Tödliche Option
in dicker 100-Punkt-Schrift, schrie: Millionen-Dollar-Mord, und die Zeitung
deutete dunkle Geheimnisse an, Sex und Geld in Verbindung mit Ellies Geschäft
bei Luwisher Brothers, indem sie ungenannte Quellen zitierte.
B. B. klopfte an die Tür. »Destry Bird für dich,
Smith.«
»Okay. Mach bitte die Tür zu.« Smith ließ die Zeitungen
auf den Boden fallen und griff zum Hörer. »Das ist es. Wir müssen bis Montag
Bescheid wissen.« Ihr Blick klagte Wetzon an, als sei es deren Fehler, da sie
nicht wußten, wer es getan hatte. »Destry, ich gratuliere«, flötete sie
verführerisch ins Telefon. »Gut gemacht.« Sie hörte gespannt zu. »Montag. Nein,
wir kommen zu Ihnen. Nach Börsenschluß paßt gut.« Sie legte auf.
»Verdammt, du hättest ihnen niemals sagen
dürfen, daß wir es wissen. Du hast uns zur offenen Zielscheibe gemacht.« Die
ganze aufgestaute Wut brach auf einmal aus Wetzon heraus.
»Quatsch.« Smith saugte an ihren beschmutzten
Fingerspitzen.
»In dem ganzen Durcheinander wegen Ellie hatte
ich keine Gelegenheit, Silvestri zu erzählen, was du getan hast, aber ich hole
es nach. Und er wird wütend sein.«
»Oje, ich zittere schon vor Angst«, erwiderte
Smith gedehnt.
»Es war unglaublich dumm, das zu tun, Smith. Du
hast unser Leben in Gefahr...«
»Stell dich nicht so an, Wetzon, du
dramatisierst immer alles so. Diese vielen Jahre am Theater...« Smith ließ den
Satz in der Schwebe.
»Ach, halt den Mund, Smith.« Wetzon sprang auf,
dann ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen. Smith gab ihr das Gefühl, sich
wie ein schmollendes Kind zu benehmen, doch Wetzon wußte, daß sie recht hatte.
»Doug Culver rief mich gestern abend an.«
»Ach ja? Was wollte er?«
»Ich war nicht zu Hause, weißt du nicht mehr?
Ich rufe jetzt zurück. Meinst du, er weiß, daß du Hoffritz gesagt hast, wer
der...«
»Sag nichts, Zuckerstück, nur für den Fall.«
»Sag nichts, Zuckerstück«, murmelte Wetzon. Sie
tippte Dougies direkte Nummer ein.
»Doug Culver.«
Es klingelte an der Außentür.
»Doug, hier ist Wetzon. Sie haben gestern
angerufen? Ich war bei Ellie...«
»Ja? Tragische Sache.«
»Ja.« Sie ließ eine Pause entstehen, wartete ab,
daß er sie füllen würde, was er schließlich tat.
»Haben Sie schon Pläne für das Abendessen?«
»Leider ja. Was haben Sie auf dem Herzen,
Dougie?«
»Ich höre, ihr wißt, wer Goldie ermordet hat?«
»Wie um alles in der Welt haben Sie das
erfahren?«
»Jeder hier weiß es. Sie können so etwas nicht
sehr lange geheimhalten. Stimmt es?«
B. B. klopfte an die Tür.
»Herein«, rief Smith. »Was hast du da?«
»Ein Päckchen für Wetzon und Mr. Barnes am
Telefon für dich, Smith.«
»Nein, es stimmt nicht, Doug.«
»Hm, na schön. Ich möchte eine Theorie mit Ihnen
besprechen, Wetzon«, fuhr Dougie fort.
»Mit mir? Ich fühle mich geschmeichelt.« Wetzon
spielte mit der Klammer des Päckchens, das etwa die Größe einer
Pralinenschachtel hatte und in einem dicken braunen Umschlag mit breitem
Klebestreifen versiegelt war. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie von zu Hause
anrufe? Wo wohnen Sie?«
»Gramercy Park.« Er gab ihr seine Telefonnummer.
Wetzon legte den Hörer auf und sah hinüber zu
Smith, die am Telefon turtelte. Seufzend wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem
Päckchen zu. Kein Absender. Sie hob es auf, drehte es um und drückte es
vorsichtig. Ein Buch war es nicht. Sie griff zum Brieföffner. Hielt inne. Auf
dem Aufkleber stand »Wetzon, Smith & Wetzon« in Maschinenschrift. Privat
und vertraulich stand direkt unter ihren Namen.
Sie stand langsam auf. Was war es? Sie hielt den
Umschlag vor sich. War sie dumm oder hysterisch oder...
Smith legte den Hörer auf. »Wo gehst du hin?«
wollte sie wissen.
Wetzon antwortete ihr nicht. Ihr einziger
Gedanke war Schaff das weg. Sie öffnete die Tür zum Garten und rannte
hinaus gegen die Wand aus Hitze und Feuchtigkeit. Weg damit, weg damit. Sie legte den Umschlag vorsichtig auf die Ziegelsteine in der Mitte des Gartens
und rannte ins Büro zurück. »Smith«, schrie sie, »geh vom Fenster weg!« Sie
zerrte Smith hinter sich her ins Vorzimmer und schloß die Tür. »Alle auf den
Boden. Jetzt! B. B., ruf die 911«, kommandierte sie.
Smith, die immer noch mit den Händen auf den
Hüften dastand, begann: »Was ist los mit dir, Wetzon? Ich...«
Ein lauter Donnerschlag, wie eine gewaltige
Fehlzündung, kam aus dem Garten, fast unmittelbar gefolgt vom Geräusch
splitternden Glases.
Totenstille .
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