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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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Haymitch.
    »Ich kann nicht gut lügen«, sage ich.
    »Dann musst du's eben lernen, und zwar schnell. Du hast den Charme einer toten Nacktschnecke«, sagt Haymitch.
    Aua. Das tut weh. Sogar Haymitch muss gemerkt haben, dass er zu grob war, denn seine Stimme wird weicher. »Ich hab da eine Idee. Versuch, auf bescheiden zu machen.«
    »Bescheiden«, wiederhole ich.
    »Dass du es einfach nicht fassen kannst, dass ein kleines Mädchen aus Distrikt 12 es so weit gebracht hat. Das alles ist mehr, als du dir je hättest träumen lassen. Erzähl von Cinnas Kleidern. Wie nett die Leute sind. Wie die Stadt dich verzaubert. Wenn du schon nicht über dich selbst reden willst, mach wenigstens den Zuschauern Komplimente. Dreh einfach den Spieß um, okay?! So, und nun zeig mal, was du kannst!«
    Die nächsten Stunden sind quälend. Sofort ist klar, dass ich gar nichts kann. Ich bemühe mich, frech zu sein, aber dafür bin ich nicht arrogant genug. Für Wildheit bin ich offenbar zu »verletzlich«. Ich bin nicht geistreich. Nicht witzig oder sexy. Und auch nicht geheimnisvoll.
    Am Ende der Sitzung bin ich niemand. Irgendwo bei geistreich hat Haymitch angefangen zu trinken und ein gemeiner Unterton hat sich in seine Stimme geschlichen. »Ich geb's auf, Süße. Beantworte einfach die Fragen und konzentrier dich darauf, dass die Zuschauer nicht mitbekommen, wie sehr du sie verachtest.«
    An diesem Abend esse ich in meinem Zimmer und bestelle mir eine unverschämte Menge Delikatessen. Ich überfresse mich daran und dann lasse ich meine Wut auf Haymitch, die Hungerspiele und überhaupt jedes Lebewesen im Kapitol raus, indem ich mit Geschirr um mich werfe. Als das Mädchen mit den roten Haaren hereinkommt, um mein Bett aufzuschlagen, und das Durcheinander sieht, werden ihre Augen groß. »Lass!«, schreie ich sie an. »Lass es, wie es ist!«
    Sie hasse ich auch, sie mit den wissenden, vorwurfsvollen Augen, die mich Feigling, Monster, Marionette des Kapitals nennen, damals wie heute. Aus ihrer Sicht nimmt die Gerechtigkeit jetzt endlich ihren Lauf. Wenigstens wird mein Tod das Leben des Jungen im Wald ein wenig aufwiegen.
    Aber anstatt aus dem Raum zu flüchten, schließt das Mädchen die Tür hinter sich und geht ins Bad. Sie kommt mit einem feuchten Lappen zurück und wischt mir sanft über das Gesicht. Dann wischt sie das Blut von meinen Händen, das von einem zerbrochenen Teller stammt. Warum tut sie das? Warum lasse ich das zu?
    »Ich hätte versuchen müssen, euch zu retten«, flüstere ich.
    Sie schüttelt den Kopf. Soll das heißen, wir haben gut daran getan, nur zuzuschauen? Dass sie mir vergeben hat?
    »Nein, es war falsch«, sage ich.
    Sie tippt sich mit dem Finger auf die Lippen und deutet dann auf meine Brust. Ich glaube, sie meint, dass ich dann auch als Avox geendet wäre. Höchstwahrscheinlich. Ein Avox oder tot.
    In der folgenden Stunde helfe ich dem rothaarigen Mädchen, das Zimmer sauber zu machen. Als der ganze Müll beseitigt und das Essen aufgewischt ist, schlägt sie mein Bett auf. Ich krieche hinein wie ein fünfjähriges Kind und lasse mich von ihr zudecken. Dann geht sie. Ich möchte, dass sie dableibt, bis ich eingeschlafen bin. Dass sie da ist, wenn ich aufwache. Ich möchte den Schutz dieses Mädchens, obwohl sie meinen nie hatte.
    Am nächsten Morgen ist es nicht das Mädchen, das sich über mich beugt, sondern die Mitglieder meines Vorbereitungsteams. Meine Stunden mit Effie und Haymitch sind Vergangenheit. Dieser Tag gehört Cinna. Er ist meine letzte Hoffnung. Vielleicht kann er mich so schön aussehen lassen, dass niemand darauf achtet, was aus meinem Mund kommt.
    Bis in den späten Nachmittag arbeitet das Team an mir, verwandelt meine Haut in leuchtenden Satin, zeichnet Muster auf meine Arme, malt Flammenmotive auf meine zwanzig perfekt gefeilten Nägel. Dann nimmt sich Venia mein Haar vor, flicht rote Strähnen zu einem Muster, das an meinem linken Ohr beginnt, sich um meinen Kopf wickelt und dann in einem Zopf über meine rechte Schulter fällt. Sie überdecken mein Gesicht mit einer Schicht aus blassem Make-up und arbeiten meine Gesichtszüge dann wieder heraus. Riesige dunkle Augen, volle rote Lippen. Wimpern, die Funken sprühen, wenn ich blinzele. Schließlich bedecken sie meinen ganzen Körper mit einem Puder, der mich golden schimmern lässt.
    Anschließend kommt Cinna mit etwas herein, das wohl mein Abendkleid ist, aber ich kann es nicht richtig sehen, weil es verhüllt ist. »Mach die Augen

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