Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
Vom Netzwerk:
Führerschein. „Ich trage das Foto immer bei mir. Es wurde in unserer gemeinsamen Wohnung aufgenommen. Einen Tag, bevor ich nach München zurückging. Silke hat das gleiche Foto.“ Sie überreichte es Remo Bauer. „Ich hätte es aber gerne zurück.“
    „Geht klar.“ Er warf einen kurzen Blick darauf und steckte es in seine Sakkotasche. „Wann haben Sie Ihre Freundin eigentlich zum letzten Mal gesehen?“
    Ihre Erinnerungen trugen sie zurück zu jener Nacht, in der sie die Premiere eines Kinofilms feierten. Sie hatten viel gelacht und noch mehr getrunken. Darauf angestoßen, dass Andrea endlich die schwarzen Schatten in ihrem Kopf bezwungen hatte, endlich wieder allein in einer Wohnung leben konnte.
    Niemand hatte damals damit gerechnet, dass sie sich nie mehr wiedersehen würden. „Vor einem halben Jahr. Ich war in Wien, weil Silke mich zu einer Filmpremiere eingeladen hatte.“ Ihre Panikattacken und ihren Verfolgungswahn erwähntesie mit keinem Wort. Das alles ging diesen Polizisten einfach nichts an.
    „Haben Sie mit ihr inzwischen telefoniert?“
    „Ja, zuletzt vor ungefähr drei Wochen. Sie hat mir doch die Einladung nach Wien per SMS geschickt und ich habe ihr am Telefon zugesagt.“
    „Ist Ihnen während des Telefonats etwas aufgefallen? Hat sie Ihnen etwas erzählt? Irgendwelche Andeutungen?“
    „Sie hat nur von einer großen Überraschung gesprochen und dass ich Augen machen werde, mehr nicht.“
    „Hat sie vielleicht erwähnt, dass sie bedroht wird? Vielleicht in einem Nebensatz?“
    „Bedroht? Wer sollte Silke bedrohen?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht ein Exfreund.“
    Einatmen. Ausatmen.
    Nein, sie, Andrea, war von einem Ex verfolgt worden. Silke würde so etwas nie passieren. Sie war viel zu stark. Zugegeben, es gab Männer, die hatten Angst vor ihr, wünschten sie zum Teufel. Aber Verfolgung. Nein.
    Trotzdem blickte sie einen Herzschlag lang in die Richtung von Max, der aber keinerlei Regung zeigte, nur die Rezeptionistin wurde noch um eine Spur blasser. Sie blickte nervös zwischen Max und dem Polizisten hin und her. Ein kurzer Augenblick, den Remo Bauer schweigend registrierte.
    „Nein, sie hat nichts dergleichen erwähnt. Sie ist mir auch nicht anders als sonst vorgekommen. Sie war fröhlich, so wie immer.“ Wieder kämpfte Andrea mit den Tränen.
    „Wozu nutzte sie das Atelier?“
    „Wahrscheinlich zum Malen“, antwortete Andrea. „Sie malte sehr gerne.“
    „Waren Sie schon einmal hier?“
    „Nein. Sonst hätte ich nicht bei BELLA Film nachgefragt.“
    Er bedachte sie mit einem neutralen Blick. Dann stand er auf.„Ich denke für heute ist es genug. Wenn Sie wollen und es die Ärztin zulässt, können Sie nach Hause. Eine Polizistin kann Sie fahren, wenn Sie das möchten. Wie lange bleiben Sie noch in Wien? Nur für den Fall, dass wir Sie noch einmal brauchen.“
    „Ich weiß nicht“, antwortete Andrea unsicher. „Einen Tag oder vielleicht eine Woche. Solange wollte ich ursprünglich bleiben, wenn Silke …“ Sie sprach nicht weiter.
    Der Inspektor überreichte ihr seine Karte. „Sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann können Sie mich gerne anrufen.“ Er gab ihr die Hand.
    Sie hielt seine Karte in ihren Fingern und sah ihm nach, als er den Raum verließ. Max saß noch immer zusammengesunken auf dem Sessel. Die Ärztin hatte nochmals ihren Puls gemessen, mit einem bedachten Nicken ihr Einverständnis gegeben, ihr für alle Fälle noch eine Packung Schlaftabletten überreicht und von Schonung gesprochen. Als die Polizistin, die sie nach Hause begleiten sollte, nun auf sie zukam, winkte Andrea ab. Das Letzte, was sie jetzt wollte, war, von einer fremden Frau in eine leere Wohnung gebracht zu werden, um dann mit ihren Gedanken alleine zu sein. Sie wandte sich an Max. „Kommst du mit mir?“
    Er hob den Kopf und rappelte sich von seinem Sessel hoch, dann verließen sie gemeinsam das Haus, und wie es Andrea vorkam, auch ihre beste Freundin.
    Es war fünf Minuten nach sechs Uhr abends.
    Eine kalte Brise hüllte sie auf der Straße in Einsamkeit und Melancholie. Sie hakte sich bei Max unter und begann leise ihr und Silkes Lieblingslied zu singen.
    Somewhere over the rainbow,
    way up high,
    there’s a land that I heard of
    once in a lullaby.
    Andrea dachte an Silkes Eltern, die im achtzehnten Bezirk in der Nähe der Semmelweißklinik lebten. Sie würde sie schon bald besuchen und mit ihnen sprechen. Der Tod ihrer Tochter würde ihnen den Boden unter den Füßen

Weitere Kostenlose Bücher