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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Frau mit schwarzen Haaren und rotem Kittel erkundigte sich lächelnd nach Frølichs Wünschen.
    »Toto«, bat er, und sie zeigte auf ein zwei Meter entferntes brusthohes Regalfach. Zettel und Kugelschreiber lagen bereit. Fast ein Logenplatz. Er musste sich allerdings bücken und die Covergirls mit ihren Ballontitten ignorieren, um einen Blick nach draußen werfen zu können. Die Frau hielt ihn sicher für verrückt. Er nahm sich einen Stapel Tippzettel aus einem Halter.
    Die Entfernung zwischen den beiden Männern dort draußen verringerte sich. Der Alte kam immer näher an Klavestad heran. Im Grunde war der Alte gar nicht so steif, den Stock brauchte er eigentlich nicht.
    Johansen blieb stehen. Was war da los? Die Sekunden tickten. Plötzlich wich Klavestad zurück. Verdammt! Der Alte hatte seinen Stock gehoben. Sigurd Klavestad stolperte eilig rückwärts und blickte sich immer wieder um. Schließlich verschwand er um die Ecke.
    Johansen starrte einen Moment lang hinter ihm her. Aber dann machte er sich an die Verfolgung. Er ging ebenfalls zurück zur Ecke. Plötzlich bewegten seine Beine sich schneller, und sein Stock rotierte wie eine Kurbelwelle. Sein Gesicht war hart und verschlossen.
    Franken stopfte sich die Totozettel in die Tasche, warf ein paar Kronen auf den Tresen, griff sich eine Zeitung und lief hinterher.

Achtzehn
    Gunnarstranda blickte zur Decke seines Büros. Er blinzelte, hob automatisch den linken Arm und schaute auf die Uhr. Zweieinhalb Stunden Schlaf. Das war gar nicht so schlecht. Seine Kopfschmerzen hatten sich gelegt. Dafür spürte er, dass sein Nacken ziemlich verspannt war. Sein Kopf hatte etwas zu steil an der Armlehne des alten Sofas geruht. Damit musste er leben. Er schlug die alte karierte Wolldecke zurück, setzte sich auf, fuhr sich über Hals und Nacken und versuchte, den Kopf gerade zu halten. Der Schlafmangel saß ihm noch immer im Mund. Zeit für Kaffee und Zigaretten.
    Zwei Stunden später fuhr er im Dienstwagen über den Mossevei und dachte nach. Die Frage war, wie der Weg vom jungen Klavestad zum Kern des Dramas führte, das sich hier abgespielt hatte.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Reidun Rosendal vor dem Mord sexuell misshandelt worden war, war minimal. Da ihre Wohnungstür nicht aufgebrochen worden war, hatte Reidun Rosendal ihren Mörder vermutlich eingelassen. Aber was war danach passiert? Und warum war in der Wohnung so ein Chaos, wenn doch niemand etwas gehört hatte? Die Antwort lag direkt vor seiner Nase. Nur sah er sie nicht. Das war das Problem. Um die richtige Antwort zu erkennen, muss man die richtige Frage stellen. Und wo war die richtige Frage? Sie ist da, nur noch nicht formuliert worden. Man sieht, dass sie da liegt, bekommt sie aber nicht zu fassen. Sie huscht weg, wie ein kleiner Käfer, den man in einer Waschschüssel zu fangen versucht.
    Wenn man nicht fragen kann, muss man beobachten. Und Frølich war ein guter Beobachter.
    Gunnarstranda fuhr am Badestrand Katten vorbei und blickte auf die feuchten Felsen hinunter. Alles still. Nur ein einziger Mensch war zu sehen. Eine dünne, ältere Männergestalt in blauer Kleidung, mit schwarzer Schirmmütze auf dem Kopf. Am Himmel stand eine einsame Möwe. Etwas weiter entfernt watschelte ein fetter alter Cockerspaniel. Hechelnd sah er sich um und strahlte sabbernd und geduldig seinen Besitzer an, der nicht hinterherkam.
    Gunnarstranda bog von der Straße ab. Im beleuchteten Tunnel war er allein, dann bog er nach Holmlia ab.
    Es wurde eine ziellose Fahrt. Schließlich hielt er unter einem weißen Schild an. Sein Ärger darüber, dass er sich nicht zurechtfand, hatte ihm einen leichten Stich der Kopfschmerzen von vorhin beschert. Auf dem Schild standen sehr viele Zahlen. Es zeigte auf eine Gruppe von Wohnblocks und drei kleine Holzhäuser, wo Autofahren verboten war. Er stieg aus und machte sich auf die methodische Suche nach Nr. 66, dem Haus von Marketingchef Svennebye. Seine Frau riss die Tür auf, als Frølich klingelte. Sie war füllig, vielleicht so um die fünfzig.
    Hatte sie eben noch aufgeregt geöffnet, dann war sie jetzt umso enttäuschter, als sie die Gestalt auf der Türschwelle sah. Sie starrte auf ihn hinunter und schien ihn dazu bringen zu wollen, sich wie eine Kohlraupe zu fühlen. Das war gut, es entsprach seiner Stimmung. Er erwiderte ihren Blick. Ihr Mund war klein mit ungewöhnlich schmalen Lippen. Dennoch hatte sie es geschafft, sie mit einer dicken Schicht knallroten Lippenstifts zu schminken.

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