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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Neues?“
    „Nein, nichts. Nur, daß ich inzwischen seinen
Geschmack in puncto Frauen kenne. Er mag Filmtypen, zwischen
fünfundzwanzig und dreißig, groß, kastanienbraune Haare. Das Übliche!“
    „Na so was, da haben wir ja denselben Geschmack!
Dann wollen wir ihn mal nicht zu lange auf dem trockenen sitzen lassen und ihm
die Frau seiner Träume zuschustern.“
    Reboul sah mich schräg von der Seite an.
    „Sie mögen auch Frauen mit kastanienbraunen
Haaren?“
    „Ich mag nur Frauen mit kastanienbraunen Haaren!“
    „Aber die letzte, mit der ich Sie gesehen habe,
war schwarzhaarig.“
    „Macht nichts!“ lachte ich. „Für mich waren ihre
Haare braun.“
    „Verstehe! Egal, welche Haarfarbe, Hauptsache
kastanienbraun...“
    Mit diesen Worten ließ mich Reboul stehen und
ging wieder zu dem Hausmeister, um ihm noch ein paar Würmer aus der Nase zu
ziehen. Ich begab mich zu Marc Covet. Der trinkfreudige Journalist saß in
seinem Büro und malte einem Foto der unglücklichen Mae West einen Bart und eine
Brille an.
    „Bravo!“ rief ich.
    „ Salut, Burma“, begrüßte er mich.
    Er hielt sein Kunstwerk hoch und begutachtete
es, wobei er ein Auge zukniff.
    „Das ist genauso gut wie das, was Théron
fabriziert“, urteilte er.
    Julien Théron war Maler und ein gemeinsamer
Freund von uns.
    „Heute abend wird doch seine Ausstellung
eröffnet, nicht wahr? Setzen Sie Ihr Werk in den Crépu und schreiben Sie
seinen Namen darunter. Das würde ihren Artikel etwas beleben...“
    „Ach ja, stimmt!“ rief Covet. „Da muß ich ja
auch noch hin. Dabei weiß ich vor lauter Arbeit sowieso schon nicht mehr, ob
ich Männlein oder Weiblein bin.“
    „Liegt das nur an der Arbeit? ... Ich hab auch ‘ne
Einladung gekriegt.“
    „Schickt Julien jetzt auch schon Einladungen an
Privatflics?“
    „Er hat ganz Paris eingeladen. Nur keinen
einzigen Kunstkritiker! Bei seiner letzten Ausstellung hielt ein ehemaliger
Boxer die Eröffnungsansprache.“
    „Ja, ‘n verrückter Vogel, unser Théron!
Übrigens, Galzat hat er auch eingeladen. Und der Junge ist für Malerei so
qualifiziert wie... wie...“
    „Wie Sie?“
    „Ganz genau!“
    „Was halten Sie denn sonst so von Ihrem
Kollegen?“
    Covet hielt herzlich wenig von seinem Kollegen.
Er versicherte mir, daß Galzat sich persönlich für das Tauziehen um den
begehrten Titel „Der Mann, der das Geheimnis k.o. schlägt“ stark gemacht habe.
Der Chefredaktion sei das ziemlich egal gewesen, obgleich sie sofort zugestimmt
habe. René Galzat legte also Wert darauf, sich mit mir anzulegen!
Interessant... So ein Waisenknabe, der er zu sein vorgab, war er nicht!
    „Der Junge geht mir gewaltig auf die Nerven“,
sagte ich. „Mit Ihrer Hilfe, Covet, könnte ich ihm die Tour vermasseln. Sie
kennen doch Thomas Jannet, oder? Winkeladvokat und Freund von Paoli, dem
Korsen, Chef des Korsen-Clans von Montmartre. Dieser Jannet hat sich gestern
bereit erklärt, einen finanzschwachen Taxifahrer zu verteidigen, der des Mordes
an seinem eigenen Sohn verdächtigt wird. Gäbe das nicht einen hübschen Artikel
unter der Rubrik ,Die Gute Tat“ her?“
    „Sicher, aber...“
    „Schreiben Sie irgendwas darüber zusammen. Der
Stil braucht gar nicht mal der von Galzat zu sein. Es reicht, wenn sein Name
darunter steht. Geben Sie es in die Setzerei und lassen Sie sich einen Abzug
geben. Und den geben Sie dann am besten mir. Wir müssen nicht unbedingt Spuren
hinterlassen!“
    „Hört sich nicht sehr sauber an, Ihre Idee“,
bemerkte Covet seufzend.
    „Ist sie auch nicht“, lachte ich. „Schließlich
soll Galzat sich schwarz ärgern!“
    Nach kurzem Zögern erklärte sich mein Freund
bereit, mir zu helfen. Er spannte ein Blatt Papier in seine Maschine und machte
sich an die Arbeit.
    „Vergessen Sie nicht“, fügte ich noch hinzu, „mit
dem Fall des Taxifahrers bin ich im Augenblick beschäftigt. Sie werden
natürlich der erste sein, der...“
    „Will ich auch hoffen!“ knurrte Covet.
    „Jetzt lasse ich Sie mit Ihrer Inspiration
alleine und geh etwas spazieren.“
    Aus einer Telefonzelle rief ich zwei Agenturen
an, die mir die gewünschten Sirenen für Galzat besorgen sollten. Doch um diese
Zeit waren solche Arbeitsvermittlungsbüros bereits geschlossen. Ich gab’s auf
und wählte die Nummer meiner eigenen Agentur. Hélène meldete sich.
    „Hallo, ich bin’s! Sagen Sie, kennen Sie Dr.
Blouvette-Targuy ? “
    „Ach, wissen Sie“, antwortete meine Sekretärin, „ich
gehe so selten in den

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