuhr.
    Sie hielten vor einer roten Ampel. Frølich sah sich um. Gunnarstrandas blanker Schädel leuchtete im Spiel der Reklamelichter rot und grün. Grün. Das Auto glitt langsam weiter, und sie wechselten kein Wort. Draußen war es kalt, und in der Tollbugata pfiff der Wind. Die Nutten pressten sich in Treppenaufgänge und Torwege, um dem kalten Wind zu entgehen. Nur eine einsame junge Frau mit offenem Kaninchenpelz ging breitbeinig auf der rechten Straßenseite weiter. Frank Frølich gefiel es, wie sich ihre Oberschenkel zwischen Strumpfkante und dem kurzen Rock rundeten. Er winkte einem anderen Polizisten zu, der neben seinem Dienstwagen eine Wurst aß. Zwei halb betrunkene Männer standen auf dem Bürgersteig im blauen Licht eines Restaurantschildes. Neben ihnen lag ein Mann mit dem Gesicht in Blut oder Kotze.
    Frølich bog auf den Bankplass ab, fuhr an die Seite und parkte. Eine Frau, die in einem Türeingang gestanden hatte, drehte sich um und wich zurück, als sie sah, um was für ein Auto es sich handelte. Nur ein kurzes Aufleuchten von Seidenhaut über schwarzen blanken Lederstiefeln, ehe sie wieder mit dem Schatten verschmolz.
    Frølich ließ den Blick schweifen. Es war kaum Verkehr, und die wenigen Autos, die die Straße entlangrollten, wurden bald von denen aufgehalten, die am Straßenrand standen. Ein Mann mit kurzen hellen Haaren und Jeans pisste zwischen die rostigen Pfeiler, die das Museum für Zeitgenössische Kunst kennzeichneten. Ein Stück entfernt wackelte ein Minirock zu einem Wagen. Sie beugte sich wie üblich

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