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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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davon.“
    „ Wovon redet ihr? Ich kenne euch nicht und deswegen will …“
    Er kam nicht dazu , seinen Satz zu beenden. Ein Knebel wurde ihm in den Mund gestopft und mit einem Lederband fixiert. Seine angstvoll geweiteten Augen starrten den Betrunkenen an, als könne er in dessen Gesicht lesen, was folgen würde. Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus. Der Puls jagte, bis ihm das Blut in den Ohren rauschte. Das war kein Spiel oder geschmackloser Witz, über den sie sich gleich alle kaputtlachen würden. Das war höchstens ein Vorspiel. Er hörte jemanden Koffer öffnen und in Plastiktüten wühlen.
    „ Yeah, das ist genau das Passende. Okay, Süßer, lass dich überraschen. Mach deine veilchenblauen Äuglein zu.“
    In der nächsten Sekunde legte sich ein breites Tuch über seine Augen und wurde am Hinterkopf verknotet.
    „Das macht die Sache richtig spannend, hä? Wusstest du, dass der Mensch neunzig Prozent aller Sinneseindrücke durch das Sehen erlebt? Wenn du jetzt also nichts mehr siehst, schärft sich das Wahrnehmungsvermögen deiner anderen Sinne. Mit deinem Gehör versuchst du verzweifelt herauszufinden, was wir tun. Du quälst dich mit der Frage, wer dich berührt. Und warum“
    Er zuckte zusammen, als er auf seiner Brust eine Hand spürte, die sich langsam und sacht bewegte.
    „Und jetzt werde ich dir verraten, was wir mit dir vorhaben. Dann musst du mir Recht geben, dass es viel mehr wert ist als all dein Besitz. Wir wollen etwas ganz Persönliches, etwas Einmaliges, dessen unwiederbringlicher Verlust dich mehr schmerzen wird als eine verlorene Million oder zwei. Pfff! Peanuts!“
    Ungeachtet der Kälte, die vom rauen Boden in seinen Körper kroch, trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Er spürte seinen Herzschlag in den Schläfen trommeln. Niemand wird dich suchen! schien er ihm in den Schädel hämmern zu wollen. Niemand! Denn es gibt niemanden, der dich vermisst. Zumindest nicht wirklich.
    Wie Recht sie doch hatten! Nicht ein Mensch auf dieser Welt würde ein angemessenes Lösegeld für ihn zahlen. Nicht einmal denjenigen, die sich seine Freunde nann ten, traute er so viel Loyalität zu. Und Germeaux? Der würde sich am Abend zuvor maßlos darüber aufgeregt haben, dass er nicht wie vereinbart zum Essen bei „Carlos“ erschienen war. Da er den hochverehrten Monsieur jedoch nicht zum ersten Mal versetzt hatte, würde der nicht weiter nachforschen, sondern sich seelenruhig in sein Flugzeug nach Brest setzen, um seinen Geschäften in der Stadt am Atlantik nachzugehen.
    Zumindest Julie würde ihn vermissen, doch s ie ging ihm aus dem Weg. Seit damals, als …
    Er schreckte zurück, als dicht neben seinem Ohr eine süßliche Stimme flüsterte: „Wir wollen nichts anderes als deine Unschuld.“
    Das Blut gefror in seinen Adern. Sein Inners tes wehrte sich gegen diese unerträgliche Vorstellung, aber der festsitzende Knebel erstickte den verzweifelten Versuch, seine Angst aus sich herauszuschreien. Der Lederriemen drückte ihm die Kehle zu, weil er jetzt umso heftiger an seinen Fesseln zerrte. Ihm war die Sinnlosigkeit dieser Kraftverschwendung bewusst, doch abgrundtiefe Furcht ließ ihn wie wild gegen die Stricke ankämpfen. Das Einzige, was er damit erreichte, war das höhnische Gelächter seiner Entführer.
    Durch die dunkle Augenbinde hindurch erkannte er, wie ein starker Scheinwerfer auf ihn gerichtet wurde. Er registrierte kaum das geschäftige Treiben um sich herum, denn zu sehr hielt ihn das Entsetzen umklammert und kreisten seine Gedanken um diesen einen Satz.
    „Totale“, vernahm er eine dritte, fremde Stimme. „Hierher mit dem Licht. Fertig jetzt? Marin, nimm das Hemd weg! Robert, du gehst dort drüben hin und wartest, bis ich dir das Zeichen gebe. Und ab.“
    Im gleichen Augenblick wurde er unter den Achseln gepackt und auf die Füße gestellt. All mählich kehrte das Gefühl in seinen Händen wieder, in denen – zwar noch immer gefesselt, aber nun von seinem Gewicht befreit – das Blut langsam zu zirkulieren begann. Sein Brustkorb hob und senkte sich in panischer Angst.
    Er erstarrte, als sich ein männlich harter Körper an seinen sehnigen Rücken schmiegte. Feuchte, weiche Hände berührten seine Haut, zeichneten die gezackte Narbe am linken Oberarm nach und glitten weiter zu seiner muskulösen Brust. Ein eisiger Schauder zog sich durch den gefesselten Körper. Wenngleich er höchstens ahnen konnte, was sich um ihn herum abspielte, schüttelte er sich vor Abscheu und Ekel.

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