Toedliche Offenbarung
nicht erkannt habe – aber wahrscheinlich habe ich nicht genau genug hingesehen. Dieser offene Mund und die Augen.« Trixi schüttelt sich in Erinnerung an den Anblick.
»Was können Sie uns über Broderich sagen?« Kommissar Streuwald kennt Trixi Wacker seit Jahren. Wenn jemand in dieser Kleinstadt etwas über das Mordopfer weiß, dann ist sie es. Und wenn jemand etwas über Männer im heiratsfähigen Alter weiß, dann ist sie es erst recht.
Trixi muss nicht lange überlegen. »Broderich hat lange vor meiner Zeit ein Volontariat beim Burgdorfer Tageblatt gemacht. Dann ist er nach Hamburg gegangen. Irgendwann ist ein Artikel von ihm im Focus erschienen, später einer im Spiegel . Er wurde zwar nirgends angestellt, nannte sich aber von da ab »freischaffender Journalist«. Mittlerweile ist er spezialisiert auf Onlineplattformen für die mittelgroßen Orte der Region.«
»Ach, der Typ ist das.« Auch bei Martha fällt der Groschen.
15
»Ausgeschlafen, mein Lieber?«
»Ich bitte Sie, Freiherr zu Wörstein. Nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Was gibt es Neues? Geben diese gottverdammten Politiker und ewig gestrigen Gutmenschen endlich klein bei oder wollen die wieder ihr demokratisches Schmierentheater aufführen?«
»Alles geregelt. Die Verträge sind wasserdicht. Kaum vorstellbar, dass diese Bedenkenträger vor Gericht ziehen. Dazu haben die viel zu viel Schiss vor mir.«
»Das höre ich gerne. Es ist wirklich immer Verlass auf Sie. Das gefällt mir. Weiter so. Was macht das andere leidige Thema?«
»Das Material ist gesichert. Vollständig. Ich bin heute leider unabkömmlich, wir erwarten ein paar Neuzugänge für die erste Schulung. Wenn Sie Zeit haben, könnten Sie vorbeikommen und es abholen. Vielleicht möchten Sie Ihr neues Anwesen ja auch einmal in belebtem Zustand sehen. Die Jungs haben recht ordentlich gearbeitet.«
»Gute Idee. Ich bestelle den Fahrer. Rechnen Sie gegen 12:00 Uhr mit mir.«
»Bestens, dann nehmen wir zusammen ein Gabelfrühstück ein.«
16
Als Martha, Trixi und Roswitha zurück auf die Terrasse kommen, ist ein weiterer Tisch besetzt. Uwe Zwingel sitzt neben dem Präsidenten des Golfclubs. Goldmann wirkt nervös; dass er schon am Vormittag ein Glas Wein trinkt, irritiert Martha, andererseits kennt sie ihn nicht besonders gut. Sie hat ihn nur einmal außerhalb des Golfclubs gesehen. Das war beim letzten Fest ihrer Zeitung in der alten, mittlerweile für Feierlichkeiten und Ausstellungen zweckentfremdeten Rotation. Damals stand Goldmann lange mit ihrem Chefredakteur zusammen und redete auf ihn ein. Genau wie jetzt auf Zwingel.
»… hinter dem Caddyhaus …«, dringt es zu Marthas Tisch herüber.
Natürlich, die beiden reden über den Toten. Und wahrscheinlich nicht nur die, geht es Martha durch den Kopf. Der Tote wird bei allen Clubmitgliedern heute wahrscheinlich Gesprächsthema Nummer eins sein.
»Dieses Schwein hat es verdient …« Kaum hat Goldmann die Worte gezischt, senkt er seine Stimme und redet leise weiter.
Marthas Neugierde ist jedoch geweckt. Sie spitzt die Ohren, aber versteht nichts mehr. Stattdessen beobachtet sie, wie Goldmann aufgeregt auf Zwingel einredet. Etwas muss ihn aufgebracht haben. Der Tote? Seine hektischen Bewegungen sprechen Bände, die roten Flecken auf den Wangen erst recht. Martha stupst Trixi an.
»Hast du eine Ahnung, was Goldmann gegen unseren Toten hat?«
Achselzuckend dreht sich Trixi zu den beiden um. Goldmann und Zwingel stecken die Köpfe dicht zusammen und reden so leise, dass man kein Wort mehr versteht.
»Nee, ich hab keinen Schimmer, was Goldmann mit Broderich zu tun hat. Vielleicht meinte der mit Schwein auch was ganz anderes. Letztes Jahr gab es doch die vielen Wildschweine hinten auf dem Platz. Hat der Zwingel uns doch letzte Woche beim Training erzählt.«
»Ich weiß nicht«, zweifelt Martha. Dieses Verhalten passt nicht zu Goldmann. Der Präsident des Isernhagener Golfclubs ist stets auf einen perfekten Eindruck nach außen bedacht. Laute Flüche passen nicht dazu. »Was weißt du eigentlich über unseren Präsidenten?«
Trixi legt, ohne zu zögern, los: »Kennst du den GM-Baumarkt im Gewerbegebiet von Altwarmbüchen? Goldmann-Baumarkt. Der gehört ihm. Er ist einer der großen Arbeitgeber hier in der Region. Ihm gehören auch noch Baumärkte in Burgdorf, Altwarmbüchen, Lehrte und Celle. Alle laufen schon in zweiter Generation bestens.« Trixi streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Er gehört
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