Tödliche Nähe
nicht beigebracht, nicht mit fremden Männern zu reden, Katia?«
Sie hieß Kathleen Hughes, nicht Katia.
Aber Kathleen war so ein langweiliger Name … einer für brave Mädchen, und sie hatte es satt, für ein solches gehalten zu werden.
Verdammt, sie war vierundzwanzig Jahre alt, besaß eine eigene Wohnung, hatte Spaß, lebte ihr eigenes Leben, und es ging ihr gut dabei. Sie hatte die Nase voll davon, das zu tun, was man von ihr erwartete; sie konnte es nicht mehr ertragen, dass die Leute irgendwelche Ansprüche an sie stellten und dann immer von ihr enttäuscht waren, wenn sie es nicht hinbekam.
Das wäre ihre Antwort gewesen, wenn jemand sie ein paar Stunden zuvor danach gefragt hätte.
Sie war in letzter Zeit eben ein bisschen down, na und? Sie vermisste eben ihre Mom, na und? Und Jared auch … diesen Mistkerl. Deswegen hatte sie sich auch die Pillen eingeschmissen – weil sie an ihn gedacht, ihn vermisst und beinahe angerufen hatte.
Aber er wollte sie nicht zurück … Nach all diesen miesen Gedanken hatte sie sich noch mieser gefühlt und daraufhin noch mehr Pillen eingeschmissen. Nun war sie hier, konnte kaum atmen, kaum etwas sehen, kaum denken, kaum noch aufrecht stehen.
Sie hätte alles darum gegeben, wieder zu Hause zu sein und sich das Genöle ihrer Mutter anzuhören: » So solltest du nicht rumlaufen … Warum suchst du dir nicht einen netten Jungen, Kathleen? … Aber doch nicht solche Typen. Bitte, Kathleen … «
Hätte alles darum gegeben, wieder bei Jared zu sein, wo sie sich sicher fühlte …
Sie versuchte, ihren Peiniger zu kratzen, ihn zu beißen, aber er lachte bloß. Brutal stieß er immer wieder in sie hinein, und was sich noch vor wenigen Minuten so gut angefühlt hatte, vielleicht sogar ein bisschen verrucht, tat nun weh und zerriss sie und brannte. Stöhnend kämpfte sie darum, von ihm loszukommen. Sie versuchte, auszublenden, wie ihr der Kopf dröhnte und welche Schmerzen sie zwischen ihren Beinen verspürte, versuchte, ihre Angst zu überwinden …
Sie musste fort von hier, unbedingt um Hilfe rufen.
Aber sie konnte kaum atmen. Der Knebel fiel ihr wieder ein. Sie wollte ihn ausspucken, doch es ging nicht. Dann probierte sie, ihre Hände loszureißen, aber ihr Peiniger hielt sie erbarmungslos fest. Wimmernd starrte sie ihm in die Augen und flehte ihn wortlos an, sie laufen zu lassen.
Und auf einmal gab er ihr wieder einen sanften, zärtlichen Kuss und schmiegte sein Gesicht gefühlvoll an ihren Hals, während er gleichzeitig in sie stieß. Sobald er den Kopf hob und zu ihr herablächelte, setzte Kathleen an, ihre Stirn gegen seine zu rammen. Doch er wich ihr aus, als hätte er es vorausgeahnt. Sie sank gegen die Mauer, Tränen kullerten ihr über die Wangen. Erneut berührte er sie – dieses Mal ganz sacht. Obwohl der Schmerz sie fest im Griff hatte, erschauderte sie und versuchte, sich loszuwinden.
NEIN, NEIN, NEIN, NEIN …
Er lachte über sie … spielte ihren Körper gegen sie aus.
Was für ein mieses Schwein.
Während sie ihn anstarrte, sah sie plötzlich rot, und mit einer Kraft, die sie gar nicht zu besitzen geglaubt hätte, widersetzte sie sich ihm. Sie wand ihre schweißnassen Handgelenke aus seinem Griff und bekam einen Arm frei. Blind holte sie aus und rammte ihm die Faust gegen den Hals, dann noch einmal gegen die Nase.
Er knurrte und fluchte, ohne sie jedoch ganz loszulassen. Stattdessen packte er sie bei den Haaren und stieß ihren Kopf wieder gegen die Wand, diesmal kräftiger. Noch einmal. Ein drittes Mal.
Beim vierten Mal bekam sie es schon gar nicht mehr mit.
Beim fünften war sie bewusstlos. Dann kam das sechste … das siebte … das achte Mal. Sie erlebte es nicht mehr.
Kathleen starb an einer Hirnblutung, bevor er überhaupt mit ihr fertig war.
»Fotze«, brummte er und trat ihr gegen die Rippen, nachdem er sie zu Boden sacken lassen hatte. Seine Kehle tat immer noch weh von dem Schlag, und seine Nase war empfindlich geschwollen, zum Glück aber nicht gebrochen. Das wäre schwerer zu erklären gewesen. Die kleine Schlampe hatte allerdings ein paar ordentliche Hiebe ausgeteilt.
Fluchend kniete er sich hin und wünschte sich, er könnte abwarten, bis sie wieder zu sich käme. Dann würde er noch einmal von vorn anfangen, ihr diesmal aber noch größere Schmerzen zufügen. Doch dafür blieb ihm keine Zeit. Er legte ihr eine Hand über Mund und Nase und drückte zu. Erst nach ein paar Augenblicken merkte er, dass sie gar nicht mehr
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