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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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sie mußte
lachen. Du hast es verloren, Wetzon.
    Durch die Küche humpelnd erledigte sie ihre
morgendliche Routine, kochte Kaffee mit ihrer alten Melitta, dann hörte sie den
Anrufbeantworter ab, der blinkte.
    »Dwayne geht es gut, aber er überläßt seinen
Korpus dem Lenox Hill über Nacht«, meldete Carlos. »Häschen? Bist du da? Wo
bist du zu dieser Uhrzeit? Du bist offenbar nicht da. Ich bin jedenfalls, wo
ich sein soll. Also dann, tschüs und so weiter.«
    Die andere, sehr viel interessantere Nachricht
kam nach dem nächsten Piepton. Sie war von Doug Culver. Nur sein Name und die
Telefonnummer in seiner gedehnten Redeweise.
    Sie trödelte vor dem Orangensaft und ihrem
Vitaminsortiment herum, dann nahm sie den Kaffeebecher ins Eßzimmer mit, und
betrachtete die Barre, die sie nicht zu benutzen wagte, damit die Naht nicht
aufriß. Irgend etwas spornte sie an, etwas, das sie im Schlaf gequält hatte.
Konfetti. Papierschnipsel.
    Sie fand die Papierfetzen, die sie aus Ellies
blauem Make-up-Köfferchen stibitzt hatte, in ihrem Geldbeutel und breitete sie
auf dem Eßtisch aus, indem sie sie zum Teil umdrehte, um die Stücke mit der
Schrift nach oben zu legen. Einige Fetzen waren auf beiden Seiten leer. Sie
starrte darauf und verschob die Stücke immer wieder. Einige Stücke fehlten
anscheinend, weil... es war wie ein kompliziertes Puzzlespiel. Mhm... Moment,
da war etwas.
    Als oberen Rand setze sie eine Überschrift
zusammen:
    Memora   ton Ash. Was folgte, sah wie eine Liste von Namen und
Adressen aus, mit Zahlen hinter den Namen auf der rechten Seite des Papiers.
Sozialversicherungsnummern? Nein, nicht genügend Stellen. Sie runzelte die
Stirn. Es handelte sich um eine Fotokopie, nicht um das Original. Und Ash hatte
es vielleicht auf seinem Schreibpapier geschrieben.
    Sie fand ein Blatt von ihrem eigenen grauen
Schreibpapier. Dann rollte sie ein Stück Klebefilm um einen Finger und nahm
damit jeden einzelnen Schnipsel auf, wie man Sammelmarken aufhebt. Sobald das
Modell der Notiz komplett war, drehte sie es zu einer Rolle zusammen und
steckte sie in einen Beutel, den sie in ihre Aktentasche packte. Silvestri
würde den nächsten Schritt unternehmen, falls ein nächster Schritt
gerechtfertigt war.
    Um sieben rief sie Smith an. »Habe ich dich
geweckt? Wie geht es Melissa?« Smith hatte darauf bestanden, daß Melissa die
Nacht bei ihr, in Marks Zimmer, verbrachte.
    »Nein, du hast mich nicht geweckt. Das hat Gail
Munchen schon getan. Und Melissa steht noch unter Schock.«
    »Neils Frau? Wieso weiß sie, wo Melissa ist?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal.
Warum fragst du nicht, wie ich mich fühle?«
    »Wie fühlst du dich, Smith?«
    »Kaputt, vielen Dank. Sie kommt in etwa einer Stunde
Melissa holen, nach ihrer Tennisstunde.«
    »Gail?«
    »Was hast du denn, Wetzon? Ich spreche sehr
deutlich«, fuhr Smith auf.
    »Mann, tut mir leid. Ich habe letzte Nacht ja
auch nicht das gleiche wie du erlebt.«
    »Um Himmels willen! Warum bist du so empfindlich?
Ich kann mir im Moment über dich und deine Gefühle keine Gedanken machen.« Die
Pfeife des Teekessels schrillte. »Gail sagte, Ellie hätte es so gewollt, daß
sie Melissa nimmt. Ich koche gerade Tee.«
    »Ich komme vorbei und frühstücke bei dir.«
    »Bring ein paar Muffins und etwas Milch mit —
und Kaffee, falls du deinen koffeeinfreien willst. Ich habe keinen mehr.«
    Als Wetzon mit einer Tüte voll Lebensmittel von Zabar’s eintraf, saß Melissa an Smith’ Eßtisch und starrte einen Sektkelch mit
Orangensaft an. Sie sah blaß und herzzerreißend jung aus für ihre zwölf Jahre.
Der Arzt hatte ihr am vorigen Abend ein Beruhigungsmittel gegeben. Die dunklen
Flecke unter ihren Augen gingen in blasse Wangen über. Ihre flotte Aufmachung
vom Vortag wirkte jetzt, am Morgen nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter, matt
und unpassend.
    Gail Munchen tauchte wenige Minuten später auf,
jung, sehr blond und sichtlich schwanger. Sie trug ein lockeres rotes
Baumwolltop über pinkfarbenen Baumwolleggins und Tretorn-Turnschuhe. In der
Hand hatte sie einen Tennisschläger in einer Segeltuchhülle mit den goldenen
Initialen G.L.M.
    »Wie weit sind Sie?« fragte Smith. »Möchten Sie
Tee oder Kaffee?« Smith’ Gesicht war noch verquollen vom Schlaf — oder vom
versäumten Schlaf und Gails frische jugendliche Erscheinung bildete einen
deutlichen Kontrast, der Smith nicht entgehen konnte.
    »Fünfeinhalb Monate. Orangensaft bitte.« Gail
drückte Melissa an sich,

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