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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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mich seinerzeit die Karrieros gefangen gehalten haben. Die Hülle des Jägerwespennests zeugt noch davon, sie ist vom heftigen Regen zu Brei aufgeweicht und dann in der brennenden Sonne getrocknet. Als ich mit der Stiefelspitze an das Nest tippe, zerbröselt es sofort und wird vom Wind davongetragen. Unwillkürlich schaue ich hinauf zu dem Baum, auf dem Rue heimlich gehockt und darauf gewartet hat, mir das Leben zu retten. Jägerwespen. Glimmers aufgedunsener Körper. Die schrecklichen Halluzinationen.
    »Lass uns weitergehen«, sage ich. Ich will der Finsternis entkommen, die diesen Ort umgibt. Peeta hat nichts dagegen.
    Da wir spät aufgestanden sind, erreichen wir die Ebene erst am frühen Abend. Von Cato keine Spur. Es ist nichts zu sehen als das goldene Füllhorn, das in den schrägen Sonnenstrahlen erglüht. Für den Fall, dass Cato uns so wie Fuchsgesicht überraschen will, gehen wir um das Füllhorn herum, um uns zu vergewissern, dass es leer ist. Gehorsam, als würden wir Anweisungen befolgen, laufen wir hinüber zum See und füllen unsere Wasserbehälter.
    Skeptisch betrachte ich die verschwindende Sonne. »Ich möchte nicht nach Einbruch der Dunkelheit mit ihm kämpfen. Wir haben nur eine Brille.«
    Sorgfältig gibt Peeta Jodtropfen ins Wasser. »Vielleicht wartet er gerade darauf. Was sollen wir machen? Zurück zur Höhle gehen?«
    »Entweder das oder einen Baum suchen. Geben wir ihm noch eine halbe Stunde. Dann suchen wir Deckung«, antworte ich.
    Ungeschützt sitzen wir am See. Es hat keinen Sinn mehr, sich zu verstecken. In den Bäumen am Waldrand sehe ich die Spotttölpel umherflattern. Sie werfen einander Melodien zu wie leuchtend bunte Bälle. Ich öffne den Mund und singe Rues Tonfolge. Ich merke, wie sie neugierig innehalten und meiner Stimme lauschen, ob da noch mehr kommt. In die Stille hinein wiederhole ich die Melodie. Erst einer, dann noch einer trällert die Melodie nach. Dann wird die ganze Welt davon erfasst. »Genau wie dein Vater«, sagt Peeta.
    Meine Finger tasten nach der Brosche an meinem Hemd. »Das ist Rues Lied«, sage ich. »Ich glaube, sie erinnern sich daran.«
    Die Musik schwillt an, ich merke wieder, wie großartig sie ist. Während die Töne einander überlagern, fügen sie sich zusammen und bilden eine wunderschöne, überirdische Harmonie. Dank Rue hat diese Melodie die Obstarbeiter in Distrikt 11 jeden Abend nach Hause geschickt. Wer sie wohl anheben wird, frage ich mich, jetzt, da Rue tot ist?
    Eine Weile schließe ich die Augen und lausche, gebannt von der Schönheit des Lieds. Dann wird die Musik unterbrochen. Wird abgehackt und unsauber. Misstöne mischen sich in die Melodie. Die Stimmen der Spotttölpel steigern sich zu einem schrillen Alarmschrei.
    Wir springen auf, Peeta mit gezücktem Messer, ich schussbereit, da bricht Cato auch schon zwischen den Bäumen hervor und kommt auf uns zugestürzt. Er hat keinen Speer. Seine Hände sind leer, trotzdem rennt er geradewegs auf uns zu. Mein Pfeil trifft seine Brust und wird unerklärlicherweise zur Seite abgelenkt.
    »Er trägt irgendeinen Körperpanzer!«, rufe ich Peeta zu.
    Gerade rechtzeitig, denn Cato ist fast schon bei uns. Ich nehme all meine Kraft zusammen, aber er rast ungebremst zwischen uns hindurch. Sein Keuchen und der Schweiß, der ihm vom dunkelrot angelaufenen Gesicht rinnt, verraten, dass er schon lange so schnell rennt. Doch er rennt nicht auf uns zu. Er rennt vor etwas weg. Aber wovor?
    Ich schaue zum Wald hin und in diesem Augenblick entdecke ich das erste Viech, das sich auf die Ebene stürzt. Aus den Augenwinkeln sehe ich fünf, sechs weitere. Aber da stolpere ich schon blindlings hinter Cato her und ich habe nur einen Gedanken: mich irgendwie zu retten.
     

25
     
    Mutationen. Ohne Zweifel. Diese hier habe ich zwar noch nie gesehen, aber es ist klar, dass sie nicht auf natürliche Weise entstanden sind. Sie ähneln riesigen Wölfen, doch welcher Wolf kann so auf den Hinterläufen landen und dann mühelos das Gleichgewicht halten? Welcher Wolf scheucht sein Rudel mit einer Bewegung der Vorderpfote vorwärts, als hätte er ein Handgelenk? Das alles erkenne ich aus der Entfernung. Wären sie näher, würde ich garantiert noch viel schaurigere Einzelheiten entdecken.
    Cato rennt geradewegs auf das Füllhorn zu, und ohne groß zu fragen, renne ich hinterher. Wenn er das für den sichersten Ort hält, wieso sollte ich es anzweifeln? Ich selbst könnte es vielleicht bis zu den Bäumen schaffen, aber Peeta

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