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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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die nicht hören wollten und nun das Nachsehen haben. Halt dich raus aus dieser Sache! Oder möchtest du das nächste Video gemeinsam mit deiner kleinen deutschen Schlampe drehen? Wäre zwar bestimmt recht nett, wahrscheinlicher jedoch ist ein Ende wie das der beiden Schnüffler. Also, kein Wort zu den Bullen oder die rothaarige Wildkatze ist die Nächste auf unserer Abschussliste. Vergiss mich nicht! Und jetzt verschwinde von hier! Sofort!“
    Der Anrufer musste ihn von draußen beobachtet haben, als er das Haus betreten hatte! Alain stürzte zum Fenster und stolperte dabei über den zusammengekrümmten Körper von Renée Lubeniqi. Mit weit aufgerissenen, totenstarren Augen, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, lag sie in einer Lache Blut.
    Alain prallte zurück. Übelkeit stieg in ihm auf, gegen die er vergeblich anzukämpfen versuchte. Er stöhnte auf, die Hand auf den Mund gepresst. Dann musste er sich übergeben. Wankend suchte er Halt an einem Stuhl, der polternd umfiel. Erschreckt zuckte er zusammen und taumelte gegen ein wandhohes Bücherregal.
    Erst in diesem Moment bemerkte er den neben Renée bäuchlings ausgestreckten Mann. Er horchte auf, denn er glaubte ein Geräusch gehört zu haben. Zögernd trat er einen Schritt auf ihn zu und beugte sich zu dem Mann hinab.
    „Jean, können Sie mich hören?“, fragte er mit bebender Stimme.
    Unartikulierte, kaum vernehmbare Laute waren alles, was er zur Antwort erhielt. Jean Chasseur lebte! Alain ging in die Hocke und atmete tief durch. Seine Hände zitterten, als er den Journalisten an der Schulter fasste und vorsichtig auf den Rücken drehte. Er erstarrte vor Grauen – im Unterleib des Mannes steckte bis zum Heft ein breites Messer. Die halb geöffneten Augen des langsam Verblutenden blickten ihn um Hilfe flehend an.
    „Jean, was ist passiert? Wer war das?“
    Tonlos bewegte sich Jeans Unterkiefer.
    „Mein Gott, Jean, ich kann Sie nicht verstehen! Versuchen Sie es noch einmal.“
    Unter größter Kraftanstrengung stieß der Journalist hervor: „Stojkow … in Hamburg … deine … Niere … Ame...“ Jean Chasseurs Worte erstickten in einem grausigen Röcheln. Ein dünner Blutfaden sickerte aus seinem Mundwinkel. Dann fiel sein Kopf schlaff zur Seite.
    Einen Arzt! Er musste einen Arzt holen! Suchend irrte Alains Blick durch den Raum. Wo hatte er bloß das Telefon liegen lassen? Das Telefon! Verdammt, er brauchte das Telefon!
    Schmerzhaft krampfte sich sein Herz zusammen. Er musste ihm helfen! Seine Hände tasteten nach dem Handy in der Innentasche seiner Motorradjacke. Als er es hervorzog, um den Notruf zu wählen, starrte er auf seine Hände, als würde er sie das erste Mal sehen . Sie waren voll Blut. Jeans Blut. Überall!
    Das Rauschen in seinen Ohren übertönte das lauter werdende Auf und Ab einer heulenden Sirene. Wie durch eine Wand aus Watte vernahm er das Sondersignal von Polizeifahrzeugen, die in die Rue Gwan-Valla einbogen. Mit quietschenden Bremsen stoppten die Autos vor dem Haus von Renée Lubeniqi.
    Alain indes stand einfach nur da, zwei tote Journalisten neben sich, den Blick wie festgenagelt auf seine blutverschmierten Hände gerichtet. Er spürte mehr, als dass er hören konnte, wie Türen aufgerissen wurden und Befehle durch das kleine Haus gellten, das unter den schrillen Kommandos zu erbeben schien. Noch ehe er sich einen Schritt bewegen konnte, sah er sich von drei Polizisten umringt. Obwohl sein Gesichtsfeld getrübt war, erkannte er, dass sie mit ihren schussbereiten Waffen auf ihn zielten. Wie in einem Film spulte sich das gespenstische Geschehen vor seinen Augen ab. Dass er dabei selbst ein Teil des Ganzen war, schien er nicht zu begreifen. Erstaunt blickte er zu den Männern in schwarzen Kampfanzügen.
    Eine schneidende Stimme we ckte ihn aus seiner Reglosigkeit. „Waffe weg! Hände über den Kopf!“
    Fragend legte er den Kopf schief. Sie konnten ihn nicht gemeint ha ben. Er hatte mit diesem Massaker nichts zu tun! Und er besaß auch keine Waffe. Angestrengt hörte er auf die Kommandos der Polizisten, beobachtete, wie sich der Mund des einen bewegte, und verstand trotzdem keines seiner Worte.
    „Was hast du da? Auf den Boden damit! Los, los, los! Mach schon, Waffe runter!“
    Un gläubig schüttelte er den Kopf. „Das … das ist … ein Missverständnis. Ich habe …“
    Arglos streckte er dem vor ihm stehenden Polizisten das Telefon entgegen. Offenbar missdeutete der diese Geste, denn unvermittelt krachte ein

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