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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gerade furchtbar gestört fühlte. Er starrte von Beate zum Monitor und wieder zurück, während seine Finger unbeherrscht auf die Schreibtischplatte trommelten.
    Das war nicht unbedingt die herzlichste aller Begrüßungen und Beate merkte ihm an, wie widerwillig er seinen Kopf von den Schriftstücken hob. Soviel also dazu, ein nettes Plauderstündchen mit ihm abzuhalten. Bei ihm musste man immer auf alles gefasst sein. Sie wusste es, gleichwohl fiel es ihr schwer, sich damit abzufinden. Sie sah die dunklen Ringe unter seinen Augen, die Müdigkeit, aber auch die Besessenheit darin und antwortete leise: „Es war nicht so wichtig, Alain. Entschuldige die Störung.“
    Sie hatte sich bereits zur Tür umgedreht, da vernahm sie noch einmal seine dunkle Stimme: „Warte! Komm her.“ Endlich drehte er sich in seinem Bürosessel in ihre Richtung und streckte verlangend seine Arme nach ihr aus. „Na, komm schon. Eine kleine Pause zwischendurch wird mir gut tun.“ Er langte nach der Thermoskanne und schüttelte sie. Leer!
    „Soll ich dir frischen Kaffee holen?“
    „Nein. Nein, danke. Hab vermutlich sowieso schon zu viel davon gehabt. Oder weshalb schlägt mein Herz plötzlich so schnell?“ Er grinste breit. „Was wolltest du mir erzählen? Du würdest mich nicht stören, wenn es nicht wichtig wäre.“
    Unschlüssig trat Beate näher und schaute sich in seinem Atelier um, den Atem angehalten und irgendwie irritiert. Über den gesamten Boden verteilt lagen Papierblätter in den unterschiedlichsten Formaten, darauf Zeichnungen, Skizzen und Baupläne. Die Augen schienen ihr überzugehen, als sie zwei Staffeleien entdeckte, die unter einem Skylight standen.
    „Hast du die gemalt?“, flüsterte sie voll Ehrfurcht und deutete auf die beiden Aquarelle.
    Alain hob beide Hände in einer Geste der Bedeutungslosigkeit.
    „Aber die sind wirklich gut. Die sind hervorragend.“ Sie wanderte weiter durch den Raum. „Was ist das alles?“
    „Ich bin Diplom-Designer.“
    „Mmmh.“
    „Architekt“, erklärte Alain schmunzelnd.
    „Hab davon gehört.“
    Im Zeitlupentempo drehte sie sich einmal um ihre Achse, dann bewegte sie sich vorsichtig, als würde sie sich auf einem Minenfeld vorantasten, auf Zehenspitzen auf ihn zu.
    „Innenarchitekt, um genau zu sein. Ich habe mich auf Verkehrsbauten spezialisiert.“
    „O- kay“, machte sie, noch immer laaangsamer als eine Schnecke.
    „Dazu gehören Flughäfen samt Flugzeugen, Bahnhöfe, Züge, Straßenbahnen, Wohnwagen, all sowas eben.“
    Sie beugte sich über eine Zeichnung auf dem Boden, ließ ihren Blick über die daneben wandern und über die nächste und weiter, bis sie schließlich Alains selbstzufriedener Miene begegnete.
    „Und was genau ist das da?“
    „Momentan haben es mir die Innenräume von Yachten und Kreuzfahrtschiffen angetan.“
    „Cool! Du  bist ein richtiger Künstler.“
    Er fasste nach ihrer Hand und legte mit einem leisen Seufzer seine Arme um Beates Taille. Dann zog er sie dicht zwischen seine geöffneten Knie und presste sein Gesicht an ihren Bauch. Während sie ihm den Nacken massierte, spürte sie, wie er sich mit einem wohligen Knurren entspannte.
    „Oh ja, das tut gut. Du weißt genau, was ich brauche. Und du bist zur Stelle, wenn es notwendig ist.“
    Am liebsten hätte sie diesen Augenblick für immer festgehalten. Wie sehr hatte sie dieses Gefühl vermisst, gebraucht zu werden. Und auch sie fühlte sich ruhiger und zufriedener, wenn sie in seiner Nähe war.
    „Wir sind am Samstag bei Renée Lubeniqi eingeladen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich zugesagt habe. Renée und Jean Chasseur fliegen heute nach Deutschland, weil sie etwas her ausgefunden haben, womit sie … sie wollen Doktor Ferrard …“
    Beate verstummte und Alain hob den Kopf. Sein fragender Blick drang in sie. Er vermutete ganz richtig, dass sich ihre Begeisterung für das gewagte Vorhaben der Journalisten in sehr engen Grenzen hielt. Allerdings stand ihm nicht der Sinn danach, lange über den Grund nachzudenken.
    „Das war doch genau das, was du wolltest , oder irre ich? Machst du dir jetzt etwa Sorgen wegen der beiden? Die werden schon wissen, wie weit sie gehen dürfen. Bea, das sind Profis.“
    Sie nickte wenig überzeugt und löste sich widerstrebend aus seiner Umarmung. „Ich verschwinde dann besser. Du hast sicherlich noch zu tun. Sehen wir uns beim Abendessen?“
    Alain antwortete nicht. Er hatte sich bereits wieder seinem Computer zugewandt und bearbeitete

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