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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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zweifelhafter Seriosität.« Davestuen nickte.
    »Der Typ ist Finanzberater.«
    Davestuen lächelte mit spitzen Zähnen. »Total unseriös«, versicherte er, im Unterkiefer blitzte eine vergoldete Brücke.
    »Ich ermittle im Mordfall einer Frau, die dort gearbeitet hat«, erzählte Gunnarstranda weiter. »Ich weiß nicht, ob der Laden was damit zu tun hat. Aber irgendwas ist da faul.«
    Davestuen spuckte in seine Hand und glättete mit der Handfläche seinen Pony. »Da kann ich nicht viel machen …«
    »Du kannst dich informieren und herausfinden, was diese Leute eigentlich treiben. Wie ist es möglich, dass sie einen Schuldeneintreiber als Finanzplaner eingestellt haben?«
    Gunnarstranda deutete auf Bregårds Bild. Reier betrachtete das Schnurrbart-Gesicht, griff nach der Broschüre und sah sie sich genauer an. »Gut«, sagte er dann. »Aber vorerst nur per Telefon.«
    Gunnarstranda erhob sich. In dieser Welt tragen sich große Dinge zu, dachte er. Europa, der Zerfall des Ostblocks, und jetzt hat Reier Davestuen verdammt noch eins mit dem Rauchen aufgehört. Er ging zum Telefon, das an der Wand hing. Es war Zeit, Frølich zu finden und zu Software Partners zu fahren, dachte er zufrieden.

Vierundzwanzig
    Ehe der Chef ihn auf dem Handy anrief, war Frank Frølich in Sonja Hagers Liste der Geschäftspartner von Software Partners vertieft. Die Aussichten auf einen gelungenen Fischzug waren minimal. Das Problem war, dass die beteiligten Firmen so unterschiedlich wirkten. Einige waren größere Firmen, andere kleine Betriebe, solche undefinierbaren Besenkammern in einem großen Mietshauskomplex, andere wiederum einfach Schreibwarenhandlungen. Hier musste er aussieben.
    Mit einer guten Portion Geduld gewappnet, setzte er sich mit Brydes Firmenverzeichnis und den gelben Seiten der Post hin und fing systematisch an, die Firmennamen zu Gruppen zu sortieren: Eine Gruppe mit Käufern von Computersystemen, eine mit möglichen Teilhabern für die Firma, eine Gruppe mit beidem.
    Nach zweieinhalb Stunden Arbeit zog er seine Stiefel und seinen grünen Anorak an und machte sich an die Feldforschung. Gleich beim ersten Wurf biss einer an.
    Der Eingang lag in einer Seitenstraße der Rådhusgata. Die Gegend war ein Vakuum. Auf der Rådhusgata bewegten sich Autos und Menschen, und niemand warf auch nur einen Blick hier herein, wo es ruhig und still war, wie direkt hinter der Hafenmole. Es gab nur einen einzigen Laden. Diesen.
    Der Laden konnte für Kunden nicht sehr interessant sein, das Schaufenster war nichtssagend und verstaubt, fiel nur durch eine schlaffe Markise auf, die wehte und schwach im Takt der Schwertransporter auf der Rådhusgata knackte. Die Sonne hatte fast alle Farbe aus den Plakaten gebleicht. Briefordner, elektrische Schreibmaschinen und klotzige Rechner waren ausgestellt.
    Er ging hinein. Eine Glocke klingelte, das war ja die reinste Konditorei. Allerdings fehlte der Duft von frisch gebackenem Kuchen. Und hinter dem Tresen stand auch keine rot gekleidete Bäckersfrau. Es war ganz einfach leer. Er sah sich um. Niemand. Keine Menschenseele zu entdecken. Die Luft war trocken. Ein dröhnender Kopierer und ein schwaches Rauschen von draußen waren die einzigen Geräusche, die den Raum erfüllten. Er machte noch einmal die Tür auf und zu. Die Glocke bimmelte ungeduldig.
    Etwas bewegte sich.
    Plötzlich war er da, ein ziemlich in die Jahre gekommener Mann, mit geradem Rücken, eher klein und ein bisschen fett, und einer Perücke schwarz wie ein Malerpinsel. Aus seinen Ohren lugten kleine graue Haarstoppeln.
    »Tach!« Der Mann lächelte entgegenkommend und streckte die Hand aus.
    Frølich zeigte seinen Dienstausweis.
    Die frohe Miene des Mannes verschwand, aber er bot Frølich höflich einen Platz hinter einem Raumteiler an, wo er sich ein kleines Büro eingerichtet hatte, das von Zeitungen und angefangenen Kreuzworträtseln nur so überquoll.
    Frølich reichte ihm wortlos Reidun Rosendals Passbild.
    Der andere tastete auf dem Tisch herum, bis er zwischen all dem Papier seine Brille gefunden hatte. Das schwarze Plastikgestell hatte dicke Gläser. Als er sie schließlich auf der Nase hatte, nickte er der Frau auf dem Bild überschwänglich zu.
    »Sie ist tot«, sagte Frølich, um es hinter sich zu bringen. »Ermordet, und ich ermittle in dem Mordfall.«
    Diese Mitteilung machte Eindruck. Der Mann biss sich auf die Lippe. »Tot?«
    »War sie oft hier?«
    Der Mann brauchte seine Zeit, um sich zu fassen. »Einige Male, zuletzt

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