Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
die Antworten der Gemeinde hallten von den hohen Decken wider, während Eve ihre Blicke durch das Gotteshaus schweifen ließ. Hohe Würdenträger und Politiker saßen mit geneigten Köpfen andächtig auf den Bänken. Sie hatte sich so positioniert, dass sie auch die Familie sehen konnte, und als Feeney leise neben ihr Platz nahm, nickte sie unauffällig mit dem Kopf.
    »Angelini«, murmelte sie leise. »Das neben ihm wird seine Tochter sein.«
    »Und rechts von ihr, das ist sicher ihr Verlobter.«
    »Hm-hmmm.« Eve betrachtete das Paar: jung und attraktiv. Die Frau war zart gebaut und hatte wie die Mutter goldblondes, volles Haar. Ihr strenges schwarzes Kleid war hochgeschlossen, hatte lange, eng anliegende Ärmel und fiel weich um ihre Knöchel. Statt ihre roten, geschwollenen Augen hinter einem Schleier oder einer Sonnenbrille zu verbergen, stellte sie ihr schlichte, grundlegende, unverfälschte Trauer ohne jede Scham zur Schau.
    Randall Slade war ein gut aussehender, hoch gewachsener Mann. Er hatte ein auffallend, beinahe brutal attraktives Gesicht, an das sich Eve von dem Computerbild erinnerte: einen breiten Kiefer, eine lange Nase, einen leicht umwölkten Blick. Er wirkte groß und hart, doch sein Arm lag sanft und liebevoll um die Schultern seiner zukünftigen Frau.
    Links von Marco Angelini stand, ein Stückchen entfernt, sein Sohn David. Diese Form der Körpersprache ließ auf Spannungen zwischen den beiden schließen. David starrte vollkommen reglos geradeaus. Er war etwas kleiner als sein Vater, so dunkel wie seine Schwester hell, und er war allein, vollkommen allein.
    Letzter in der Familienreihe war George Hammett, und direkt hinter ihm saßen der Commander, seine Frau und seine Kinder.
    Sie wusste, dass auch Roarke gekommen war. Sie hatte ihn bereits am Ende einer Bank neben einer tränenüberströmten Blondine ausgemacht. Als Eve nochmals in seine Richtung blickte, sah sie, dass er sich zu der Frau herunterbeugte und leise etwas sagte, worauf sie ihr Gesicht an seine Schulter presste.
    Wütend wegen des eifersüchtigen Stichs, den der Anblick der beiden ihr versetzte, beschloss Eve herauszufinden, wer sich sonst noch alles zu der Trauerfeier eingefunden hatte.
    Plötzlich begegnete sie dem Blick von C. J. Morse.
    »Wie ist denn dieser kleine Bastard hier hereingekommen?«
    Als guter Katholik fuhr Feeney angesichts ihrer Wortwahl betroffen zusammen. »Wer?«
    »Morse – auf acht Uhr.«
    Feeney drehte unmerklich den Kopf und entdeckte den Reporter. »Ich nehme an, dass er bei dem Gedränge einfach an den Sicherheitsposten vorbeigeschlichen ist.«
    Eve überlegte, ob sie ihn nicht einfach zum Spaß am Kragen packen und aus der Kirche zerren sollte, doch dann kam sie zu dem Schluss, dass ein solches Vorgehen ihm nur die Aufmerksamkeit zuteil werden lassen würde, nach der er sich so verzweifelt sehnte.
    »Zur Hölle mit dem Kerl.«
    Feeney machte ein Geräusch, als hätte sie ihn gekniffen. »Himmel, Dallas, du bist hier in einer Kathedrale.«
    »Wenn Gott so kleine Frettchen wie ihn macht, dann gibt es eben auch mal ein paar Beschwerden.«
    »Zeig doch bitte ein wenig mehr Respekt.«
    Eve blickte zurück zu Mirina, die eine Hand an ihr Gesicht hob. »Ich habe jede Menge Respekt«, murmelte sie leise. »Jede Menge.« Mit diesen Worten schob sie sich an Feeney vorbei und schlenderte lässig auf den Ausgang zu.
    Als er sie eingeholt hatte, erteilte sie gerade einem der uniformierten Polizisten irgendeine Anweisung.
    »Was ist bloß mit dir los?«
    »Ich brauchte einfach ein bisschen frische Luft.« In Kirchen roch es für sie immer nach Sterben und nach Tod. »Und außerdem wollte ich dem Frettchen eins auswischen.« Lächelnd sah sie Feeney an. »Ich habe unseren Leuten gesagt, dass sie nach ihm Ausschau halten und sämtliche Aufnahmegeräte konfiszieren sollen. Übertretung des Gesetzes zum Schutz der Privatsphäre.«
    »Dadurch machst du ihn nur wütend.«
    »Gut so. Schließlich hat er mich ebenfalls wütend gemacht.« Sie atmete hörbar aus und blickte in Richtung der Horde Journalisten, die sich auf der anderen Straßenseite drängten. »Ich will verdammt sein, wenn die Öffentlichkeit das Recht hat, immer alles zu erfahren. Aber zumindest halten sich die Typen da drüben an die Regeln und erweisen der Familie etwas von dem Respekt, den du eben erwähnt hast.«
    »Ich gehe davon aus, dass du da drin fertig bist.«
    »Es gibt nichts, was ich dort tun könnte.«
    »Ich hätte angenommen, du säßest

Weitere Kostenlose Bücher