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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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schlängeln, höflich auf den Rücken.
    »Haben Sie Ihren Sicherheitscode vergessen, Ma’am?«
    Zur Antwort bekam sie einen Tritt gegen die linke Schulter. Sicher hatte sie noch Glück, dass es nicht ihr Gesicht erwischt hatte. Trotzdem landete sie rücklings in einem Bett mit frühen Tulpen. Die Einbrecherin ploppte wie ein Korken aus dem Fenster und versuchte über den Rasen zu flüchten.
    Hätte ihre Schulter nicht derart geschmerzt, hätte Eve sie vielleicht tatsächlich laufen lassen. So jedoch setzte sie ihrer Opponentin mit einem Hechtsprung nach, der sie beide der Länge nach in ein Beet mit bunten Stiefmütterchen krachen ließ.
    »Nimm deine dreckigen Pfoten weg, sonst bringe ich dich um.«
    Eve dachte flüchtig, dass das durchaus möglich wäre. Das Weib brachte sicher mindestens zehn Kilo mehr auf die Waage als sie selbst. Um sicherzugehen, dass sie nicht erdrückt wurde, rammte sie ihr den Ellbogen in die Gurgel und zog gleichzeitig ihre Dienstmarke hervor.
    »Sie sind festgenommen.«
    Die Frau rollte angewidert mit ihren dunklen Augen. »Was zum Teufel macht ein Bulle aus der City hier in dieser Gegend? Weißt du Arschloch vielleicht nicht, wo Manhattan liegt?«
    »Sieht ganz so aus, als hätte ich mich verlaufen.« Aus reiner Bosheit verstärkte Eve den Druck ihres Ellbogens noch ein wenig, zog ihr Handy aus der Tasche und rief den nächsten Streifenwagen.

6
    A m nächsten Morgen schrie ihre Schulter vor Schmerzen ebenso schrill wie Mavis während eines Schlussakkords, und die Überstunden, die sie zusammen mit Feeney vor dem Computer verbracht hatte, sowie die schlaflose Nacht allein in ihrem Bett hatten ihr Übriges getan. Da sie jedoch außer den allerleichtesten Schmerzmitteln niemals etwas nahm, schob sie sich nur eine einzige Tablette in den Mund, ehe sie sich für den Besuch des Gottesdienstes anzog.
    Sie und Feeney waren auf ein pikantes Detail gestoßen. David Angelini hatte im Verlauf des letzten halben Jahres drei große Beträge von seinen Konten abgehoben, insgesamt eine Million sechshundertzweiunddreißigtausend amerikanische Dollar.
    Das waren mehr als drei Viertel seiner persönlichen Ersparnisse, und er hatte sich die Beträge teils in anonymen Credits, teils in bar auszahlen lassen.
    Die Überprüfung von Randall Slade und Mirina war noch nicht ganz abgeschlossen, doch bis jetzt waren die beiden völlig sauber. Einfach ein glücklich verliebtes junges Paar kurz vor der Hochzeit.
    Gott allein wusste, wie man kurz vor seiner Hochzeit so etwas wie Glück empfinden konnte, dachte Eve, während sie ihren grauen Anzug aus dem Schrank zerrte.
    Immer noch fehlte der verdammte Knopf. Sie erinnerte sich daran, dass Roarke ihn hatte und ihn wie einen heidnischen Glücksbringer überall mit sich herumtrug. Sie hatte den Anzug getragen, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren - ebenfalls auf einem Gedenkgottesdienst für eine Tote.
    Eilig fuhr sie sich mit einem Kamm durch die kurzen, struppigen Haare und ließ ihre Wohnung und die Erinnerungen hinter sich zurück.
    Bei ihrer Ankunft herrschte vor der Kathedrale bereits dichtes Gedränge. Uniformierte Beamte waren über drei Blöcke entlang der Fünften aufgereiht. Eine Art Ehrenwache, dachte Eve, für eine Staatsanwältin, die die Polizisten respektiert hatten. Sowohl Boden- als auch Luftverkehr waren umgeleitet worden, doch aufgrund der zahlreichen Medienvertreter herrschte auf der breiten Straße dasselbe Gedränge wie gewöhnlich.
    Nachdem der dritte Polizist sie angehalten hatte, steckte sie ihre Dienstmarke an den Aufschlag ihrer Jacke und betrat, ohne noch einmal gestört zu werden, zum Klang der Trauermusik die alte Kathedrale.
    Sie ging nicht gern in Kirchen. Sie verursachten ihr Schuldgefühle, denen sie lieber nicht genauer auf den Grund ging. Der Geruch von Kerzenwachs und Weihrauch betäubte ihre Sinne. Einige Rituale, dachte sie, als sie sich auf eine der Seitenbänke schob, waren so zeitlos wie der Mond. Sie gab die Hoffnung auf, an diesem Morgen direkt mit Cicely Towers’ Familie zu sprechen und beschloss, stattdessen mit wachen Augen zu verfolgen, was während dieser Vorstellung geschah.
    Irgendwann in der letzten Dekade hatte die katholische Kirche zum Latein zurückgefunden. Eve nahm an, dass es den Gottesdiensten eine gewisse Mystik und den Gläubigen ein zusätzliches Gefühl der Zusammengehörigkeit verlieh. Auf alle Fälle erschien ihr die alte Sprache für eine Totenmesse sehr geeignet.
    Die Stimme des Priesters und

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