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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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Frage überraschte mich. »Warum? Heute nachmittag hat Clodius mich im Bad praktisch überfallen und …«
    »Ja, ja, ich weiß, er hat es mir erzählt.« Sie wischte meinen Einwand mit einer graziösen Handbewegung beiseite. »Er glaubt, du könntest das Gerücht zum Verstummen bringen, ich hätte ihn getötet. Aber ich bin sicher, daß Celers Verwandte exakt das Gegenteil beweisen wollen. Bist du deswegen nach Rom zurückgekehrt?« Sie sah mich direkt an, ihr Blick war fest und klar, obwohl sie den Erfrischungen des Abends mehr als großzügig zugesprochen hatte und auch jetzt noch ungeniert weiterzechte.
    »Du weißt, was meine Familie will, und du weißt, was Clodius will. Warum fragst du mich nicht, was ich will?«
    »Also gut, was willst du, Decius?«
    »Ich will die Wahrheit herausfinden«, erklärte ich feierlich.
    Sie lachte. »Oh, Decius, du bist ein so ehrlicher Trottel. Ich weiß gar nicht, wie du es schaffst, ein so aufregendes Leben zu führen. Du bist so rechtschaffen wie Cato, wenngleich nicht halb so langweilig.« Sie lachte erneut, brach dann ab und starrte mich mit durchdringendem Blick an. »Du denkst, ich habe es getan, stimmt’s?«
    »Ich enthalte mich jeden Urteils, solange ich keine Beweise habe«, sagte ich. »Warum glaubst du, daß ich dich für schuldig halte?«
    »Weil du deinen Wein noch nicht angerührt hast, obwohl du Durst hast wie Sisyphus und einen Wein dieser Qualität nicht alle Tage zu trinken bekommst«, erwiderte sie trocken.
    Ich spürte, daß mein Gesicht in etwa so rot angelaufen sein mußte wie das von Antonius zuvor. Demonstrativ nahm ich einen großen Schluck. Es war ein wunderbarer Messaner, glatt wie Clodias Haut. Sie beugte sich vor und betrachtete ernst mein Gesicht.
    »Ich wünschte, wir hätten besseres Licht«, sagte sie. »Ich probiere gerade ein neues Gift aus und würde die Wirkung gerne genau beobachten.«
    »Hexe!« sagte ich und goß mir den Becher erneut voll. Wie sie schon bemerkt hatte, könnte es lange dauern, bis ich erneut die Chance erhielt, von einem so edlen Tropfen zu kosten. »Und jetzt erzähl mir, wie es passiert ist.«
    Sie lehnte sich lächelnd zurück. »Das klingt schon besser. Wenn du dich nicht gerade aufführst, als wärst du Romulus persönlich, bist du nicht mehr ganz so unausstehlich. Wo soll ich anfangen?«
    Ich versuchte mich zu erinnern, was Asklepiodes gesagt hatte. »War Celers Tod plötzlich oder Folge einer längeren Krankheit?«
    »Er kam völlig unerwartet. Celer war ein kräftiger, lebhafter Mann, und auch seine Wut zehrte ihn nicht aus wie die meisten Männer. Dann war er wie mein Bruder.«
    »Wut?« fragte ich.
    »Hast du beim Essen nicht zugehört?« erwiderte sie ungeduldig. »Seine gesamte Amtszeit als Konsul war eine Schlacht nach der anderen, und es hörte auch nicht auf, als er abtrat. Man hat ihn wegen Amtsmißbrauchs angeklagt, so daß er den Aufbruch zu seiner prokunsularischen Provinz immer wieder verschieben mußte.«
    »Welche Provinz sollte er denn erhalten?«
    »Das transalpinische Gallien, sein Kollege Afranius sollte das cisalpinische bekommen. Aber dieser Tribun Flavius war hinter Celer her wie ein molossischer Hirtenhund, bis es ihm gelungen ist, die Ernennung rückgängig zu machen.«
    Ich nahm mir vor, diesem Unruhestifter unbedingt einen Besuch abzustatten. »Es soll schon vorgekommen sein, daß Männer ob solchen Ärgers tot umgefallen sind. Hat er vielleicht vor Wut einen Schlaganfall bekommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er geriet nie außer sich. Seine Wut war eher von der kaltblütigen und besonnenen Art. Schließlich war er ein Meteller.«
    Meine Familie war für ihre Mäßigung bekannt, im Gegensatz zu der ihren. Die Claudier waren für ihren Hang zum kriminellen Wahnsinn berüchtigt.
    »Er wollte Flavius vor Gericht bringen«, fuhr Clodia fort. »Das Jahr war schon so weit fortgeschritten, daß es zwecklos gewesen wäre, noch nach Gallien aufzubrechen, selbst wenn er seine erneute Ernennung erstritten hätte, aber er hatte vor, für das kommende Jahr ein anderes Kommando einzuklagen.« So etwas hatte es schon gegeben. Pompeius war einmal ein Aufschub von drei oder vier Jahren zwischen seinem Konsulat und der Statthalterschaft in einer prokonsularischen Provinz gewährt worden.
    »Aber er starb, bevor er Flavius vor Gericht bringen konnte?« fragte ich.
    »Er ist an jenem Morgen aufgestanden, um zum Forum zu gehen. Er warf nur Tunika und Toga über, um seine Klienten zu

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