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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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normalerweise verkehren. Ich werde dann dort nachfragen.“
    „Das ist ‘ne Idee! Also, da wäre zuerst...“
    „Nicht jetzt“, bremste ihn Jannet. „Später, bei
mir zu Hause, wenn wir erst mal hier raus sind.“
    Es wurde an die Tür geklopft. Faroux rief „Herein!“
Ein Mann in einem weißen Kittel folgte der Aufforderung. Uber seinem Arm hing
eine Hose.
    „Sollten die Laboruntersuchungen meinen Verdacht
bestätigen, dann fürchte ich, daß Tanneur Ihre Einladung nicht annehmen kann,
Jannet!“ lachte der Inspektor.
    Der Mann mit dem Solitär begnügte sich mit einem
Lächeln. Florimond Faroux nahm die Hose und den Laborbericht entgegen. Nachdem
er das Geschriebene überflogen hatte, fragte er den Taxifahrer feierlich:
    „Frédéric Tanneur, erkennen Sie diese Hose als
die Ihre wieder?“
    „Ja.“
    „Danke. Diese Hose ist in Ihrer Wohnung gefunden
worden. In der rechten Tasche befanden sich laut Laborbericht Reste einer
braunen Masse, Reste von Scho-ko-lade! Die Untersuchung hat darin Spuren von
Arsensäure nachgewiesen. Das scheint mir Beweis genug dafür, daß Sie mit Arsen
vergiftete Pralinen bei sich hatten, an denen Ihr Sohn gestorben ist. Ich sehe
noch kein Motiv für Ihre Tat, aber das werden die weiteren Ermittlungen
ergeben. Leider werden Sie die Bildergalerie von Maître Jannet nicht bewundern
können. Frédéric Tanneur, Sie sind verhaftet!“
    „Scheiße! Verdammtes Pack!“ brüllte der
Taxifahrer. Zum ersten Mal während des Verhörs wurde er ausfällig. Die roten
Äderchen in seinem Gesicht verfärbten sich violett. „Ich bin unschuldig.“
    „Diese Verhaftung ist ein Witz“, sagte Jannet
ganz ruhig. „Das werden Sie früher oder später einsehen, Faroux. Ihr Pech! Es
ist nicht meine Aufgabe, Ihnen die Augen zu öffnen oder Ihren Verstand zu
schärfen. Und Sie, Tanneur, machen Sie sich keine Sorgen! Der Inspektor kann
sich noch so sehr ins Zeug legen, er wird nicht verhindern können, daß Sie mit
mir das Haus verlassen. Übrigens, Inspektor, wer ist der zuständige
Untersuchungsrichter?“
    „Dubois.“
    „Dann bis gleich... Warten Sie hier, Tanneur!“
    „Er wird direkt in den Knast wandern“, versprach
Faroux.
    Der Anwalt zuckte die Achseln, zwinkerte mir zu
und verließ den Raum. Sofort ließ Faroux den Taxifahrer von zwei Uniformierten
abführen. Dann verschwand er selbst eine Weile. Als er zurückkam, machte er ein
Gesicht, mit dem man unerträgliche Kinder hätte in Schach halten können.
    „Nun... also... Also, nun“, stammelte er, „was
halten Sie von der Geschichte, Burma? Jannet hat’s geschafft. Er durfte Tanneur
mitnehmen. Was er auch auf der Stelle getan hat...“
    Endlich fand er die Zeit, sich wieder den
Schweiß von der Stirn zu wischen. Die mörderische Hitze machte ihm mehr zu
schaffen als der Mord. Und mich machten seine traurigen Hundeaugen ganz weich.
    „Wie denken Sie über dieses verdammte
Durcheinander?“ fragte er wieder.
    „Der Fall ist doch so klar wie ein Gebirgsbach,
oder etwa nicht?“ fragte ich grinsend zurück.
    Und jetzt mußte ich raus aus diesem Bau und an
die frische Luft.
     
    * * *
     
    Es gibt Leute, die kneifen sich in den Arm, um
sich davon zu überzeugen, daß sie nicht träumen. Gegen das Brückengeländer des
Quai des Orfèvres gelehnt, genau gegenüber der berühmten Nr. 36, Pfeife im
Mund, brauchte ich meinen Arm nicht zu mißhandeln. Es fehlte di e femme
fatale, die in meinen bescheidensten Träumen auftaucht. Und der fette
Jannet konnte sie, trotz seines leicht zu feminierenden Namens, nicht ersetzen.
Dennoch, traumhaft war es schon: Der berühmte Winkeladvokat verteidigte einen
Taxifahrer mit einem Wochenlohn von ein paar hundert Francs! Das konnte sehr
interessant werden. Ich sollte Frédéric Tanneurs Persönlichkeit mal genauer
unter die Lupe nehmen. Vielleicht war er ja noch etwas anderes als unerträglich
und arrogant, wie die Klatschmäuler von Saint-Ouen behaupteten. Würde eine
Reise in seine Vergangenheit Aufschluß geben?
    In diesem Augenblick kam das Objekt meiner
Gedanken in Begleitung seines Verteidigers aus dem Polizeigebäude. Er sah nicht
so aus, als wüßte er, wie ihm geschah. Nebenbei bemerkt, er kannte Thomas
Jannet so gut wie ich einen indischen Maharadscha. Ich löste mich vom
Brückengeländer und ging auf die beiden zu.
    „Was wollen Sie denn noch?“ fuhr Tanneur mich
böse an.
    Ich weiß nicht, wie ich seinem Faustschlag so
schnell aus-weichen konnte. Jedenfalls sprang ich zur Seite und

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