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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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Persönlichkeit von Dämonen anzunehmen? Was war der Grund für diese alberne Ausgelassenheit, wenn nicht eine primitive Winterangst, daß uns die Götter, wenn wir ihnen nicht ein wenig aufmunternd zuredeten, im nächsten Jahr keinen Frühling schenken könnten?
    Ich wußte, ich war morbide. Die Menschen trugen vor allem deshalb Masken, weil sie sich das allgemeine Durcheinander zunutze machen wollten, um mit fremden Ehefrauen und -männern rumzumachen. Sie feierten, weil Römer jeden Vorwand zum Feiern begierig aufgriffen. Der Welt-auf-dem-Kopf-Effekt war eben das besondere an den Saturnalien. An den Luperkalien, den Floralien und all den anderen offiziellen Feiertagen im Jahr mit ihren eigenen Schutzheiligen und ganz besonderen Riten passierten noch seltsamere Dinge. Die Saturnalien waren nur der höchste Feiertag im Jahr, das war alles. Trotzdem konnte ich meine eigentümliche Stimmung nicht abschütteln.
    Auf dem Forum waren die Festivitäten in vollem Gange. Auf den Podien vor den Basiliken führten Schauspieler Parodien auf; die normalerweise an dieser Stelle stattfindenden Prozesse wurden voller obszöner Gesten und zotiger Sprüche dargestellt. Männer, die vorgaben, große Staatsmänner zu sein, hielten unsinnige Reden. Die Musik war dissonant und ohrenbetäubend. Überall tanzten und schunkelten die Menschen. Niemand schien sich auf normale Art fortzubewegen. Ich wollte gerne einen Blick in diverse Gerichts- und Senatsakten werfen und einige Beamte und Sekretäre befragen, aber das kam an einem Tag wie heute nicht in Frage. Ich spazierte umher und suchte die Menge nach Gesichtern ab, die mir vom Ritual der vergangenen Nacht bekannt vorkamen, was in einer so riesigen Menschenmasse natürlich zwecklos war. Die einzigen, die ich sicher erkannt hatte, waren die Patrizierinnen, Furia und ein paar weitere Personen.
    Ich trat an einen Stand neben der Curia und plauderte mit dem Besitzer, bis ich sicher war, daß er kein Marser war, bevor ich ein Fladenbrot gefüllt mit Weinblättern, Oliven, winzigen salzigen Fischen und einer ordentlichen Portion Knoblauchsauce kaufte. Dazu erstand ich genug Wein, um meine Nerven wieder einigermaßen zu beruhigen, setzte mich auf die unterste Stufe und begann mit meinem Mahl.
    Dankbar stellte ich fest, daß die jüngsten grauenhaften Erlebnisse meinen Appetit nicht beeinträchtigt hatten. Eigentlich war mein Appetit durch rein gar nichts zu erschüttern. Ich verputzte gerade die letzten Krümel, als der Mensch mich grüßte, den zu treffen ich an diesem Tag als letztes erwartet hatte.
    »Decius Caecilius! Wie nett, in Rom einem Mann zu begegnen, den Clodius fast so sehr haßt wie mich.«
    »Marcus Tullius!« rief ich und stand auf, um ihm die Hand zu schütteln. Seit unserer letzten Begegnung war Cicero merklich gealtert, aber nur die wenigsten von uns werden jünger. Es war seltsam, ihn völlig alleine zu treffen, weil er normalerweise nur in Begleitung einer Schar von Klienten und Freunden auftrat. Kein Mensch schenkte ihm Beachtung, und es ist durchaus vorstellbar, daß niemand den großen und erhabenen Redner in seiner schmuddeligen alten Tunika und den ausgelatschten Sandalen erkannte, die knochigen Knie und Waden nackt, das Gesicht unrasiert und das Haar ungekämmt. Er sah so jammervoll aus, wie ich mich fühlte. Ciceros militärische Verdienste waren ähnlich bescheiden wie meine, und wenn man ihn so sah, war der Grund offensichtlich. Er konnte nie anders aussehen als ein Advokat und Gelehrter.
    »Dich werden doch nicht alle deine Freunde verlassen haben?« sagte ich.
    »Nein, ich wollte nur zur Abwechslung mal ein wenig allein umherschlendern«, erwiderte Cicero. »Dies ist wahrscheinlich der einzige Tag des Jahres, an dem ich vor einem Angriff sicher bin, zumal Clodius im Moment wohl kaum zu Gewalttätigkeiten neigt. Er will den Triumph auskosten, mich als Tribun ins Exil zu treiben. Im nächsten Jahr wird er ihn auch bekommen, und nicht einmal ich werde mich dagegen wehren können.«
    »Geh irgendwohin, wo es friedlich ist, treibe Studien, schreibe«, riet ich ihm. »Sobald seine Amtszeit abgelaufen ist, wird man dich zurückrufen. Ich weiß, daß du damals keine andere Wahl hattest, als die Exekutionen der Catilinarier zu befehlen, auch wenn dir das kaum etwas nützen wird. Sogar Cato ist auf deiner Seite, und der ist in Rechtsfragen wirklich pingelig.«
    »Ich danke dir für deinen Zuspruch, Decius«, sagte er freundlich, so als wäre meine Unterstützung von

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