Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
rutschte unter ihm weg. Ruckartig kippte es zur Seite und er wurde vom Sitz geschleudert.
    Die Wucht des Aufpralls seines Kopfes an der Betonwand war so heftig, dass er das Bewusstsein verlor.
    Er kam erst wieder zu sich, als jemand versuchte, ihm mit roher Gewalt den Helm vom Kopf zu ziehen. Als dem gesichtslosen Fremden dies nicht sofort gelang, hörte er unverständliches Fluchen und gleich darauf schwere Schritte. Grob wurde er an den Armen gepackt und über den Parkplatz geschleift. Obwohl seine Schmerzen fast unerträglich waren und er schreien wollte, bekam er keinen Ton über seine Lippen. Vergeblich zwang er sich, die Augen geöffnet zu halten und nicht wieder ohnmächtig zu werden.
     
    Die Sonne schickte sanfte Strahlen durch die verstaubte Dachluke, als er seine Augen aufschlug. Das erste, was er erblickte, war eine fette Spinne, die ihr Netz in einer Ecke gesponnen hatte und sich in den feinen Fäden gerade über ihr Frühstück hermachte. An der unverputzten Decke des niedrigen Raumes direkt über seinem Kopf hing eine nackte Glühbirne, daneben waren Haken und Ösen in unterschiedlichen Größen befestigt.
    Übelkeit stieg seine Kehle empor , während die Handwerkerbrigade in seinem Kopf munter drauflos hämmerte, bohrte und sägte. Er fror erbärmlich und jede Faser seines Körpers schmerzte. Es fühlte sich an, als sei er in der Mitte auseinandergerissen worden, zerschmettert, zerquetscht wie eine Fliege. Selbst seine Bemühungen, die Augenlider über längere Zeit offen zu halten, waren erfolglos.
    Vorsichtig bewegte er die Finger und erst in diesem Moment realisierte er, dass er mit entblößtem Oberkörper auf dem nackten Beton lag. Seine Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden und ohne jedes Gefühl. Etwas ruckte an seinem Hals. Beim Versuch, seinen Kopf anzuheben, drückte ihm ein breiter Lederriemen die Luft ab, weil jemand die Fesseln mit dem Riemen um seinen Hals verknotet hatte. Wollte er sich also aufrichten, würde er sich entweder die Schultern ausrenken oder erdrosseln.
    Ein cleverer Bursche, der sich das ausgedacht hatte! Auf diese simple, doch wirkungsvolle Weise war seine Bewegungsfähigkeit auf ein Mindestmaß eingeschränkt.
    Von irgendwoher drang leises Schnarchen zu ihm, dessen Nerven sich bis zum Zerreißen spannten. Trotz größter Kraftanstrengung konnte er niemanden ausmachen. Der leise Groll über seine Hilflosigkeit wuchs immer schneller und gipfelte in einem heiseren Aufschrei und darauf folgenden Flüchen und Beschimpfungen. Schließlich hörte er das Knarren von Bettfedern und schlurfende Schritte, die sich ihm näherten.
    Schlaftrunken wankte eine unrasierte Ges talt durch den ungeheizten Raum und beugte sich grunzend über ihn. „Sieh an, unser Schneewittchen hat ausgeschlafen. Ja, dann herzlich willkommen, mein Süßer!“
    „ Was wollt ihr von mir? Wer zur Hölle seid ihr?“, presste er heiser hervor. „Und bindet mich endlich los!“
    Nur kurz sah er das Eisen an dem Springerstiefel aufblitzen. Gleich darauf krachte der schwere Stiefel gegen seinen dröhnenden Schädel. Übelkeit flutete wie eine Welle durch seinen Körper und hob seinen Mageninhalt.
    „Du bist nicht in der Position, hier Befehle zu erteilen!“, schnauzte eine Reibeisenstimme. „Guck dich doch bloß an, du Wurm.“
    Er biss knirschend die Zähne aufeinander, um nicht aufzuschreien. Der hünenhafte Mann stellte sich breitbeinig über ihn. Mit einem fiesen Grinsen auf der Visage schlug er noch einmal mit seiner gewaltigen Faust in das vor Schmerz verzerrte Gesicht.
    „Halt ’s Maul, Kleiner! Wenn wir mit dir reden wollen, werden wir’s dich wissen lassen!“
    Ein zweiter Kerl, nicht weniger abgerissen als der andere, tauchte aus dem Hintergrund auf. Er legte seine Pranke auf die Schulter seines Kum pans und riss ihn zurück. „Nicht das Gesicht!“, knurrte er ungehalten. „Das brauchen wir, hat er gesagt.“
    „Okey-dokey , hab’s nicht vergessen. Hältst du mich für blöd?“
    Der andere kicherte schwachsinnig.
    „Verdammt noch mal, was wollt ihr? Soll das eine Entführung werden? Glaubt ihr wirklich, es würde jemand Lösegeld für mich zahlen?“ Gequält stöhnte der junge Mann auf und rang nach Atem.
    „Lösegeld“, meckerte jemand amüsiert. „Gute Idee, in der Tat. Nur würde sich vermutlich keiner finden, der dafür, dass du zurückkommst, auch bloß einen Cent lockermacht. Nein, kein Lösegeld. Wäre auch zu billig für dich. So leicht kommt uns einer wie du nicht

Weitere Kostenlose Bücher