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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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einfachen Leute zu befriedigen.«
    »Beim Circus Flaminius hatte ich ein recht irritierendes Gespräch mit einer Frau namens Furia«, fuhr ich fort, »indessen Verlauf auch der Name Harmodia fiel. Weitere Nachforschungen ergaben, daß diese Frau ermordet wurde. Der Aedile Licinius Murena hat in der Sache kurz ermittelt, aber einige Tage später hat er den Bericht im Tempel der Ceres abgeholt, und seither scheint er verschwunden zu sein.«
    »Einen Moment mal«, unterbrach Cicero mich. »Wenn du sagst, ›er hat den Bericht abgeholt‹, meinst du damit, Murena hat ihn persönlich an sich genommen?«
    Das brachte mich ins Grübeln. »Nein, der Tempelsklave hat gesagt, ein Sklave vom Gerichtshof des Praetor Urbanus sei gekommen und habe erklärt, der Aedile würde den Bericht brauchen.«
    »Sehr gut. Weiter.«
    »Ich ging also erneut zum Circus Flaminius und befragte den Nachtwächter, der Harmodias Leiche entdeckt hat. Er wußte wenig Erhellendes zu dem Fall beizutragen, doch Harmodia war eine der Kräuterfrauen gewesen, und das Thema schien ihm ziemlich unbehaglich. Er fürchtete sich vor ihrer Macht, Flüche und Zauber auszusprechen, und er sagte, daß die Hexen draußen auf dem vaticanischen Feld einen heiligen Versammlungsort mit einem Mundus hätten, wo sie alljährlich in der Nacht vor den Saturnalien ein großes Fest feiern würden. Ich bin also gestern nacht hinaus gegangen, um es mit eigenen Augen zu sehen.«
    Dann berichtete ich ihm von den Geschehnissen in dem Wäldchen. Er hörte mir sehr konzentriert und ernst zu. Als ich zu den Patrizierinnen kam, die ich erkannt hatte, unterbrach er mich.
    »Fausta? Bist du sicher, daß sie es war?« Er klang alarmiert.
    »Sie ist eine überaus auffällige Dame. Selbst ohne Kleider absolut unverwechselbar.« Warum, so fragte ich mich, machte er sich solche Sorgen um Fausta? Warum nicht um Clodia?
    »Das ist … beunruhigend«, sagte er.
    »Nicht so beunruhigend wie das, was jetzt kommt«, versicherte ich ihm und berichtete von dem Menschenopfer. Im Gegensatz zu meinem Vater machte er keine abergläubischen Gesten, obwohl sein Gesichtsausdruck leichten Widerwillen erkennen ließ, wahrscheinlich mehr wegen des primitiven Rituals als wegen des Mordes selbst. Als ich ihm erzählte, wie ich meine Entführer überlistet und es zurück in die Stadt geschafft hatte, klopfte er mir glucksend auf die Schulter.
    »Meinen Glückwunsch zu deiner heldenhaften Flucht, Decius. Ich kenne keinen Menschen, der es wie du immer wieder schafft, aus den unglaublichsten Klemmen herauszukommen. Du mußt ein Nachfahre des Odysseus sein. Irgendwann mußt du mir noch einmal genau erzählen, was damals in Alexandria vorgefallen ist. Ich habe mittlerweile von Freunden, die zu der Zeit dort waren, vier extrem voneinander abweichende Berichte gehört. Aber jeder von ihnen sagt, daß er dich nie mehr wiedersehen will.«
    Dann wurde er wieder ernst. »Was diese Geschichte auf dem vaticanischen Feld betrifft, könnte sich die Sache als überaus heikle Angelegenheit erweisen.«
    »Wieso das?« wollte ich wissen. »Menschenopfer sind doch vom Gesetz ausdrücklich verboten, oder nicht?«
    »Ja, außer in extremen Notfällen, und auch dann nicht ohne staatliche Sanktionierung und geweihte Beamte der Staatsreligion. Aber …« Er hielt seine Hand hoch und zählte in der Manier eines Anwalts die möglichen Einwände an den Fingern ab, »… diese Ereignisse haben sich außerhalb der Stadtmauern abgespielt, jenseits des Flusses in dem Gebiet, das früher Tuscia war. Das allein wird die allgemeine Empörung, die sich vielleicht erhoben hätte, wenn das Menschenopfer innerhalb der Stadtmauern stattgefunden hätte, schon deutlich dämpfen.«
    »Es ist zu Fuß nur etwa eine Stunde von hier!« wandte ich ein.
    Er schüttelte den Kopf. »Wir Römer beherrschen praktisch die ganze Welt, aber im Grunde fühlen wir uns noch immer wie die Bewohner eines kleinen Stadtstaates an einem italischen Nebenfluß. Die meisten Römer fühlen sich von dem, was sich außerhalb der Stadtmauern zuträgt, nicht betroffen.« Der nächste Finger klappte nach unten. »Hast du Zeugen?«
    »Nun, also, ja«, stotterte ich, »sie sind alle ums Feuer getanzt und haben mitgemacht.«
    »Mit anderen Worten, sie werden deine Aussage wahrscheinlich kaum bestätigen. Du klagst drei Frauen aus drei sehr mächtigen Familien an.« Ein weiterer Finger ging nach unten. »Es handelt sich zugegebenermaßen um Frauen von einiger Verruchtheit, aber hast du

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