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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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atmete.
    Fluchend zog er die Hand weg und starrte auf ihr Gesicht. Die Augen waren geschlossen, ihre Gesichtszüge erschlafft. Verdammt!
    Er hob ein Augenlid an und stellte fassungslos fest, dass ihre Pupille nicht reagierte.
    Sie war völlig leblos.
    Ungläubig legte er ihr einen Finger an den Hals, um den Puls zu fühlen.
    Nichts.
    Ekel stieg in ihm auf, als er begriff, dass er ihre Leiche gevögelt hatte.
    Fluchend packte er sie bei der Schulter und drehte sie um. Da fiel sein Blick auf ihren Hinterkopf. Er erkannte, welchen Schaden er angerichtet hatte. Ihr Schädel war weich und deformiert, der Knochen zerschmettert.
    Heilige Scheiße!
    Er sprang auf und sah sich rasch in der Gasse um. Auch wenn er am liebsten sofort weggerannt wäre, musste er vorsichtig sein. Äußerst vorsichtig. Verdammt! Er hatte es verbockt. Und zwar gründlich. Er hatte sich von seinem Zorn leiten lassen und zu eilig gehandelt. Statt sich Zeit zu nehmen, war er unvorsichtig gewesen. Darauf lief es hinaus – er hatte nicht gut genug aufgepasst. Als sie eine Hand freibekommen und ihn geschlagen, sich gewehrt hatte, war er überrumpelt gewesen.
    Er hatte Scheiße gebaut.
    Wenn die Bullen sie fanden, würden sie sie auf jeden Fall untersuchen.
    Würden sie merken, dass er nach ihrem Tod in sie eingedrungen war? Oder während sie starb? Verdammt, er war doch kein verfluchter Leichenschänder. Als er mit ihr angefangen hatte, war sie am Leben gewesen. Blöde Fotze. Verdammt noch mal!
    Was für eine Desaster. Dabei war er bisher immer so vorsichtig vorgegangen.
    Seit der Sache mit Mara hatte er aufgepasst, um diesen Fehler nicht zu wiederholen. Aber in letzter Zeit schien sein gesamtes Kartenhaus über ihm einzustürzen. Scheiße, scheiße, scheiße!
    »Reiß dich zusammen«, befahl er sich. Dann zwang er sich, tief durchzuatmen, die Ruhe zu bewahren … und nachzudenken.
    Und da erst begriff er es.
    Sollten die Bullen wirklich denken, er habe sie genommen, nachdem sie gestorben war … na ja. Eigentlich wäre das gar nicht schlecht. Konnte ihm doch egal sein, ob sie dachten, dass er auf Leichen stehe. Dann würden sie wegen eines ganz anderen Verbrechens ermitteln, nach einem ganz anderen Typ von Straftäter suchen. Das war also nicht schlimm. Ganz und gar nicht. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn fanden, wenn sie nach einem Täter mit einem anderen Profil suchten? Selbst wenn sie nach einem fahndeten.
    Schwierigkeiten könnte er nur bekommen, wenn er die Kontrolle über die Situation verlor, und das hatte er definitiv nicht vor.
    Niemand würde je erfahren, dass er hier gewesen war, niemand würde den Mann, mit dem dieses Mädchen den Club verlassen hatte, mit ihm in Verbindung bringen. Niemand.
    Er musste einfach nur einen kühlen Kopf bewahren, cool bleiben. Dann würde keiner auch nur etwas ahnen.
    Mit weniger zittrigen Händen zog er ihr den Knebel herunter. Ihr Blut klebte daran. Das Teil musste er loswerden. Aber erst später, sehr viel später. Er kniete sich neben sie und zog ein Keramikmesser aus der Jackentasche. Dann griff er nach einer Haarsträhne von ihr. Dieses Messer war wirklich toll … Angesichts dieser Metalldetektoren, die sie nun überall hatten, machte es alles viel einfacher. Denn auf sein Souvenir wollte er nicht verzichten.
    Es war keine schöne Angelegenheit – zu viel Haar war mit Blut und Gehirnmasse verklebt, sodass er nicht alles abschneiden konnte, wie er es sonst immer tat, sondern nur ein hübsches, glänzendes Büschel, das nichts abbekommen hatte. Eigentlich mochte er keine halben Sachen, aber bei diesem Mädchen war ohnehin bereits alles schiefgelaufen, was spielte es also noch für eine Rolle?
    In Zukunft würde er vorsichtiger sein, genauer planen und sich besser unter Kontrolle haben – es war zu riskant, wenn er so die Beherrschung verlor.
    Das würde nicht wieder passieren.
    Er musste sich eine neue Vorgehensweise überlegen, eine neue Strategie, um seine Mädels zu jagen – musste umplanen, umdenken. Und umstrukturieren. Keine Fehler mehr. Keine Wutausbrüche.
    Er steckte die Haarsträhne und das Messer ein, streifte die Handschuhe ab und stopfte sie ebenfalls in eine Jackentasche. Bevor er sich seiner letzten Aufgabe widmete, zog er sich ein neues Paar über – was nun folgte, war ganz einfach. Er hatte die Diamanten an ihren Handgelenken aufblitzen sehen und im selben Moment gewusst, dass sie die Richtige war. Trotz ihres pinkfarbenen Kleids aus Kunstleder trug sie echte

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