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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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wies
auf Galzat. Doch dieser war wohlerzogen. Aber ich bitte Sie, nach Ihnen etc.
Wir verloren fünf Minuten mit überflüssigen Höflichkeitsfloskeln. Ich bestand
darauf, die Reihenfolge einzuhalten. Er gab schließlich nach, bestand jedoch
seinerseits darauf, „aus Fairneß“, wie er betonte, daß ich der Unterhaltung mit
dem Freund seines Vaters beiwohne. Wir gingen also zu dritt hinüber ins
Sprechzimmer. Dort brachte René Galzat sein Anliegen vor. Dr. Blouvette-Targuy
gab ihm fachkompetente Auskunft. Sollte das meinen... Konkurrenten im Fall des
ermordeten Russen weiterbringen?
    Als der Journalist sich verabschieden wollte,
sagte ich: „Bleiben Sie, bitte! Es freut mich, daß Sie keine Geheimnisse vor
mir haben. Ich nämlich habe auch keine vor Ihnen. Und hinterher können wir
unsere Fälle miteinander diskutieren und uns... na ja, nicht grade zusammentun,
aber immerhin doch... äh... gegenseitig beraten.“
    Leider hing kein Spiegel im Sprechzimmer. Ich
hätte mich zu gerne bei meiner Freundschaftswerbung beobachtet. Schade für
mich, aber auch für Galzat! Denn der war auch nicht schlecht in seiner Rolle...
    „Oh, Monsieur Burma“, seufzte er wie ein
verliebtes Schulmädchen, „wenn Sie diese Geheimnisse für mich k.o. schlagen
könnten... Mit dem größten Vergnügen würde ich Ihnen den Ruhm überlassen!“
    Eine Traumrolle, meisterhaft gespielt!
    „Darüber reden wir später noch“, lachte ich. „Jetzt
möchte ich Ihnen, Doktor, erklären, was mich zu Ihnen führt. Es geht um die
Arsengeschichte.“
    „Ar... Arsengeschichte?“ stotterte der schöne
Medizinmann. „Was für eine Arsengeschichte?“
    Er sah mich völlig perplex an.
    „Ich meine den Tod des kleinen Béquet vor vier
Tagen“, erklärte ich. „Sind Sie sich Ihrer Diagnose sicher? Ist der Junge an
Herzversagen gestorben?“
    „Würden Sie sich etwas klarer ausdrücken?“
    Sein Ton war jetzt ziemlich schroff. Ich fand
zwar, daß ich mich bereits klar genug ausgedrückt hatte, lieferte ihm aber die
nötigen Einzelheiten. Ich sprach von dem Drei-Tage-Abstand der Todesfälle
Béquet und Tanneur, beides Mitglieder in Bressols Bande, und davon, daß der
zweite unzweifelhaft vergiftet worden war. Ich wolle mich nur noch einmal bei
ihm vergewissern, daß der erste ebenso unzweifelhaft eines natürlichen Todes
gestorben sei, fügte ich hinzu. Dr. Blouvette-Targuy war ganz Ohr, dann
vertiefte er sich in seinen Papierkram. Seine Antwort war mit Fachausdrücken
gespickt. Ja, Louis Béquet sei an akutem Herzversagen gestorben.
    „Es besteht nicht der geringste Zweifel“, schloß
der Arzt. „Ich wollte nur ganz sicher sein“, sagte ich.
    „Es besteht nicht der geringste Zweifel an der
Todesursache des Jungen“, wiederholte er noch einmal.
    Ich stand auf, um mich zu verabschieden. Mir
schien, als atme der Arzt erleichtert auf. Doch ich mußte mich täuschen: Er bat
mich, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Er würde sich glücklich schätzen, mich
einmal, wenn es mir meine Zeit erlaube, zum Abendessen einladen zu dürfen.
Diese Einladung paßte wie die Faust aufs Auge! Ich beeilte mich, dasselbe von
mir zu behaupten (mich glücklich zu schätzen, meine ich), und dann verließen
René Galzat und ich gemeinsam das überraschend gastliche Haus.
    „Wohin gehen Sie?“ fragte ich.
    „Zum Crépu .“
    „Ich auch, ich möchte meinen Freund Marc Covet
besuchen.“
    Wir gingen zu Fuß bis zur Porte Montmartre. Dort
nahmen wir ein Taxi. Unsere charmante Unterhaltung plätscherte vor sich hin.
Als hätten wir kein Wässerchen trüben können! Im Zeitungsgebäude trennten wir
uns schweren Herzens. Galzat ging in sein Büro, ich in die erste Etage, wo ich
Reboul in angeregtem Gespräch mit einem der Hausmeister antraf. Sah aus, als
wären sie die dicksten Freunde. Ich eiste meinen Mitarbeiter los.
    „Halten Sie bloß die Augen offen“, raunte ich
ihm zu. „Das ist ein ganz Schlauer, dieser Galzat! Hat mir gesagt, er habe die
Schnauze voll von der Dynamit-Masche. Ich bin dabei, das zu überprüfen. Hab ihn
wissen lassen, daß ich einem geheimnisvollen Fall von Vergiftung auf der Spur
bin. Kann sein, daß er sich durch die Fälle, die er sich aufgehalst hat,
überfordert fühlt und zum Mord an Jean Tanneur überwechselt. Wenn er was in
dieser Richtung unternimmt, weiß ich, was ich von seiner Fairneß zu halten
habe. Also, bleiben Sie ihm hart auf den Fersen!“
    „Leicht gesagt“, stöhnte Reboul.
    „Ja, stimmt. Gibt’s sonst was

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