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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Mineraldünger Thomasphosphat.
    Streuwald geht wieder zurück zum Auto. Kaum sitzt er, fragt Borgfeld: »Und? Was ist das nun?«
    Streuwald rastet den Sicherheitsgurt in der dafür vorgesehenen Verankerung ein. »Das ist ein Mausoleum.«
    »Ein Mausoleum? Und wer stellt sich so ein protziges Ding in den Wald, hier am Arsch der Welt?«
    Streuwald lächelt. Endlich erkennt er seinen alten Kollegen wieder. Arsch der Welt. Volltreffer. »Warum, weiß ich auch nicht. Aber der hat mal den Mineraldünger erfunden. Hoyermann heißt er, und das Zeug nennt sich Thomasphosphat.«
    »Ach der.«
    »Ach der? Was meinst du denn damit?« Borgfeld soll bloß nicht so tun, als ob er wüsste, was Thomasphosphat ist.
    »Der Hoyermann hat das Gut gebaut oder gekauft, was weiß ich – das da, hinter dem Golfclub. Gut Lohne.« Borgfeld startet den Motor. »Einer der Nachfahren von diesem Hoyermann soll am Ende des Krieges brutal von seinen eigenen Zwangsarbeitern gelyncht worden sein. Angeblich haben die gefangen gehaltenen Russen und Polen nie genug zu essen bekommen.« Borgfeld schaltet vom ersten in den zweiten Gang. »Die sollen den Toten vorne an den Laster gebunden haben und sind dann mit ihm hupend bis nach Burgwedel gefahren.« Borgfeld zögert kurz. »Vielleicht hat er aber auch noch gelebt und ist erst bei dieser Tour gestorben.«
    Streuwald wirft Borgfeld einen zweifelnden Seitenblick zu.
    »Doch, kannst du mir glauben, das habe ich auf dem Geburtstag meiner Mutter gehört. Mein Cousin, der Gerrit, gräbt immer wieder neue Geschichten bei den Bauern aus, wenn er auf diesen Feuerwehrfesten ist«, ereifert sich Borgfeld.
    Streuwald sagt nichts, aber seine Skepsis bleibt. Ein Funken Wahrheit, vielleicht, aber der Rest ist alkoholisiertes Geschwätz von Wichtigtuern. Garantiert.
    Wenig später biegen sie in die Zufahrtsstraße zum Golfclub ab. Links wiegen sich blühende Gräser im Wind, rechts hat man Aussicht auf Loch eins, dessen gelbe Fahne sich schwach im Wind bewegt. Das lang gezogene Fairway der gegenüberliegenden Bahn wird gerade mit der Beregnungsanlage bewässert. Der kräftige Wasserstrahl spritzt Richtung Himmel und fällt dann nieder. Eine unendliche Anzahl von Wassertropfen rieselt auf das Gras und schillert dabei in allen Regenbogenfarben. Ohne das Rattern der sich langsam drehenden Pumpe und den in der Ferne knatternden Rasentraktor wäre die Idylle perfekt.
    Auf der Zufahrt zum Clubhaus wundert sich Borgfeld über den leeren Parkplatz. Die mit Schildern reservierten Plätze für Vorstand und Organisation sind genauso unbenutzt wie der für die Gastronomie.
    »Schlafen die heute alle aus?«, brummt Borgfeld beim Verriegeln des Autos.
    Streuwald ist schneller. Er drückt bereits gegen die Eingangstür. Nichts passiert. Er zieht an der Klinke. Wieder nichts.
    »Was ist denn los?«, wundert sich Borgfeld. »Die müssen doch den Club wegen Broderich nicht gleich schließen. Da war nie die Rede von.«
    Beide werfen einen Blick durch die Fensterscheibe. Drinnen ist alles dunkel.
    »Lass uns zum Geschäft gehen«, schlägt Streuwald vor.
    Auch hier Fehlanzeige. Sie beratschlagen gerade, was sie machen wollen, als ein Rasenmähertraktor um das Caddyhaus herumfährt. Der Fahrer sieht die Polizisten und hält an.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wir wollten einen Kaffee trinken und mit der Sekretärin reden.« Streuwald zeigt auf das Clubhaus. »Da macht niemand auf.«
    »Tut mir leid.« Der Mann im dunkelgrünen Overall wischt sich mit einer Bewegung den Schweiß von der Stirn. »Montags ist Greenkeepertag, da ist morgens die Driving Range gesperrt. Das Restaurant hat Ruhetag, genau wie das Sekretariat.«
    Er grinst und zwischen seinen Vorderzähnen zeigt sich eine breite Zahnlücke.
    »Da haben Sie sich einen schlechten Tag ausgesucht.«
    Zum Gruß hebt er zwei Finger an die Schirmmütze und braust mit seinem Traktor davon.
     

8
     
    »Warum hast du mir gestern nicht davon berichtet?« Wörsteins Tonfall ist scharf und seine Augen funkeln. Plan B ist gescheitert, und Matusch sagt ihm nicht einmal etwas davon. Die Dinge laufen aus dem Ruder. Schon wieder muss er sich das eingestehen. Er schickt Matusch einen Blick, dessen Schärfe ihm die Wange aufritzen könnte.
    Matusch kneift die Lippen aufeinander. Wäre er bloß noch zu Wörstein gegangen, egal wann. Immer diese scheiß Rücksichtnahme. Die muss er sich endlich abgewöhnen.
    »Sie waren am Abend in Hermannsburg und kamen sehr spät zurück – außerdem dachte ich,

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