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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Anläufe, um die richtige Nummer einzutippen. Bryson war Joelys Verlobter gewesen; Nia und ihn verband eine lockere Freundschaft. Sie hatten eine Zeit lang versucht, miteinander in Kontakt zu bleiben, dann aber beide festgestellt, dass sie dazu noch nicht bereit waren.
    Natürlich war er nicht besonders erfreut darüber, dass sie ihn anrief. »Nia … es ist schon spät!«
    Sie schaute auf die Uhr und zuckte zusammen. Es war nach elf.
    »Tut mir leid. Es wird auch nicht lange dauern. Ich wollte nur … Äh, also, ich hab eine Frage. Hatte Joely sich gerade die Haare schneiden lassen?«
    »Die Haare? Was?«
    »Ja. Die Haare. Ist sie in den Tagen, bevor sie … ähm, gestorben ist, beim Friseur gewesen?«
    Er seufzte. »Nein. Sie wollte sie wachsen lassen, für die Hochzeit – irgendwie so …« Seine Stimme brach ab. »Himmel … Nein. Ich hab keine Ahnung, worum es hier geht, aber sie hat sich die verdammten Haare nicht schneiden lassen.«
    »Okay. Danke.«
    Ohne ein weiteres Wort legte er auf.
    Nia ließ das Telefon sinken und starrte weiter auf den Bericht. Das hatte nicht das Geringste zu bedeuten. Sie wartete darauf, dass die Stimme der Vernunft ihr beipflichtete und ihr riet, den Fall auszusortieren und zu all den anderen Akten zu legen.
    Aber ausnahmsweise meldete sich diese einmal nicht.
    Sie blieb mucksmäuschenstill.
    Es war ruhig im Haus … bis auf die langsamen, wohl bemessenen Atemzüge, die Law Reilly beim Bankdrücken machte, herrschte absolute Stille.
    Schweiß rann ihm über Stirn und Arme. Er ignorierte ihn, konzentrierte sich auf die Gewichte. Genauso wenig beachtete er das Zittern in seinen Armen – vor allem im rechten. An diesem hatte er einen komplizierten Bruch erlitten, der immer noch ausheilte, weshalb der Arm offensichtlich nicht so belastbar war, wie er sein sollte. Als Law schließlich den dritten Satz Wiederholungen beendet hatte, bebten seine Muskeln und verlangten geradezu nach einer Pause.
    Doch er schenkte dem keine Beachtung, sondern widmete sich den nächsten Übungen, und dann den nächsten. Erst als er so erschöpft war, dass er seinen Körper gar nicht mehr spürte, gestattete er sich, den Trainingsraum zu verlassen, den er im Keller eingerichtet hatte. Auf dem Weg durch den Flur im Erdgeschoss kam er an einer verschlossenen Tür vorbei.
    Vor einigen Monaten war das Zimmer dahinter noch sein Büro gewesen, doch inzwischen stand es leer.
    Vor einer Weile hatte er sich endlich das Offensichtliche eingestanden und seine Bücher sowie alles andere aus dem Raum geholt. Nun diente sein Wohnzimmer als Büro. Schließlich kam hier draußen ohnehin selten jemand zu Besuch.
    In seinem ursprünglichen Büro würde er nie wieder arbeiten können. Dort drin war ein Mann einen langsamen, schmerzhaften Tod gestorben. Obwohl ein professionelles Reinigungsteam gekommen war, um das Blut wegzuschrubben, und obwohl er das Zimmer neu eingerichtet und sogar neuen Teppichboden verlegt hatte, konnte er den Raum nicht betreten, ohne die Bilder von jener Nacht vor Augen zu haben. Ohne all das Blut zu sehen.
    Verdammt, an manchen Tagen wollte er nicht einmal mehr hier wohnen – es ging nicht nur um das Arbeitszimmer, sondern um das gesamte Haus . Doch dieser Regung würde Law nicht nachgeben – diese Schlacht sollte der Mistkerl nicht gewinnen.
    Das blöde Haus würde Law behalten, aber das Büro … Nein. Gegen das Gefühl kam er nicht an. Er brachte es nicht über sich, da hineinzugehen – obwohl es inzwischen ganz anders aussah als früher. Law konnte diesen Raum immer noch nicht betrachten, ohne Blut zu sehen.
    Oder ohne daran zu denken, dass ein Mann, den er seit der Grundschule gekannt hatte, dort drinnen einen Polizisten umgebracht und dann versucht hatte, Hope und ihn zu ermorden. Himmel, manchmal dachte er, es wäre das Vernünftigste, das ganze verdammte Haus abzureißen und ein neues zu bauen.
    Oder noch radikaler – er sollte es abfackeln und Salz auf die Erde streuen, um sicherzugehen, dass keine Geister der Vergangenheit auferstehen und ihn verfolgen würden. Dann könnte er auf die Fidschi-Inseln umsiedeln, sich eine Hütte am Strand kaufen und dort seine Bücher schreiben.
    Aber dazu war er zu stur. Zu willensstark.
    Außerdem wusste er, dass die Geister ihn dennoch verfolgen würden.
    Sie lebten weder in diesem Haus noch in der Erde, sondern in seinen Erinnerungen. Er konnte sie nicht aus seinem Kopf verbannen, also musste er sich mit ihnen abfinden und mit ihnen leben.
    Diesen

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