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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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damals nicht annähernd so groß waren wie die unlängst von Agrippa und Maecenas erbauten mit ihren diversen Thermen und Übungsräumen, Bibliotheken, Vorlesungssälen, Pflanzen, Skulpturen und Mosaiken. Mein Lieblingsbadehaus hatte ein paar ganz ansehnliche, geplünderte Skulpturen aus Corinth, ausgebildete, zypriotische Masseure und heiße Bäder, die klein genug waren, daß sich etwa ein Dutzend Männer bequem darin unterhalten konnten. Eine gepflegte Unterhaltung mit seinesgleichen macht das halbe Vergnügen eines Bades aus, und in den riesigen, hallenartigen Thermen neuerer Zeit, die mehr als einhundert Badende zur selben Zeit beherbergen, ist es schwer, sich verständlich zu machen.
    Jenes Badehaus wurde hauptsächlich von Senatoren und Mitgliedern des Ritterstandes frequentiert und war deswegen ein guter Ort, sich über die jüngsten Regierungsgeschäfte zu informieren. Ich ließ meine Kleidung unter Hermes’ nicht wirklich wachsamen Augen im Atrium zurück, tauchte, so schnell ich konnte, ins kalte Wasser, um mich anschließend im heißen Wasser des Caldariums genüßlich zu aalen. Als ich den dunklen, von dichten Dampfschwaden durchzogenen Raum betrat, stellte ich enttäuscht fest, daß außer mir nur zwei andere Männer da waren, die ich beide nicht kannte.
    Ich begrüßte sie höflich und ließ mich zum Einweichen bis zum Kinn in das köstliche heiße Naß sinken. Ich hatte erst ein paar Minuten mit dem Rücken zur Tür im Wasser gesessen, als meine neuen Bekannten entsetzt zum Eingang blickten. Ich machte mir nicht die Mühe, mich umzudrehen, als hinter mir eine Reihe von Männern ins Bad stiegen; große, narben-übersäte Kerle mit harten Gesichtern, Circus-Schläger der übelsten Sorte. Meine beiden Badegenossen räumten hastig das Feld, so daß ich das Becken nur noch mit sechs finster dreinschauenden Kraftpaketen teilte, die rechts neben mir einen Platz freigelassen hatten; ein jugendlicher, auf verlotterte Art recht gutaussehender Mann, dessen Körper nur ein paar kleinere Narben zierten, von denen ich ihm einige höchstpersönlich beigebracht hatte, besetzte ihn.
    »Willkommen in Rom, Decius«, sagte er.
    »Dank dir, Clodius«, erwiderte ich. Er hatte mich im heißen Bad kalt erwischt. Es gab absolut keine Möglichkeit zu flüchten oder zu kämpfen; jeder Versuch hätte würdelos gewirkt. Soviel zum Thema des mir geweissagten langen Lebens.
    »Entspann dich, Decius«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln. »Ich bin dein designierter Tribun und habe eine Menge wichtiger Dinge im Kopf. Du bist zur Zeit meine geringste Sorge. Wenn du mir nicht in die Quere kommst, brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Ich bin hocherfreut, das zu hören«, sagte ich und hatte es selten in meinem Leben wörtlicher gemeint.
    »Ich will dir nicht einmal deine Freundschaft mit diesem verrückten Hund Milo übelnehmen«, erklärte er jovial, »solange ihr beide euch nicht gegen mich verbündet.«
    »Ich bin bestimmt nicht auf Ärger aus, Clodius«, versicherte ich ihm.
    »Ausgezeichnet«, fand er. »Dann haben wir uns ja verstanden.« Er klang geringfügig zurechnungsfähiger als sonst, obwohl das nicht viel heißen wollte. »Genaugenommen …«, begann er merkwürdig zögerlich, »genaugenommen gibt es möglicherweise sogar einen Weg, unseren Streit zu vergessen, ganz von vorne anzufangen, sozusagen.«
    Das klang wahrlich rätselhaft.
    »Was soll das heißen?«
    »Du wirst inzwischen erfahren haben, daß mein Schwager, dein Verwandter Metellus Celer, vergiftet wurde«, sagte er.
    »Ich weiß, daß er tot ist«, erwiderte ich vorsichtig. »Was seine Vergiftung angeht, habe ich nur Gerüchte gehört.«
    »Oh, ich hatte vergessen, daß du ein Anhänger philosophischer Logik bist«, höhnte er.
    Ich reagierte nicht auf die Provokation. »Ich ziehe handfeste Beweise dem Hörensagen vor«, erklärte ich ihm.
    »Nun gut, es gibt also Gerüchte, die behaupten, daß Celer von seiner Frau, meiner Schwester Clodia, vergiftet wurde. Meine Feinde und der Pöbel tuscheln hinter meinem Rücken über ihre vermeintliche Schuld, nur weil sie sich über gewisse Konventionen hinwegsetzt und meine Sache unterstützt.«
    »Die Welt ist voller Ungerechtigkeit«, pflichtete ich ihm bei.
    »Es ist doch angeblich deine Stärke, solche Sachen herauszufinden, Metellus. Ich will, daß du Clodias Namen reinwäschst, indem du herausfindest, wer Celer wirklich ermordet hat.«
    Ich war so perplex, daß ich fast untergetaucht wäre, doch Clodius

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