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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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Inzest mit deinem Bruder vergessen«, bemerkte ich.
    »Das ist nur eines der zahlreichen Gerüchte. Ich sprach von den Dingen, die ich wirklich tue. Die Wahrheit ist, daß es nicht viel braucht, die skandalöseste Frau Roms zu sein, und wenn man sich erst eines Regelverstoßes schuldig gemacht hat, muß man auch zu jeder anderen Untat fähig sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das gilt vielleicht für Sempronia, Fulvia die Ältere und ein paar andere. Sie benehmen sich unkonventionell und pflegen in aller Öffentlichkeit ihre Vorliebe für niedrige Gesellschaft. Du hingegen bist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, eines Mordes durchaus fähig.«
    Einen Moment lang hielt sie meinem Blick stand, bevor sie ihre Augen senkte. »Ich hatte keinen Grund, Celer zu vergiften. So wie die Dinge lagen, war er gar kein übler Ehemann. Er hat nie so getan, als ob unsere Ehe etwas anderes gewesen wäre als ein politisches Arrangement, und er erlaubte mir zu tun, was mir gefiel. Nach dem dritten Jahr unserer Ehe, als er sich damit abgefunden hatte, daß ich ihm keine Kinder gebären würde, hatte er auch nichts mehr dagegen, wenn ich andere Männer treffen wollte.«
    »Ein Beispiel an Toleranz«, meinte ich.
    »Wir hätten uns ohnehin bald auf eine gütliche Scheidung geeinigt. Er hat sich bereits nach einer passenden Frau umgesehen. Und wegen seines Vermögens hätte ich ihn auch nicht umgebracht. Er hat mir ohnehin nichts hinterlassen, und das habe ich auch gar nicht erwartet. Ich hatte keinen Grund, ihn zu töten, Decius.«
    »Wenigstens tust du jetzt nicht mehr so, als ob es dir egal wäre, ob ich dir glaube.«
    »Bestimmt nicht, weil ich dein kluges Urteil so schätze«, gab sie gallig zurück. »Kennst du die Strafe für Venificium?«
    »Nein, aber sie ist sicher schrecklich«, antwortete ich.
    »Deportatio in insulam«, sagte sie mit aschfahlem Gesicht. »Die Verurteilte wird auf eine Insel gebracht und dort ausgesetzt, ohne eine Möglichkeit zur Flucht. Die ausgewählte Insel ist immer extrem klein, unbewohnt und praktisch ohne frisches Wasser. Ich habe mich erkundigt. Die meisten halten nur ein paar Tage durch. Es gibt aber auch einen Bericht, über eine Frau, die jahrelang überlebt hat, indem sie morgens den Tau von den Felsen geleckt und mit bloßen Händen Schellfische gefangen und roh gegessen hat. Seeleute auf vorbeifahrenden Schiffen haben sie noch etliche Jahre kreischend und heulend am Ufer gesehen. Als ihr strähniges weißes Haar zuletzt fast ihren ganzen Körper bedeckte, bot sie einen grauenhaften Anblick.« Sie schwieg eine Weile und nippte an ihrem Messaner.
    »Das war natürlich nur eine Kräuterfrau«, fügte sie hinzu. »Ich würde nicht warten, bis man mich deportiert. Schließlich bin ich eine Patrizierin.«
    Ich stand auf. »Ich will sehen, was ich tun kann, Clodia. Wenn irgend jemand Celer vergiftet hat, werde ich herausfinden, wer. Wenn ich herausfinde, daß du es warst, werde ich das dem Praetor melden.«
    Sie brachte ein sehr dünnes, schmallippiges Lächeln zustande. »Wie ich sehe, ist es mir wieder gelungen, dich mit meinen weiblichen Reizen zu umgarnen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich bin kein kompletter Idiot, Clodia. Als Kind habe ich mir wie die meisten Kinder die Finger am heißen Herd verbrannt. Das hat mich Vorsicht gelehrt. Danach habe ich mich noch ein paarmal aus Achtlosigkeit verbrannt. Jetzt bin ich vorsichtig, selbst wenn ich mich kalten Herden nähere.«
    Sie erhob sich lachend, nahm meinen Arm und führte mich hinaus. »Decius, du hast bestimmt kein Talent, deine Feinde niederzustrecken wie ein wahrer Held. Aber vielleicht überlebst du sie einfach alle.«
    Hermes erwartete mich an der Tür, und ein betagter Janitor ließ uns hinaus. Offenbar war der schöne Jüngling nur zu Ausstellungszwecken gedacht. Dieser Türsteher trug einen schlichten Bronzering und war nicht einmal an den Türpfosten gekettet. Wie üblich weigerte ich mich, eine Fackel zu entzünden, so daß wir einen Moment warten mußten, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    In gewisser Weise haben sich Clodias Worte als durchaus prophetisch erwiesen. Bis auf einen habe ich tatsächlich alle meine Feinde überlebt. Das Problem ist nur, daß ich bis auf einen auch alle meine Freunde überlebt habe.
    »Konntest du irgendwas in Erfahrung bringen?« fragte ich Hermes, als wir unseren Rückweg zur Subura antraten.
    »Kaum einer der Sklaven, die zum Zeitpunkt von Celers Tod im Haus gearbeitet haben,

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