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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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überflog die auf dem Monitor erscheinenden Daten und rief weitere Informationen ab.
    Zum ersten Mal seit Tagen vergaß er seine eigene Erschöpfung und nahm die seiner Mitarbeiterin wahr. Sie war bleich, hatte schwarze Ringe unter den Augen, ihr Mund war eine grimmige, schmale Linie, und ihre Haare standen derart wirr zu Berge, als hätte sie sie in den letzten Stunden zahllose Male vor Verzweiflung gerauft. Während er sie ansah, fuhr sie sich erneut mit den Händen durch die kurzen, braunen Stoppeln und presste dann die Finger an die Augen, als würde es ihr größte Mühe bereiten, sie offen zu halten.
    Er erinnerte sich an den Morgen in seinem Büro, den Morgen, nachdem Cicely ermordet worden war, und an die Verantwortung, die er ihr aufgebürdet hatte.
    »Lieutenant.«
    Sie straffte ihre Schultern, hob den Kopf und bedachte ihn mit einem bemüht neutralen Blick.
    »Commander.« Sie erhob sich von ihrem Platz. Nahm Haltung ein, dachte Whitney und empfand Ärger über diese steife, unpersönliche Formalität.
    »Wir können Marco achtundvierzig Stunden festhalten, ohne Anklage gegen ihn zu erheben. Ich dachte, es wäre das Beste, ihn eine Zeit lang hinter Gittern schmoren zu lassen. Er weigert sich immer noch, seinen Anwalt anzurufen.«
    Whitney trat einen Schritt näher und blickte sich um. Er war nicht gerade oft in diesem Abschnitt des Gebäudes. Für gewöhnlich kamen seine Mitarbeiter zu ihm. Was einer der Nachteile der hierarchischen Strukturen seiner Behörde war.
    Sie hätte ein größeres Büro bekommen können. Sie hätte es verdient. Aber sie schien lieber in einem Raum zu arbeiten, der so klein war, dass drei Menschen, die sich in ihm drängten, unweigerlich in sündiger Beziehung zueinander stünden.
    »Gut, dass Sie nicht unter Klaustrophobie leiden«, bemerkte er, doch sie gab keine Antwort, verzog noch nicht mal das Gesicht.
    Ihm entfuhr ein Fluch. »Hören Sie zu, Dallas – «
    »Sir«, unterbrach sie spröde. »Die Waffe, die ich in David Angelinis Zimmer gefunden habe, wird gerade untersucht. Allerdings sagte man mir im Labor, dass es eine Weile dauern könnte, bis die Ergebnisse kommen, weil die Blutmenge, die von der Spurensuche ausfindig gemacht wurde, so gering ist, dass eine genaue Bestimmung oder gar eine DNA-Analyse schwierig werden wird.«
    »Das wurde mir bereits mitgeteilt, Lieutenant.«
    »Die Fingerabdrücke auf der Waffe wurden mit denen von David Angelini verglichen. In meinem Bericht – «
    »Wir kommen gleich zu Ihrem Bericht.«
    Sie reckte das Kinn. »Sehr wohl, Sir.«
    »Verdammt, Dallas, ziehen Sie endlich den verdammten Stock aus Ihrem Hintern und setzen Sie sich wieder hin.«
    »Ist das ein Befehl, Commander?«
    »Ach, verdammt – «, setzte er an.
    In diesem Augenblick platzte Mirina Angelini, eingehüllt in raschelnde Seide, auf klappernden Absätzen durch die Tür des winzigen Büros. »Weshalb versuchen Sie, meine Familie zu zerstören?«, wandte sie sich fauchend an Eve und schüttelte Slade, der hinter ihr stand und versuchte, sie ein wenig zu besänftigen, wie eine lästige Fliege ab.
    »Mirina, das bringt doch nichts.«
    Sie riss sich von ihm los und baute sich drohend vor Eve auf. »Ist es nicht genug, dass meine Mutter auf offener Straße ermordet worden ist? Ermordet, weil amerikanische Cops zu sehr damit beschäftigt sind, irgendwelchen Phantomen hinterher zu jagen und sinnlose Berichte zu verfassen, um unschuldige Bürger zu beschützen?«
    »Mirina«, sagte Whitney. »Komm mit in mein Büro. Wir werden dort miteinander reden.«
    »Reden?« Geschmeidig wie eine Raubkatze drehte sie sich mit blutrünstig gebleckten Zähnen zu ihm um. »Wie könnte ich je wieder mit dir reden? Ich habe dir vertraut. Ich dachte, du hättest mich, David, uns alle gern. Trotzdem hast du zugelassen, dass sie erst David und jetzt noch meinen Vater in eine Zelle sperrt.«
    »Mirina, Marco kam freiwillig hierher. Wir werden darüber reden. Ich werde dir alles erklären.«
    »Da gibt es nichts zu erklären.« Sie drehte ihm den Rücken zu und starrte Eve aus hasserfüllten Augen an. »Ich war im Haus meines Vaters. Er wollte, dass ich in Rom bleibe, aber dort habe ich es einfach nicht ausgehalten. Nicht, während der Name meines Bruders in jeder Nachrichtensendung aufs Neue durch den Dreck gezogen wird. Als wir ankamen, hat mir einer der Nachbarn voller Schadenfreude erzählt, dass inzwischen auch mein Vater von der Polizei verhaftet worden ist.«
    »Ich kann dafür sorgen, dass Sie

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