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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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einen Skandal?«
    »Du bist die Polizistin«, erklärte er lächelnd. »Also findest du das am besten selbst heraus.«
    Damit ließ er Eve stehen und kehrte zurück zu der hübschen Polizistenwitwe, um ihr weiter zur Seite zu stehen.
    »Mirina erwartet Sie in meinem Arbeitszimmer«, murmelte Whitney dicht an ihrem Ohr. »Ich habe ihr versprochen, dass es nicht lange dauert.«
    »Wird es auch nicht.« In dem Bemühen, ihren verletzten Stolz zu retten, folgte sie dem Commander hoch erhobenen Hauptes in Richtung seines Büros.
    Auch wenn der Raum weniger spartanisch eingerichtet war als sein Zimmer in der Zentrale, war es Whitney doch gelungen, die von seiner Frau geliebten femininen Nippsachen aus seiner Domäne zu verbannen. An den Wänden klebten schlichte beigefarbene Tapeten, der Teppich hatte einen etwas kräftigeren Ton, und die breiten, bequemen Stühle an dem Schreibtisch mitten im Raum hatten einen praktischen dunkelbraunen Bezug.
    In der Ecke neben dem Fenster wartete Mirina Angelini in ihrem langen, fließenden Gewand. Whitney ging zu ihr hinüber, sagte leise etwas und drückte ihr die Hand, ehe er mit einem warnenden Blick in Richtung seines Lieutenants das Zimmer verließ.
    »Ms. Angelini«, begann Eve mit ruhiger Stimme. »Ich kannte Ihre Mutter, habe mit ihr zusammengearbeitet und sie ehrlich bewundert. Es tut mir wirklich Leid, dass Sie sie verloren haben.«
    »Es tut allen Leid«, erwiderte Mirina mit einer Stimme, die ebenso zart und farblos wirkte wie ihre bleichen Wangen. Ihre Augen waren dunkel, beinahe schwarz und unnatürlich glasig. »Ich nehme an, außer der Person, die sie ermordet hat. Ich möchte mich schon im Voraus dafür entschuldigen, dass ich Ihnen im Augenblick sicher nicht weiterhelfen kann, Lieutenant Dallas. Ich habe mich dem Druck meiner Familie gebeugt und mir ein Beruhigungsmittel geben lassen. Wie Ihnen jeder bestätigen wird, komme ich mit der Situation nicht besonders gut zurecht.«
    »Sie und Ihre Mutter standen einander nahe.«
    »Sie war die wunderbarste Frau, die ich je getroffen habe.
    Weshalb also sollte ich ruhig und gefasst sein, nachdem ich sie auf diese Weise verloren habe?«
    Eve trat ein wenig näher und setzte sich auf einen der breiten, braunen Stühle. »Ich wüsste keinen Grund, weshalb Sie das sein sollten.«
    »Mein Vater möchte, dass wir Stärke zeigen.« Mirina blickte aus dem Fenster. »Und ich lasse ihn im Stich. Der äußere Schein war meinem Vater immer schon sehr wichtig.«
    »War Ihre Mutter ihm ebenfalls wichtig?«
    »Ja. Ihrer beider Leben waren sowohl privat als auch beruflich eng miteinander verwoben. Daran hat auch die Scheidung nichts geändert. Er trauert sehr um sie.« Sie atmete zitternd ein. »Auch wenn er es nicht zeigt, weil er dazu zu stolz ist, trauert er doch sehr um sie. Er hat sie geliebt. Wir alle haben sie geliebt.«
    »Ms. Angelini, erzählen sie mir, in welcher Stimmung Ihre Mutter war, wovon sie gesprochen hat und wovon Sie gesprochen haben, als Sie das letzte Mal Kontakt hatten.«
    »Am Tag, bevor sie starb, haben wir mindestens eine Stunde lang miteinander telefoniert. Es ging um meine Hochzeit.« Tränen rannen über ihre bleichen Wangen. »Wir hatten beide jede Menge Pläne. Ich hatte ihr Bilder von Kleidern geschickt, Hochzeitskleidern ebenso wie Brautmutter-Ensembles. Wir haben über Kleider geredet. Wirkt das nicht furchtbar oberflächlich, Lieutenant, dass wir uns, als ich das letzte Mal mit meiner Mutter sprach, über Mode unterhalten haben?«
    »Nein, ganz sicher nicht. Es wirkt wie ein Zeichen Ihrer gegenseitigen Zuneigung und Liebe.«
    Mirina presste eine Hand an ihre Lippen. »Denken Sie das wirklich?«
    »Ja, das denke ich wirklich.«
    »Worüber sprechen Sie mit Ihrer Mutter?«
    »Ich habe keine Mutter. Habe nie eine gehabt.«
    Mirina blinzelte verwirrt. »Wie seltsam. Was ist das für ein Gefühl?«
    »Ich…« Es war schlicht unmöglich, ihre Empfindungen zu beschreiben. »Für Sie wäre es nicht dasselbe, Ms. Angelini«, sagte sie deshalb mit sanfter Stimme. »Als Sie mit Ihrer Mutter sprachen, hat sie da irgendwas oder irgendwen erwähnt, der ihr Sorge bereitete?«
    »Nein. Falls Sie an ihre Arbeit denken, muss ich Sie enttäuschen. Wir sprachen kaum jemals darüber. Ich habe einfach kein Interesse an der Juristerei. Sie war glücklich, aufgeregt, weil ich für ein paar Tage herüberkommen wollte. Wir haben viel gelacht. Ich weiß, sie hatte dieses Image, dieses Image der harten Powerfrau, aber mir

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