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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Mitgefühl. Ihn störte es viel mehr, daß er an jeder Ampel warten mußte.
    Küpper schwieg zu den Vorurteilen seines Untergebenen. Einmal mehr erkannte er, warum keiner seiner Kollegen mit Wenzel zusammenarbeiten wollte. Und er verstand auch einmal mehr, warum Wenzel wohl niemals die Kommissarslaufbahn einschlagen würde.
    Aber wenn der’s selbst nicht merkt, dachte er sich. Mein Problem solls wahrlich nicht sein.
    Rasch hatte Küpper den Wagen von Schramm gefunden. Der alte blaue Escort stand ordnungsgemäß geparkt im abgetrennten Teilstück der Von-Aue-Straße neben dem Gasthof.
    Wenzel schickte der Kommissar zurück nach Birkesdorf. Er solle an der Max-Planck-Straße auf ihn warten.
    Mit unverhohlenem Ärger kam Wenzel dem Befehl nach. „Bin ich denn nur noch Taxifahrer?“ Doch dann trollte er sich.
    Der Wagen machte einen gepflegten Eindruck. Der Rücksitz war leer, auf dem    Beifahrersitz sah Küpper die
    Montagsausgaben der Dürener Zeitung, der Dürener Nachrichten und des Dürener Tageblatts. Im Handschuhfach fand Küpper, der sich auf dem Fahrersitz gesetzt hatte, die Fahrzeugpapiere und den Führerschein von Schramm sowie eine schon ältliche Nikon Fl.
    Das Modell war schon lange nicht mehr im Handel, wußte der Hobbyfotograf Küpper. Der Fotoapparat war mit einem Film bestückt. Aber offensichtlich war der Film gerade erst frisch eingelegt worden, denn der Bildanzeiger stand noch bei Null. Die Kamera ist halt immer schußbereit am Mann, dachte sich der Kommissar.
    Er legte die Kamera beiseite und hob die Zeitungen hoch. Er entdeckte einen Notizblock, an dem ein grüner Kugelschreiber mit der Aufschrift „Dürener Tageblatt“ angeklemmt war.
    „Bürgermeister Walter“, stand auf dem Block in einer schwer leserlichen Schrift geschrieben. „Die Kommunalwahl am Sonntag, 3. November, hat zu einem sensationellen Machtwechsel im Dürener Rathaus geführt. Und nicht ganz unschuldig an diesem Machtwechsel ist die lahme Schwester“, hatte der Journalist notiert.
    Viel konnte Küpper mit diesen beiden Sätzen nicht anfangen. Das war noch übertrieben, gestand er sich ein. Sie gaben rein gar nichts an Information her.
    Zwar war er natürlich über den Ausgang der Wahl in Düren informiert, doch interessierte ihn das nicht allzusehr. Düren war sein Arbeitsplatz, mehr nicht. Er wohnte zwar hier, betrachtete sich aber immer noch als Zugezogener, der mit den Dürenern nicht klarkam.
    Vielleicht konnte ihm aber Frau Schramm bei dem Geschriebenen weiterhelfen. Und Küpper wunderte sich, daß er sich für den Toten interessierte, obwohl es sich doch allem Anschein nach um einen Unfall, eventuell um einen Selbstmord, aber auf keinen Fall um ein Tötungsdelikt handelte.
    Küpper überlegte noch kurz, ob er bei seiner Mutter im Schenkel-Schoeller-Stift vorbeispringen sollte. Doch dann entschied er sich wieder dagegen. Er fuhr den Wagen nach Birkesdorf zur Max-Planck-Straße.
    Wenzel hatte artig auf dem kleinen Parkplatz am Hochhaus an der Eintrachtstraße neben der Wohnstraße gewartet. Auch jetzt mußte er sich noch gedulden. Küpper ließ ihn vorsorglich im Wagen sitzen, als er die Kamera und den Block ins Elternhaus von Thea Schramm brachte.
    Frau Schramm nahm die Utensilien ihres Mannes gefaßt entgegen. Ein flüchtiges Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie seine Schrift erkannte.
    Ihr Mann habe für sie kleine Geschichten geschrieben, klärte sie den Kommissar auf, als er sie auf den Block ansprach. Unter dem Titel „Wenn die Wahrheit auf der Strecke bleibt“ habe er aus dem journalistischen Alltag berichten wollen. Es seien meist fiktive Geschichten gewesen, die gelegentlich auch einen Bezug zur Realität gehabt hätten.
    „Am Montag beim Frühstück hat er mir gesagt, er wolle noch eine Geschichte über die Kommunalwahl machen“, erinnerte sie sich. „Die Geschichte werde so haarsträubend sein, daß jedermann spüren müßte, daß sie so nicht stimmen könne. Aber es sei ein wahrer Kern darin.“ Thea Schramm nahm die Kamera und den Notizblock und verstaute sie in eine Schublade.
    Küpper verabschiedete sich und fuhr mit einem immer noch verärgerten Wenzel zurück ins Büro.
    Der Tod von Schramm mußte sich wie ein Lauffeuer in Düren verbreitet haben. Auf Küppers Schreibtisch häuften sich die Notizzettel mit den Rufnummern diverser Journalisten, Zeitungen und Rundfunkanstalten.
    Küpper hatte es im Gegensatz zu einigen Kollegen längst aufgegeben, nachzuforschen, woher die Medien an

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