Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Dascha sichtlich drum kämpfte ruhig zu bleiben, ergriff Emily das Wort.
„Weil sie das Blut getrunken hat?“, fragte sie dann. Cindy blieb stehen und schaute sie erleichtert an.
„Sucht nach dem Blut, das Monster macht! Monster, Monster!“, grinste sie, dann lief sie fort. Dascha schaute ihr verwirrt nach.
„Sag jetzt nicht, dass Aqua ein Vampir ist oder so ein Müll“, sagte sie flehend. Emily dachte nach.
„Ich glaube nicht. Sie hat Monster gesagt und nicht Vampir. Also müssen wir nach etwas suchen, das Monster aus Menschen macht, wenn man dessen Blut trinkt“, fasste sie zusammen.
„Von sowas habe ich noch nie gehört. Ich weiß nur, dass man zum Vampir oder einem Vampirdiener wird, wenn einer von jemandem das Blut trinkt oder so. Ich glaube, wir sollten weiter nach Kira suchen und dann wieder meinen besten Freund fragen, das Internet!“, sagte Emily den Satz zu Ende. Früher war sie eher genervt vom Technikwahn ihrer Freundin. Früher.
Als sie wieder auf dem Schulgelände ankamen, neigte sich die Sonne schon wieder Richtung Horizont. Zwei Sachen fielen den beiden auf, als sie sich umschauten; Aqua, die ohne Lehrerin trotzdem mit der Mädchen-Fußballmannschaft trainierte und Kira, die aus dem Wohntrakt auf den Hof trat. Die beiden liefen Kira entgegen.
„Wo warst du denn, wir haben dich den ganzen Tag gesucht!“, fragte Emily erleichtert. Die fünf Kratzer waren tiefer als gedacht, scheinbar hatte Kira sie in der Nacht nähen lassen müssen. Auch ihr gerissenes Ohrloch war genäht worden. Mit ernstem Blick schaute sie Dascha und Emily an.
„Ich war in Kapstadt bei meinen Eltern. Sie sind auch Ärzte, wisst ihr. Sie mussten mir mein Gesicht nähen ... mein ganzes Kissen war durchgeweicht vor Blut. Außerdem habe ich mir dort ein Paar Sachen besorgt. Das Erste probiere ich jetzt gleich mal aus!“ Beim letzten Satz verzog sich Kiras Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Sie schob sich zwischen den beiden hindurch und ging schnellen Schrittes zum Sportplatz. Emily durchlief wieder ein kalter Schauer, sie schüttelte sich kurz.
„Kira, mach doch nichts Dummes, komm schon“, versuchte sie sie aufzuhalten. Kira schaute sie mit großen, traurigen Augen an.
„Schau mich an, schau Koko an. Was sonst sollte ich tun?“, fragte sie traurig, dann huschte aber ein Schatten der Zufriedenheit über ihr Gesicht und sie ließ eine Hand in ihrer Bauchtasche verschwinden. Als Emily sie festhalten wollte, stellte sich Dascha jedoch dazwischen. Emily schaute sie verwirrt an, während Kira unbeirrt weiter ging.
„Ich weiß, wie sie sich fühlt. Lass sie. Sie wird intelligent genug sein, das Biest nicht zu beißen. Reden können wir auch später noch“, erklärte Dascha.
„Aber das können wir doch nicht zulassen!“, sagte Emily entsetzt und versuchte an Dascha vorbei zu kommen. Da hörte man aber schon einen lauten Aufschrei. Dascha drehte sich um und schaute zum Sportplatz herüber. Kira stand mit erhobener Faust vor der am Boden hockenden Aqua, der Blut über die Wange lief. Erst sahen die beiden nicht, warum, doch dann sahen sie im Licht der untergehenden Sonne rotes Blut auf etwas an Kiras Hand glänzen, scheinbar ein Schlagring. „Dascha, komm schon. Das ist nicht gut!“, flehte Emily, die von Dascha am Oberarm festgehalten wurde. Doch Dascha rührte sich nicht einen einzigen Zentimeter. Stattdessen lächelte sie in sich herein, während sie zuschaute, wie Kira Aqua am Kragen hochzog und ihr mit dem Schlagring erneut mit voller Wucht ins Gesicht schlug, diesmal genau auf die Nase. Aqua taumelte rückwärts und fiel wieder in den Staub. Als Kira sie wieder am Kragen packte und hochzog, wollten die Mädchen aus der Mannschaft eingreifen, aber den dritten Schlag, der diesmal genau unter Aquas rechtes Auge ging, konnten sie nicht verhindern. Wieder lag Aqua im Staub, Blut lief ihr aus Nase, Mund und aus einer Platzwunde unterm Auge. Zufrieden lächelte Kira, nahm den Schlagring wieder ab und blieb einfach nur stehen. Eines der Mädchen war in die Schule gelaufen und der Leiter kam wutentbrannt hinter ihr her. Mit großen Schritten überquerte er den Hof und brüllte vor sich hin.
„Was ist nur mit euch los? Gewalt, an meinem Internat!“, schrie er Kira an. Diese gab ihm wortlos den Schlagring.
„Kira! Du gehst jetzt sofort auf dein Zimmer! Zimmerarrest! Geh du voraus, ich werde höchstpersönlich die Tür hinter dir zusperren!“, brüllte er und war hochrot angelaufen. Zufrieden grinsend
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