Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
noch andere Bücher geschrieben. Eins über die Weltwirtschaftskrise und eins über den Zweiten Weltkrieg. Alle in derselben Art, nämlich aus der Sicht der kleinen Leute.«
Er schüttelte den Kopf. »So was schreibt heute keiner mehr. Niemand will heute noch was über das Leben der kleinen Leute lesen. Wenn man kein Prominenter oder Politiker ist, interessiert sich niemand für einen. Wenn Sie mich fragen, führt der Durchschnittsbürger ein viel interessanteres Leben als irgend so ein Bürokrat in Washington. Aber die sind es, die dann ihre Memoiren schreiben. Ich glaube, das meiste von dem, was sie schreiben, ist doch alles nur erfunden – sie wollen damit nur ihr Dasein rechtfertigen. Nichts als ein Haufen gieriger, narzisstischer Arschlöcher, wenn Sie mich fragen.«
Snow hatte darauf keine Antwort parat. Er hatte längst aufgehört, Willies endlosen Monologen zuzuhören.
Stattdessen war er tief in Gedanken versunken.
35
Alice saß bereits im Wagen, als Willie und Snow zurückkehrten.
»Nichts«, sagte sie.
»Macht nichts«, sagte Snow. »Wir haben ihn.« Er glitt auf den Fahrersitz und schlug die Tür zu. Dann wandte er sich mit einem Lächeln Alice zu. »Wir haben nicht nur einen Nachnamen – ich glaube, wir haben womöglich den Täter.«
Alice zog die Augenbrauen hoch und sah Snow an. »Ich habe wohl etwas übersehen. Was haben Sie rausgefunden?«
»Sie haben in der Tat etwas übersehen«, sagte Snow. Er schlug den Notizblock auf und blätterte ein paar Seiten um. »Hier ist er: Daniel Guardino. Er hat einen Tag nach dem Mord im Sunrise Inn eingecheckt. Die Hausverwalterin in der Anlage gegenüber hat uns erzählt, er wäre vor mehr als drei Wochen aus seiner Wohnung ausgezogen. Sein Wohnwagen steht zwei Stellplätze vom Tatort entfernt. Er hat die Batterie in seinem Wohnwagen zum Aufladen an einen Sonnenkollektor angeschlossen. Er hat einen Generator. Soll ich Ihnen sagen, wo er die letzten drei Wochen gewohnt hat? In diesem Wohnwagen. Ich glaube, er hat sich in der Nacht, in der Bob ermordet wurde, darin aufgehalten. Er hat die Transaktion mitbekommen und hat gehört, wie Steve Helm das Geld gezählt hat. Helm sagte mir, die Tür von Bobs Wohnwagen habe weit offen gestanden.«
»Vielleicht hat er während dieser Zeit bei einer Freundin oder jemand anderem gewohnt«, sagte Alice.
»Aber warum ist er dann am Tag nach dem Mord ins Motel gegangen?«
»Das kann ein Zufall gewesen sein«, sagte Alice. »Vielleicht hatte er Streit mit der Person, bei der er gewohnt hat, und hat sich dann ein Zimmer im Motel genommen.«
Snow dachte über diesen Einwand nach. »Möglich wäre das schon«, sagte er. »Aber ich hab noch mehr.«
»Ich bin ganz Ohr«, sagte Alice.
»Der Spurensicherer meinte, dass der Hinterreifen von Bob Williams’ Pick-up mit einem kleinen Schraubenzieher oder einem Bar-Eispickel durchlöchert wurde. Also ich glaube nicht, dass ein Schraubenzieher, egal wie klein er ist, einen Reifen durchlöchern kann, der sich nicht mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Und was macht ein Bar-Eispickel auf dem Boden auf einem Wohnmobil-Stellplatz?
Dieser Danny Guardino ist Automechaniker. Ich wette, er bewahrt seine Werkzeuge in seinem Wohnwagen auf. Und als Automechaniker hat er bestimmt eine große Auswahl an Schraubenziehern.«
Alice dachte einen Augenblick nach. »Aber Sie haben doch gesagt, Sie glauben nicht, dass der Reifen von einem Schraubenzieher durchlöchert wurde.«
Snows Puls ging jetzt schneller. »Das stimmt. Aber wissen Sie auch, was normalerweise bei einem großen Schraubenzieher-Set dabei ist?«
»Ich hab noch nie ein großes Schraubenzieher-Set gekauft«, sagte sie.
»Aber ich«, sagte Snow. »Ich hab ein Set in einem von meinen Werkzeugkästen bei mir zu Hause.«
»Also, was ist es?«, sagte Alice.
»Eine Ahle.«
»Sie meinen das Ding, mit dem man Löcher in Leder sticht?«
»Das ist eine Sorte davon. Ich meinte eigentlich einen Spitzbohrer. Der sieht aus wie ein Bar-Eispickel, nur dicker. Und er hat einen Griff wie ein Schraubenzieher. Guardino hat den wahrscheinlich unter den Hinterreifen geklemmt, damit Bobihn wechseln muss, nachdem Helm mit dem Wohnwagen weggefahren war.«
»Aber was, wenn Steve Helm gar nicht weggefahren ist? Wenn er stattdessen geblieben ist, um Bob beim Reifenwechsel zu helfen?«
»Ich glaube, dann wäre Bob wohl nicht tot. Und Danny Guardino hätte seinen Spitzbohrer noch.«
Alice ließ sich das durch den Kopf gehen.
»Okay«, sagte sie. »Klingt
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