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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Über den plötzlichen Wunsch die Schule zu wechseln, die spärlichen Besuche in den letzten Jahren und die vielen Telefonate mit ihrer Tochter. Niemals hatte sie ein Wort über das, was vor fast zwanzig Jahren in Koglers Wohnung geschehen war, verloren. Danach hatte er Michael Kogler in der Haft besucht. Was er dort fand, war ein kranker Mann, der immer noch nicht begriffen hatte, dass seine Handlung Unrecht war. Er erkannte aber auch, dass Kogler ein überaus korrekter Mensch war, der Wert legte auf gutes Benehmen. Remo hatte die Briefe an Silke gelesen. Nächtelang war er gesessen, hatte immer wieder diePolizeiunterlagen mit den Schriftstücken verglichen und vermutet, dass er hier zwei Persönlichkeiten in einer Person vor sich hatte. Michael Kogler war von seinen Eltern sehr streng erzogen worden. Er konnte seine Eltern nur durch hervorragende Leistungen zufriedenstellen. Für jede, wie seine Eltern glaubten, Verfehlung wurde er mit Liebesentzug bestraft. Und hier machten die Koglers keinen Unterschied zwischen einer schlechten Note in der Schule oder einem Fußballspiel unter Freunden. Wenn er nicht der Beste war, wurde er tagelang ignoriert, musste alleine in seinem Zimmer bleiben und durfte keine Freunde besuchen oder einladen. So lange, bis sich seine Leistungen gebessert hatten. Er hatte sein Leben lang um die Anerkennung und Liebe seiner Eltern gekämpft, die er aber nie errungen hatte. Vor einem Jahr waren die beiden dann bei einem Unfall ums Leben gekommen. Damals hatte er Silke massiv unter Druck gesetzt. Sie hatten ihn endgültig verlassen, ohne Lebewohl zu sagen oder ihm einmal das Gefühl zu geben, kein Versager zu sein. Dass Silke nicht an seinem 22. Geburtstag aufgetaucht war, hatte ihn schwer getroffen. Auch dass sie nichts mehr von ihm wissen wollte. Er bemühte sich so um sie, zog immer wieder in benachbarte Wohnungen, schrieb ihr Liebesbriefe, Gedichte und ließ ihr Blumen schicken. Sie schickte ihm alles zurück. Er hatte weiter Briefe geschrieben, sie aber nicht mehr aufgegeben, sondern in einer Schachtel gesammelt.
    „Und als er das mit München herausbekommen hat, drehte er einfach durch. Sie hätte ihn wieder verlassen, verstehst du? Sie hätte ihn verlassen, ohne ihm vorher eine Chance zu geben, wie seine Eltern.“
    Remo hatte ihn noch zwei Mal aufgesucht, dann aber nicht mehr. Er war wütend auf Koglers Eltern geworden, wollte aber Koglers Verbrechen damit nicht entschuldigen.
    All diese Dinge erzählte Remo Andrea, während sie Kaffee und Sekt tranken und Sachertorte aßen.
    „Vielleicht wäre das alles zu verhindern gewesen, wenn man Gewalttaten gegen Frauen und Kinder – und Stalking gehört für mich dazu – endlich ernst nehmen würde“, ereiferte sich Andrea.
    „Es gibt Gesetze … Die Frauen müssen diese Männer nur anzeigen“, erwiderte Remo.
    „Die sind nicht gut genug“, sagte sie. „Was passiert denn schon? Was bringt eine Anzeige? Was hat sie Silke gebracht?“
    Remo seufzte. „Es gibt ein neues Gesetz: Gefängnisstrafe für den Stalker.“
    Er sah sie aus traurigen Augen an, wusste, dass sie natürlich recht hatte. Kein Gesetz der Welt konnte gewalttätige Männer davon abbringen, ihre Opfer zu tyrannisieren oder ihnen nachzustellen. „Was schlägst du vor?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Härtere Strafen? Frauen endlich klarmachen, dass nicht sie schuld sind?“ Sie machte eine kurze Pause. „Sie hätte sich mir anvertrauen sollen.“
    Er nickte stumm, wollte etwas Tröstliches sagen, verwarf aber jeden in Gedanken formulierten Satzanfang, nahm sie stattdessen in den Arm, küsste sie. Als er sie wieder freigab, sah sie ihm in die Augen. Ihr Blick war klar und stark. „Ich werde eine Ausstellung mit Silkes Bildern organisieren. Nicht zum Verkauf, ich will sie nur an die Öffentlichkeit bringen und damit aufmerksam machen – auf ein weiteres Stalkingopfer. Silke ist nicht umsonst gestorben.“

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