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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lange müssen wir denn noch hier warten?« fragte Ernie Grey.
    »Bis Mr. Sinclair zurückkehrt.«
    »Wer ist das denn?«
    »Ein Kollege von mir.«
    »Wie haben Sie uns denn gefunden?«
    Die Fragen prasselten jetzt auf die Frau nieder. Ruth versuchte sie so gut wie eben möglich zu beantworten. Je mehr Zeit verging, um so unruhiger wurde sie. Davon zeugte auch der häufige Blick zur Uhr. Es kam ihr vor, als würden die Zeiger stillstehen.
    »Wann kommt denn dein Kollege zurück?« erkundigte sich Jason.
    »Das frage ich mich auch.«
    »Er muß den Keller erst finden«, sagte Tiggy. »Mich kriegt keiner da hinein.«
    »Und mich auch nicht!« stand Nicole ihm bei. Sie hockte in dem Schaukelstuhl, zitternd und ängstlich. Der Stuhl bewegte sich nicht. Seine Sitzfläche war viel zu breit für sie.
    Aus ihrem Mund drang ein leiser Schrei, so daß auch die übrigen aufmerksam wurden.
    »Was hast du?« fragte Ruth.
    »Der… der Stuhl…«
    »Was ist mit ihm?«
    Nicole sah die vier Augenpaare auf sich gerichtet und kam sich komisch vor, als sie die Antwort gab. »Er bewegt sich vor und zurück.«
    Ruth winkte ab. Sie war beruhigt. »Das haben Schaukelstühle eben mal so an sich.«
    »Aber ich sitze doch still, Mrs. Finley.«
    Sie wandte sich ab. »Na und, das ist doch…« Plötzlich blieb sie steif stehen.
    Erst jetzt war ihr der Sinn dieser Antwort aufgegangen. Der Stuhl schaukelte also, obwohl sich das Kind nicht bewegte. Ruth fuhr herum. »Komm raus da!« rief sie.
    Als Nicole nicht sofort gehorchte, packte sie zu und riß das Mädchen hoch.
    Der Stuhl schwang nur zweimal nach, dann stand er still. Auch das wunderte sie. Er hätte eigentlich noch länger nachschwingen müssen. Jetzt sah es so aus, als wäre er von einer unsichtbaren Person angehalten worden.
    Ruth zog sich zurück und winkte die Kinder zu sich heran. »Bleibt mal in meiner Nähe!« flüsterte sie. Sie nickten.
    Die nächsten Sekunden vergingen schweigend, bis der Stuhl wieder anfing, sich zu bewegen.
    Vor und zurück, vor und zurück…
    Dabei knarrte das Holz. Die Geräusche hörten sich in der Stille nicht nur überlaut, auch unheimlich an, und den Anwesenden rannen Schauer über den Körper.
    »Da hockt bestimmt ein Geist drauf!« flüsterte Tiggy. »Ich will hier raus, Mrs. Finley.«
    Ruth nickte, obwohl sie den Vorschlag nicht in die Tat umsetzte und stehenblieb.
    Der Stuhl schwang noch immer. Er beugte sich sogar bis zum Anschlag vor, ehe er wieder zurückglitt.
    Dann stand er von einem Augenblick zum anderen still!
    Nichts lief mehr. Ruhe…
    Mrs. Finley und die Kinder starrten ihn an an. Die Frau wischte mit dem gekrümmten Zeigefinger Schweiß von ihrer Stirn. Sie hatte keine Erklärung für diesen Vorgang, aber was war schon in der letzten Viertelstunde normal gewesen? Nur die Rettung der Kinder. Alles andere wurde von Kräften gesteuert, die sie nicht kannte.
    »Da ist was!« Ernies Stimme unterbrach das lastende Schweigen. »Es kommt runter!« Der Junge war zurückgetreten und hatte sich geduckt. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete er schräg gegen die Decke. Alle schauten hin.
    Dort befand sich tatsächlich ein dunkler Schatten. Er schwebte unter der Decke und schien sich erst noch ausrechnen zu wollen, ob er nun dort bleiben oder fallen sollte.
    Er fiel.
    Während des Falls drehte er sich und öffnete sich auch, so daß alle erkennen konnten, um was es sich dabei handelte.
    Es war ein Buch!
    »Das Märchenbuch!« schrie Nicole Winter in dem Moment, als es mitten auf der Sitzfläche des Sessels landete und dort aufgeschlagen liegenblieb.
    In den folgenden Sekunden traute sich keiner der Anwesenden, an den Stuhl heranzutreten und das Buch in die Hand zu nehmen. Auch Ruth Finley nicht. Sie hoffte auf ihren Kollegen, der doch zurückkommen mußte.
    »Ich habe Angst!« sagte Jason. »Das ist so unheimlich.«
    Er hatte seinen Freunden damit aus der Seele gesprochen. Auch Ruth war nicht wohl zumute.
    Sie nickte. »Ich glaube«, flüsterte sie, »es wäre besser, wenn wir jetzt gehen.«
    Die Kinder atmeten auf. Nichts hielt sie mehr in diesem verfluchten Haus.
    »Nein, ihr bleibt!«
    Es war eine Stimme, ein Flüstern, ein Hauch, geschickt aus dem Unsichtbaren, aber deutlich zu verstehen, und die Anwesenden hatten sie vernommen.
    Sie schauten sich gegenseitig an.
    Gespenstisch wirkte es, als sie ihre Köpfe drehten, sich mit Blicken bedachten und danach die Schultern hoben. »Wer von euch hat gesprochen?« fragte Ruth Finley sicherheitshalber

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