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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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allerdings regte sich selbst daraufhin nichts hinter der Tür.
    „Madame Lubeniqi, Alain Germeaux ist hier. “
    Ungehalten klopfte er an den verwitterten Holzrahmen. Seine Stimmung sank bedrohlich schnell gegen den Nullpunkt. Nach der umständlichen Fahrt mit Métro und Bus durch die halbe Stadt war er endlich bei Renée Lubeniqi in der Rue Gwan-Valla angekommen. Und nun war diese Frau nicht einmal zu Hause! Mit Gewalt musste er sich zurückhalten, um nicht die Faust gegen die Tür zu schlagen. In der Zwischenzeit hatte sich so viel Frust in ihm angestaut, dass ein heftiger Ausbruch bloß noch eine Frage der Zeit zu sein schien.
    Verwundert hob er die Augenbrauen. Hatte ihn seine Wut derart blind werden lassen? Wieso hatte er das nicht gleich bemerkt? Die Haustür war gar nicht verschlossen. Als er mit dem Finger dagegen stieß, öffnete sie sich quietschend. Mit einem Stirnrunzeln bemerkte er feine Holzsplitter auf dem Boden.
    Er holte tief Luft und trat in die halbdunkle Diele. „Madame Lubeniqi?“
    Nichts zerstörte die Stille. Als würde das Haus selb st die Luft anhalten. Trotz der dicken Lederjacke schlug Alain fröstelnd die Arme um seinen Körper. Es war eine unheimliche Ruhe, die ihn umgab. Was ihn daran irritierte, hätte er nicht sagen können. Nur so ein Gefühl, das hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
    Obwohl er nicht mehr ernsthaft mit einer Reaktion rechnete, versuchte er es ein weiteres Mal: „Renée? Sind Sie zu Hause? Ich bin es, Alain Germeaux. Wir waren miteinander verabredet.“ Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr und zuckte lässig elegant mit der Schulter. „Vor einer Stunde.“
    Keine Antwort.
    In der winzigen Küche neben der Eingangstür war das Frühstücksgeschirr noch nicht abgeräumt. Zwei Gedecke standen auf dem kleinen Wandklapptisch, eine Tasse war halb voll mit Kaffee, ein angebissenes Croissant lag neben dem Teller.
    Alains Herz schlug schneller. Was stimmte da nicht? Die Szenerie erweckte den Eindruck eines völlig übereilten Aufbruchs. Renée und Jean hatten ihr Frühstück nicht beendet, sondern alles stehen und liegen lassen …
    Und nicht einmal Zeit gehabt, das Haus abzuschließen?
    Plötzlich hatte er Angst , sich weiterzubewegen. Wie gelähmt stand er, unfähig, sich auch nur einen einzigen Schritt von der Stelle zu rühren. Er wagte kaum zu atmen, bis seine Brust vor Anspannung schmerzte. Was tat er hier? Das ging ihn doch alles nichts an! Eine innere Stimme forderte ihn auf, sofort zu verschwinden, einfach abzuhauen und alles andere zu tun, als durch dieses Haus zu gehen, um herauszufinden, weshalb die Journalisten ihre Verabredung nicht einhielten. Er merkte, wie sich Schweißperlen auf seiner Oberlippe bildeten.
    Sein Herz jagte, als ihn d as heisere Schrillen eines Telefons aus seiner Starre riss und ihn zwang, sich umzublicken, aber weder in dem dunklen Flur noch in der Küche konnte er den Apparat finden.
    Abscheulicher Gestank schlug ihm aus dem abgedunkelten Zimmer am Ende des Korridors entgegen. Er vermutete dort das Telefon, das unablässig und nervtötend läutete. Den schnurlosen Hörer, an den er jetzt mit dem Fuß stieß, hatte er bisher übersehen. Während er sich bückte, um das Telefon aufzuheben, blieb sein Blick an einem unförmigen, großen Etwas im Nebenzimmer hängen. Seine Finger zitterten, als er auf die Taste mit dem Piktogramm eines Hörers drückte.
    „Hallo, Süßer!“, flüsterte eine heisere Stimme mit amerikanisch gefärbtem Deutsch in sein Ohr.
    Durch Alains Körper ging ein heftiger Ruck, sodass ihm fast das Telefon aus der Hand glitt. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck blanken Entsetzens.
    „Das ist eine echte Überraschung , dich in natura zu sehen. Ich war schon mehr als gespannt auf diesen Anblick. Und ich muss sagen, ich bin beeindruckt, absolut fasziniert. Dein Video ist um die ganze Welt gegangen, wusstest du das? Kein Wunder, es war erste Sahne, was da geboten wurde. Und es wirkte es verdammt echt!“
    Der Fremde am anderen Ende der Leitung machte eine Pause, die Alain die Zeit aufdrängte , seine Worte mit aller Wucht nachwirken zu lassen. Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten und ein eisiger Schauer sein Rückgrat entlang zog. Er schluckte schwer. Man hatte ihn erwartet! Der andere kannte ihn! Aber von welchem Video redete er?
    Der Amerikaner meldete sich wieder zu Wort, diesmal eine Spur aggressiver: „Ich warne di ch und das tue ich bloß ein einziges Mal. Frag deine Freunde,

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