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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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gibt es Essen? Ich habe Hunger.«
    »Bitte, wo hatten wir uns verabredet?«, bettelt Martha.
    »Hunger. Ich habe Hunger.«
     

10
     
    Beckmann schließt nachdenklich die Autotür auf. Auf den Hosen beider Opfer gibt es großflächige Urinspuren, besonders im Kniebereich. Eine Möglichkeit ist natürlich, dass sie sich selbst bepinkelt haben, ein unwahrscheinlicher Zufall, doch nicht gänzlich auszuschließen. Beckmann lässt sich auf den kochend heißen Sitz fallen und startet den Volvo. Die Zündspule knarzt kurz, aber dann springt der Motor an und er legt den ersten Gang ein. Angenommen, ein unbekannter Dritter kommt ins Spiel, einer der auf die Opfer uriniert. Ganz bewusst und garantiert nicht mit deren Zustimmung. Beckmann hält inne und spürt seinen Gedanken noch einmal nach. Broderich und Trott befanden sich in einer Lage, in der sie sich nicht mehr wehren konnten, waren vielleicht sogar schon tot. Hilflose zu bepinkeln, ist für ihn Ausdruck höchster Verachtung. Dieses Gebaren ist nichts anderes als das primitive Gefühl, Macht und Überlegenheit zu genießen.
    Beckmann fährt im zweiten Gang vom Hof des LKA und beobachtet einen Hund, der sein Hinterbein vor einem Laternenpfahl hebt. Hunde markieren ihr Revier. Macht der Mörder vielleicht das Gleiche bei seinen Opfern? Vielleicht hat dieses primitive Verhalten gar nichts mit Macht und Überlegenheit zu tun.
    Die Vahrenwalder Straße liegt schon hinter ihm, als ihm klar wird, dass diese vagen Überlegungen nur eins mit Sicherheit bedeuten: Dieser Stehpinkler hat keine Ahnung vom aktuellen technischen Stand der DNA-Analyse.
     
    Kaum angekommen in der Polizeiinspektion, wählt Beckmann erneut die Nummer der Staatsanwältin. Doktor Mackenrodt ist sofort am Apparat und entschuldigt sich, dass sie vorher auf lautlos geschaltet hat.
    »Oberstaatsanwalt Meininger hat mich zu sich gebeten, weil er einen Anruf von Staatssekretär Wiesner aus dem Innenministerium bekommen hat. Wiesner spielt seit Jahren im Golfclub Isernhagen und war nicht angetan von der Polizeipräsens am Wochenende auf seinem Platz.«
    »Ein Mord ist ein Mord.« Beckmann lehnt sich in seinem Stuhl zurück und legt die Füße auf die Heizung.
    »Eben, das habe ich ihm auch gesagt, danach gab er Ruhe. Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn die Sache zügig geklärt würde. Die Presse sitzt mir im Nacken und will mehr als nur unsere bisherige knappe Erklärung.«
    »Wir sind dran. Goldmann und Müller wurden von Broderich erpresst. Ein Motiv wäre das allemal. Für beide.« Beckmann berichtet ihr von den Manipulationen der Internetplattform Bürger gegen Golf und von den Interviews. »Broderich hat versucht, aus allem Kapital zu schlagen, weil er dringend Geld brauchte. Als er den Brief von Trott erhielt, hat er sofort die Brisanz der Textsammlung erkannt. Aus irgendeinem Grund muss er Müller gekannt haben und hat ihn dann sofort erpresst. Geld scheint für Müller kein Problem gewesen zu sein, beim zweiten Erpressungsversuch ist ihm jedoch mit Sicherheit klar geworden, dass das nicht unbedingt das Ende der Fahnenstange ist. Goldmann und Müller sind im Moment unsere Hauptverdächtigen.«
    »Wer ist dieser Müller?«
    »Mir ist er nur aus dieser Interviewsammlung. bekannt. Aber Kollege Rischmüller ist schon dabei, mehr über ihn herauszufinden.«
    »Sehr gut.« Im nächsten Moment setzt die Staatsanwältin hinterher: »Und Wörstein? Hängt der da auch mit drin? Dem würde ich zu gerne mal richtig auf die Füße treten.«
    Genussvoll dreht sie den Bleistift mit der Handfläche auf der Tischplatte hin und her und betrachtet dabei ihre frisch lackierten Fingernägel. Es wäre ihr mehr als nur eine große Genugtuung, Wörstein endlich dran zu kriegen.
    »Ich muss Sie enttäuschen, das mit dem Auf-die-Füße-Treten, müssen wir verschieben. Wörstein lässt sich nur nachweisen, dass Broderich ihn in der letzten Woche häufiger angerufen hat. Aber er wird sich damit rausreden, dass es wegen der Gestaltung der Internetseite viel zu bereden gab – und wer will das widerlegen?«, entgegnet Beckmann und schlägt die Beine übereinander. »Goldmann und dieser Müller hingegen wurden direkt von Broderich mit einem Erpresserschreiben unter Druck gesetzt. Der Ball in Broderichs Rachen stammt aus dem Zimmer des Golfclubpräsidenten. Seine Erklärungen dazu sind äußerst dürftig.«
    »Warum sollte Goldmann Broderich töten, ihm seinen Golfball in den Hals stecken und am Golfplatz ablegen – seinem

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