Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Titel: Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Kusler
Vom Netzwerk:
ein gefundenes Fressen. Wir haben die Telefondaten Ihrer Schwester überprüft. Handy und Festnetz. Sie hat allein in den letzten dreißig Tagen siebenundneunzig Mal mit dem Typ gesprochen.«
    Snow stieß einen schweren Seufzer aus. Er setzte sich auf seinem Stuhl aufrecht und starrte auf den Teller Spaghetti und das Stück Knoblauchbrot. Er hatte auf einmal keinen Hunger mehr. »Also, dann rede ich lieber mal mit ihr. Sie hat mir gesagt, sie hätte Bob nicht mit anderen Männern betrogen. Und Bob soll angeblich auch ein braver Ehemann gewesen sein. Und dann erfahre ich, dass beide ihre sexuellen Abenteuer hatten.«
    »Echt?«, sagte Alice. »Mit wem hat Bob was gehabt?«
    »Mit ’ner Arbeitskollegin im Kasino.«
    »Wie lang war das am Laufen?«
    »Ein Jahr.«
    »Eine lange Zeit. Ich wundere mich, dass Ihre Schwester nie davon Wind bekommen hat. Was machen Sie gerade?«
    »Ich bin beim Essen. Spaghetti.«
    »Klingt gut. Ich wäre jetzt lieber bei Ihnen … anstatt hier.«
    »Wo sind Sie? Und wo ist Mel?«
    »Wir parken irgendwo am Straßenrand auf der Tropicana. Aus der Hosentasche von Detective Flash kam auf einmal dieses Lied von George Strait, ›Amarillo by Morning‹. Ich kann’sschon nicht mehr hören. Er ist so schnell rechts ran gefahren, dass er mit dem Reifen auf den Gehsteig geprallt ist. Jetzt steht er knapp zehn Meter vor dem rechten Kotflügel und raspelt auf seinem Handy Süßholz. Er steht mit dem Rücken zu mir. Ich will gar nicht wissen, worum es geht. Diese Frau ruft ihn bestimmt dreißig Mal am Tag auf seinem Handy an. Hey, jetzt kommt er. Ich muss Schluss machen. Bis später dann.«
    »Okay«, sagte Snow. »Danke für den Anruf.«
    Er klappte das Handy zu und starrte auf den Parkplatz hinaus.

15
    Als Jim Snow seinen Hyundai Sonata gegenüber vom Haus seiner Schwester parkte, war ihm nicht ganz wohl dabei. Vielleicht sollte er anstandshalber kurz bei Karen vorbeischauen und nachsehen, wie es ihr ging.
Ich bin gerade in der Gegend und stelle Nachforschungen zu einem Mordfall an, in dem du und Steve die Hauptverdächtigen seid, und da dachte ich mir, ich schau mal vorbei und sage Hallo
. Dafür hatte er jetzt keine Zeit. Und auch keine Lust. Später, wenn er mehr Fakten hatte, würde er mit ihr reden. Vielleicht würde er die Wahrheit erfahren, wenn er sie erst einmal dazu bringen konnte, mit dem Lügen aufzuhören. Das Problem war nur, dass er womöglich die Wahrheit nicht vertragen würde, sobald er sie kannte. Er konnte sich ziemlich leicht vorstellen, wie es abgelaufen sein könnte: Steve Helm erschlägt den armen Bob mit diesem Geologenhammer mit seinem 620 Gramm schweren Kopf und dem extra langen Stiel, während Karen zu Hause sitzt und wartet und dabei auf ihrem Taschenrechner ausrechnet, wie lange eine halbe Million Dollar reichen wird. Wie lange, bevor sie gezwungen sein wird, sich auf die Suche nach Ehemann Nummer vier zu machen.
    Als er den Gehsteig entlang auf den Eingang des Hauses zuging, das gegenüber von Karens lag, fragte er sich, ob er mit zunehmendem Alter immer zynischer wurde – oder ob ihm einfach nur die Realität ins Antlitz starrte.
    Die alte Frau kam sofort an die Tür und machte auf. Vermutlich hatte sie ihn durch die Lamellen ihrer Jalousien kommen sehen. Und dann hatte sie sich wohl wieder in ihrenSchaukelstuhl gesetzt und gewartet, um nicht den Eindruck zu großer Neugierde zu erwecken. Sie sah ganz und gar nicht wie fünfundachtzig aus, eher wie sechzig. Ihr graues Haar war kurz geschnitten und reichte kaum bis zu den Ohren. Ihr Gesicht war wettergegerbt und braun wie Feinleder. Ihre hellbraunen Augen funkelten und sie stand aufrecht und breitbeinig vor der Tür, wie ein Boxer, der zur nächsten Runde bereit ist.
    Snow streckte die Hand aus. »Ich bin Jim Snow, der Bruder von Karen. Sie wohnt im Haus gleich gegenüber.«
    Er erwartete, dass ihre Stimme gackernd und brüchig klingen würde, aber sie war weich und leise. Sie schüttelte ihm die Hand und sagte: »Ja, ich weiß. Ich bin Helen Walton. Kommen Sie doch bitte rein.«
    Snow hatte die typische Einrichtung erwartet, die man normalerweise im Haus einer alten Frau vorfindet: ein kleines Sofa mit Blumenmuster und ein dazu passender Sessel, über dessen Lehnen Fleecedecken sorgfältig drapiert waren; ein knarrender Schaukelstuhl aus Holz mit selbstgemachtem Sitzkissen; eine tickende Standuhr. Aber er sah nichts dergleichen. Stattdessen stand auf dem Hartholzboden im Wohnzimmer eine Couch- und Sesselgarnitur, die

Weitere Kostenlose Bücher