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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Mundstück war zerbissen, an der Spitze patinagrün. Der Mann füllte sie mit Tabak aus einer Dose auf dem Tisch. Rød Orlich. »Man ist nie« … paff, paff … »zu alt« … paff, paff … »ein Risiko einzugehen« … paff paff.
    Blauer Dunst stieg zur Decke. Es war ein angenehmer Geruch, er warf das Streichholz in den Aschenbecher und nahm ein neues.
    »Ich hatte die Wahl«, paff, »mir entweder eine Leibrente zu kaufen … oder«, paff, »verstehen Sie, ich denke ja an mein Alter, ah, Tabak ist das Beste, was ich mir gönne … oder in ein Risikoprojekt zu investieren und meine Ersparnisse dafür zu verwenden. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Habe alles da reingesteckt.«
    Selbstzufrieden hielt er die Pfeife zwischen den Zähnen. Daumen in der Westentasche. Seine Weste spannte über seinem runden Bauch. Die Perücke hatte eine Hitlerfrisur.
    »Das ist ja heute gerade das Problem! Die Wirtschaft braucht risikowillige Investoren. Solide Firmen wie Software Partners haben Probleme, wenn sie sich an die üblichen Kreditinstitute wenden.«
    Er hatte seine Pfeife vergessen und fuchtelte damit herum. »Können Sie mir sagen, wieso ich hätte zögern sollen? Warum hätte ich die Gelegenheit nicht beim Schopfe greifen sollen, als sie mir angeboten wurde? Frau Rosendal hat mir persönlich einen Zinssatz ausgerechnet, von dem bei der heutigen Marktlage niemand zu träumen wagen würde.«
    »Frau Rosendal?«
    Der Mann nickte. »Jawohl! Frau Rosendal persönlich!«
    Frølich stöhnte innerlich auf. Software Partners: eine Kirmesfrau in flachen Schuhen, ein Muskelprotz und eine Snobfrau aus dem Villenviertel. Dazu Reidun mit dem engen Rock und ihrer Erfahrung von der Post. Diese Leute sollten diesem Herrn hier Geschäfte ermöglichen, von denen niemand zu träumen wagte? Da stimmte doch was nicht.
    »Können da auch noch andere einsteigen?«
    Der Mann hatte die Pfeife wieder in den Mund gesteckt und machte eine geschäftsmäßige, sachliche Miene. »Die Firma hat die Zahl der möglichen Teilhaber begrenzt, und der Mindesteinsatz beträgt hunderttausend Kronen.«
    Er dachte nach. Paffte. Zur Verwunderung des Polizisten brachte er die Pfeife schon beim ersten Zug wieder in Gang. Dieser Geruch!
    »Ich muss schon sagen, ich bin froh, dass ich früh genug zugeschlagen habe.«
    »Sie sind also davon überzeugt?«
    Das Mundstück der Pfeife hinterließ einen hellbraunen Tropfen auf Reidun Rosendals Bild. »Wenn Sie ihr begegnet wären, dann wüssten Sie, dass das ein seriöses Geschäft ist.«
    Wieder setzte er seine verträumte Miene auf. »Sie war nicht von dieser Welt.«
    »Nicht von dieser Welt?«
    Frølich wischte das Foto mit seinem Pulloverärmel ab. Der Fleck verschwand nicht und machte das Gesicht der Frau undeutlich.
    »Ja, wie soll ich sagen, nicht nur groß und schön, sondern, ach, sehen Sie sich doch um.«
    »Ja?«
    »Ich habe es Ihnen angesehen, als Sie hier reingekommen sind. Sie haben es sofort gesehen! Konkurs. Sehen Sie sich um! Mit was für einem Umsatz kann ich denn protzen? Mit nichts. Jeden Sommer meldet sich das Finanzamt bei mir, weil sie mir meine Bilanzen nicht glauben wollen. Was glauben Sie, was ich von dieser Frau kaufen konnte, die treu mit ihren Prospekten kam und hier ihre wertvolle Zeit verbrachte? Nichts! Aber sie kam. Immer und immer wieder! Diese Frau war nicht von dieser Welt!«
    Frölich spürte, dass er hier die Antwort schuldig bleiben musste.
    Es war Zeit einzupacken.
    Zum Glück! Sein Europieper meldete sich zu Wort.

Fünfundzwanzig
    »Hier also«, sagte Frank Frølich.
    Gunnarstranda blieb stehen und musterte die Fassade. »Oslo West«, dachte er. Murmelte: »Dieser Schuppen ist höchstens fünf Jahre alt.«
    »Und nicht voll belegt«, fügte Frølich hinzu. Er deutete auf eine Reihe von toten Fenstern in einem Gebäudeflügel.
    »Also kostet die Miete einen Batzen«, meinte Gunnarstranda und ging als Erster hinein.
    Kristin Sommerstedt nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Niemand oben«, teilte sie mit.
    »Aber Bregård ist wahrscheinlich im Fitnessraum«, fügte sie rasch hinzu, als sie Gunnarstrandas Blick auffing. »Das hat er jedenfalls gesagt, als er vor einer halben Stunde hier vorbeikam.«
    Der Kriminalhauptkommissar schaute entrüstet auf die Uhr. Die zeigte halb eins. Der Fitnessraum lag im Keller. Hier unten wurde man von dem Luxus verschont, mit dem der Rest des Gebäudes gesättigt zu sein schien. Die Wände im Flur waren nicht gestrichen, und der Betonboden war

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