Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
Harris?«
»Ja, Harris. Er machte auf mich den Eindruck, als würde er sich nur für die Beziehung zwischen ihrer Schwester und ihrem Nachbarn Steve interessieren. Als ihm klar wurde, dass ich nur Gutes über Karens Charakter zu sagen hatte, hat er sich sofort auf die Möglichkeit konzentriert, dass die beiden eine Affäre miteinander hatten.«
»Und was haben Sie ihm erzählt?«
»Ich musste ihm die Wahrheit sagen. Ich kann doch die Polizei nicht anlügen, wenn es um so eine wichtige Sache wie den Tod ihres Mannes geht.«
»Natürlich«, pflichtete Snow ihr bei. »Was haben Sie der Polizei erzählt?«
Sie seufzte. »Ich hab ihnen erzählt, dass ich sie mindestens ein oder zwei Mal täglich in Steves Haus ein und aus gehen sah, einschließlich der Zeit, als ihr Mann noch mit ihr zusammenlebte – während er bei der Arbeit war, und manchmal auch, wenn er daheim war. Und Steve war genauso oft bei ihr.
Ich stehe jeden Morgen um halb fünf auf und gehe laufen. Ich komme meistens zwischen fünf und sechs zurück, je nachdem,wie weit ich laufe. Seitdem Bob ausgezogen ist, hab ich sie fast jeden Morgen um diese Zeit aus Steves Haus kommen und heimgehen sehen. Wir haben uns dann immer zugewinkt, wie man es halt so macht.
Aber eines Morgens vor ein paar Wochen kam ich auf dem Rückweg von meinem Lauf zufällig an Steves Haus vorbei. Da hab ich dann aus dem Augenwinkel gesehen, wie etwas, das wie ein Geist aussah, auf mich zu gerannt ist. Ich hab mich umgedreht und gesehen, dass es Karen war. Sie ist den Gehweg entlanggelaufen, der von Steves Haustür weg führt. Und der Grund, warum sie wie ein Geist ausgesehen hat, war, dass sie vollkommen nackt war. Sie hatte nicht einen Fetzen am Leib.«
»Was ist passiert?«
»Na ja«, sagte Helen, »sie ist dann auf den Gehsteig neben der Straße gekommen und grinsend neben mir hergelaufen. Dann hat sie mir den Kopf zugedreht und gesagt: ›Guten Morgen, Helen.‹ Und ich hab sie zurück gegrüßt und das war’s dann auch.«
Snow biss die Zähne zusammen und nickte langsam. »Das dachte ich mir«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sie zum Tee eingeladen hätten.«
16
Jim Snow ließ Helen Walton mit ihrem Kräutertee allein und lief über die Straße zum Haus seiner Schwester. Dabei warf er einen verstohlenen Blick auf den Aljo-Wohnwagen, der immer noch vor Steve Helms Haus parkte.
Karen öffnete die Tür in blauer Kordhose, weißen Turnschuhen und einem goldenen, gerippten T-Shirt mit tiefem Ausschnitt. Ihr Haar war leicht zerzaust und sie hatte Ringe unter den Augen. Ihr Blick ging an Snow vorbei und fiel auf sein Auto, das auf der anderen Straßenseite parkte.
»Warum hast du dort drüben geparkt?«, fragte sie.
»Ich habe Mrs. Walton einen Besuch abgestattet.«
Sie sah ihn an. »Warum das denn?«
»Das gehört zu meinen Nachforschungen«, erklärte Snow ihr.
»Worüber hast du sie befragt?«
»Über dich.«
Karen neigte den Kopf zur Seite und riss Mund und Augen auf. »Was ist mit mir?«
»Karen, darf ich reinkommen?«
Sie drehte sich um und stieß die Tür so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug. Dann ging sie mit festen Schritten durch das Wohnzimmer in die Küche. Snow folgte ihr.
Als er sich an den Küchentisch setzte, fiel ihm der durchdringende Geruch nach Bleichmittel auf. »Du hast Hausputz gemacht«, sagte er.
Sie stapfte zur Kaffeemaschine. »Ja, das habe ich. Schreib es am besten gleich in dein Notizbuch. Willst du einen Kaffee?«, schnauzte sie ihn an.
»Nein, danke.«
Sie blieb vor der Kaffeemaschine stehen und kehrte ihm den Rücken zu. »Scheiße!«, sagte sie. »Ich will auch keinen.« Sie fuhr herum, ging mit hastigen Schritten zum Tisch, zog einen Stuhl hervor, sodass er laut über die Fliesen schabte, und ließ sich darauf fallen.
Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und sah Snow in die Augen. Ihre eigenen waren groß und rund. Sie wirkte etwas durchgeknallt, atmete schnell und unruhig.
Am besten, ich komme gleich zur Sache, dachte Snow. »Karen, hattest du eine Affäre mit Steve Helm?«
Ihre Augen wurden noch größer, als stünden sie kurz davor, aus den Höhlen zu treten. Ihr Mund ging ein Stück weit auf und verzog sich zu einem Lächeln. Sie sah aus wie ein Kürbis, den man ausgehöhlt und zu einer Halloween-Maske gemacht hatte.
»Natürlich nicht«, sagte sie. »Mach dich doch nicht lächerlich.«
Snow nickte. »Ich glaube, du lügst.«
Ihr Lächeln verblasste. »Du denkst immer, dass ich lüge, Jim.
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