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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Golfplatz? Das müssen Sie mir mal erklären«, fordert die Staatsanwältin und legt den Bleistift in die Schale für die Stifte zurück.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Sind Sie noch da, Hauptkommissar Beckmann?« Mit der Daumenkuppe fährt sie über die manikürten Spitzen ihrer Fingernägel.
    »Ja.« Beckmann zieht das Wort in die Länge. Ganz wohl ist ihm bei dem Gespräch nicht.
    »Warum sagen Sie dann nichts?«
    »Sie haben ja Recht«, räumt Beckmann widerwillig ein. »Ein Motiv allein reicht nicht. Warum sollte Goldmann den Verdacht auf sich selbst lenken?« Er macht eine kurze Pause, bevor er fortfährt: »Und der achtzigjährige Müller ist auch nicht die Idealbesetzung, das gilt für beide Mordfälle.« Beckmann seufzt.
    »Bleibt nur der unbekannte Dritte.«
    Vielleicht ist das ja wirklich die Lösung. Beckmann berichtet der Staatsanwältin von der Untersuchung mit den forensischen Lichtquellen.
    »Wir warten nur noch auf die Ergebnisse der DNA-Analyse, das könnte dann der Durchbruch sein.«
    Jetzt schweigt die Staatsanwältin.
    »Frau Mackenrodt? Sind Sie noch da?«
    »Ja.« Sie räuspert sich. »Angenommen, die beiden Proben stimmen tatsächlich überein, wollen Sie etwa den ganzen Golfclub zum Gentest antreten lassen oder alle »Aufrechten Deutschen«?«
     

11
     
    »Herr Zander?« Martha schaut auf den alten Mann, dem ein Speichelfaden langsam aus dem Mund läuft. Er scheint es nicht zu bemerken. Mit starren Augen fixiert er den sandigen Boden und sagt kein Wort.
    »Herr Zander, bitte!«
    Keine Reaktion.
    »Emil?«, versucht Martha es mit der vertraulicheren Ansprache. Was ist nur passiert? Müller und Bollund wollten sich mit Clara treffen. Ahnten sie nur oder wussten sie, dass Clara die Vorfälle am 8. April 1945 kannte?
    »Was weißt du über Müller?«
    Immer noch hängt der Speichelfaden an Emil Zanders bläulich verfärbter Unterlippe, direkt neben einem dunkelroten Punkt. Einem winzigen Blutschwämmchen. Kein Vergleich zu dem von Herbert Müller. Trotzdem. Blutschwamm bleibt Blutschwamm. Es juckt Martha in den Fingern, die Spucke mit ihrem Taschentuch abzuwischen, aber sie traut sich nicht. Emil Zander ist schließlich nicht ihr Vater. Emil Zander ist ein wichtiger Zeuge. Schade nur, dass sein Wissen versteckt in seinem Gehirn schlummert.
    Martha streicht behutsam über die braun gefleckte Hand des alten Mannes. Er hebt kurz den Kopf und mustert sie aus seinen trüben Augen. Es hat keinen Zweck. Heute würde er nichts mehr sagen. Vielleicht sollte sie morgen einen weiteren Versuch starten.
    »Soll ich Sie zum Essen bringen?«
    Erstaunt hebt der alte Mann den Kopf und sieht sie an. Sein Blick ist plötzlich wieder so lebhaft wie vor wenigen Minuten. Er macht auf Martha den Eindruck, als wenn er aus einer Hypnose aufgewacht wäre. Ängstlich sieht er sich nach allen Seiten um und zischt: »Ich habe dich gewarnt.«
    »Wovor?« Emil Zander ist wieder im Ring, jubiliert Martha und ihr Rücken spannt sich erwartungsvoll.
    »Nicht so laut«, wispert der alte Mann ihr zu. »Die beobachten uns. Da musst du aufpassen.«
    »Wovor hast du mich gewarnt?«, flüstert Martha.
    »Die wollen keine Nachforschungen. Das habe ich dir gleich gesagt. Den Tommy haben sie auch auflaufen lassen. Die haben alle dicht gehalten, niemand hat geredet, niemand durfte reden. Und wenn einer geredet hat, dann gnade Gott.« Emil Zander lächelt Martha mit seinen vom grauen Star getrübten Augen zu und zieht die flache Handkante energisch am Hals vorbei.
    »Da wurde nicht lange gefackelt.« Er seufzt. »Und dann kamst du.« Er drückt ihre Hand. »Plötzlich hatte ich wieder Hoffnung. Hoffnung, dass es doch noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt.« Eine Träne rinnt über seine faltige Wange.
    »All die Toten.« Er schüttelt den Kopf. »All die Toten.«
    Martha tupft seine Tränen mit einem Taschentuch ab.
    »Warum bist du … zu dem Treffen mit Müller gegangen? Ich habe dich gewarnt«, stammelt er.
    »Wo haben wir uns getroffen?«
    »Bei ihm zu Hause.«
    »Bei Müller?«
    »Ja.« Emil Zanders Blick flackert wieder.
    »War seine Mutter da?«
    Zander antwortet nicht, stattdessen starrt er auf den Sandboden zu seinen Füßen.
    »Und seine Mutter?« Marthas Herz pocht. Bitte, bleib klar, alter Mann. Rede weiter. Erinnere dich.
    Plötzlich hebt er den Kopf. »Die Mutter?«
    Bitte rede nicht wieder davon, dass du Hunger hast. Bleib beim Thema.
    »Müllers Mutter war nicht da. Die war bei ihrer Freundin, der

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