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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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gab. Commander, ich muss unbedingt mit dem Rest der Familie des Opfers, mit ihren engen Freunden und mit Ihrer Frau reden.«
    Das hatte er inzwischen akzeptiert oder zumindest versucht zu akzeptieren. Seit Beginn seiner Karriere hatte er sich stets bemüht, seine Familie von den häufig widerlichen Dingen fern zu halten, die mit seiner Arbeit zusammenhingen. Nun jedoch musste er sie ihnen direkt aussetzen.
    »Sie haben meine Adresse, Lieutenant. Ich werde meine Frau anrufen und ihr sagen, dass Sie kommen.«
    »Ja, Sir. Vielen Dank.«
    Anna Whitney hatte aus dem zweigeschossigen Haus in einer ruhigen Straße im Vorort White Plains ein gemütliches Zuhause gemacht. Sie hatte dort ihre Kinder großgezogen, und sie hatte diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Statt ihre Karriere als Lehrerin weiterzuverfolgen, hatte sie sich für den Beruf der Mutter entschieden. Nicht des staatlich garantierten Gehalts für Vollzeiteltern wegen, sondern weil sie es als aufregend empfunden hatte, jede Entwicklungsstufe ihrer Kinder hautnah zu erleben.
    Sie hatte etwas für ihr Gehalt getan, und nun, da die Kinder erwachsen waren, verdiente sie ihr Pensionsgehalt, indem sie sich mit demselben Eifer ihrem Heim, ihrem Gatten und ihren häufigen, zahlreichen Gäste widmete. Wann immer sie es konnte, füllte sie das Haus mit ihren Enkeln, und beinahe jeden Abend richtete sie eine Dinnerparty aus.
    Anna Whitney hasste das Alleinsein.
    Doch sie war allein, als Eve das Haus betrat. Wie immer war sie sorgfältig geschminkt, und ihr hübsches Gesicht wurde durch das aus der Stirn gekämmte weizenblonde Haar vorteilhaft betont.
    Sie trug einen Einteiler aus guter amerikanischer Baumwolle und reichte Eve zur Begrüßung die einzig mit ihrem Ehering geschmückte rechte Hand.
    »Lieutenant Dallas, mein Mann sagte mir bereits, dass Sie kommen würden.«
    »Tut mir Leid, Sie hier zu stören, Mrs. Whitney«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Schließlich bin ich mit einem Cop verheiratet. Aber kommen Sie doch herein. Ich habe einen Krug Limonade gemacht. Leider nur aus Instant-Pulver. Frische und gefrorene Zitronen sind so gut wie nirgends zu bekommen. Es ist noch etwas früh für Limonade, aber irgendwie hatte ich heute Durst drauf.«
    Eve ließ Anna plaudern, während sie gemeinsam in Richtung des Wohnzimmers mit den steiflehnigen Stühlen und den kantigen Sofas gingen.
    Die Limonade schmeckte gut, und nach dem ersten vorsichtigen Nippen nickte Eve anerkennend mit dem Kopf.
    »Sie wissen, dass morgen früh um zehn der Trauergottesdienst für Cicely stattfindet.«
    »Ja, Ma’am. Ich werde dort sein.«
    »Es wurden bereits so viele Blumen abgegeben. Sie sollen verteilt werden, nachdem… aber deshalb sind Sie nicht gekommen.«
    »Staatsanwältin Towers war eine gute Freundin von Ihnen.«
    »Sie war eine sehr gute Freundin sowohl von mir als auch von meinem Mann.«
    »Ihre Kinder wohnen zurzeit hier bei Ihnen?«
    »Ja, sie… im Moment sind sie mit Marco beim Erzbischof, um über den Gottesdienst zu sprechen.«
    »Die beiden stehen ihrem Vater nahe.«
    »Ja.«
    »Mrs. Whitney, weshalb wohnen sie dann hier statt bei ihrem Vater?«
    »Wir alle hielten es so für das Beste. In dem Haus – Marcos Haus – sind so viele Erinnerungen. Cicely hat dort gelebt, als die Kinder klein waren. Und dann sind da die Medien. Sie wissen nicht, wo wir wohnen, und wir wollten es den Kindern ersparen, sich mit den Reportern herumschlagen zu müssen. Der arme Marco wird von ihnen regelrecht belagert. Natürlich wird es morgen nicht so sein.«
    Ihre hübschen Hände zupften an den Knien ihrer Hose, dann legte sie sie ruhig nebeneinander. »Sie müssen es erst noch begreifen. Sie stehen noch vollkommen unter Schock. Sogar Randall. Randall Slade, Mirinas Verlobter. Er und Cicely mochten sich sehr gern.«
    »Dann ist er also auch hier.«
    »Er würde Mirina in einer solchen Zeit niemals im Stich lassen. Sie ist eine starke junge Frau, Lieutenant, aber selbst starke Frauen brauchen hin und wieder einen Menschen, an den sie sich anlehnen können.«
    Eilig verdrängte Eve das Bild von Roarke, das bei diesen Worten in ihr aufstieg. Deshalb klang ihre Stimme, als sie Anna die Routinefragen stellte, förmlicher als sonst.
    »Ich habe mich wieder und wieder gefragt, was sie in dieser Gegend verloren haben könnte«, schloss Anna ihre Ausführungen. »Cicely konnte furchtbar stur sein, und sie hatte einen äußerst ausgeprägten Willen, aber sie war selten impulsiv und niemals

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