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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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bemerkenswert aus in seinem schwarzen Anzug mit Flammenakzenten. Wir passen gut zusammen, aber ich bin erleichtert, dass wir diesmal nicht identisch aussehen. Haymitch und Effie sind dem Anlass gemäß aufgedonnert. Ich gehe Haymitch aus dem Weg, doch Effies Komplimente nehme ich an. Effie mag anstrengend und unbedarft sein, aber sie ist nicht so destruktiv wie Haymitch.
    Als sich der Aufzug öffnet, werden die anderen Tribute gerade aufgestellt, um auf die Bühne zu gehen. Während der Interviews sitzen alle vierundzwanzig in einem großen Bogen um die Bühnenmitte. Ich bin als Letzte dran beziehungsweise als Vorletzte, denn bei den Interviews kommt immer der weibliche Tribut eines jeden Distrikts vor dem männlichen an die Reihe. Ich wünschte, ich wäre die Erste und könnte die Sache schnell hinter mich bringen! So aber muss ich mir anhören, wie witzig, lustig, bescheiden, wild und charmant die anderen sind, bevor ich endlich an der Reihe bin. Außerdem wird es dem Publikum langweilig werden, genau wie den Spielmachern. Und diesmal kann ich schlecht einen Pfeil in die Menge schießen, damit sie sich mir zuwendet.
    Kurz bevor wir auf die Bühne treten, taucht Haymitch hinter Peeta und mir auf und knurrt: »Denkt dran, ihr seid immer noch ein glückliches Paar. Also benehmt euch auch so.«
    Wie bitte? Ich dachte, davon hätten wir uns verabschiedet, als Peeta um getrenntes Coaching gebeten hat. Aber das war wohl sozusagen etwas Privates, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Sei's drum, für Zwischenmenschliches ist jetzt sowieso nicht mehr viel Gelegenheit, denn wir gehen bereits im Gänsemarsch zu unseren Plätzen und setzen uns.
    Allein das Betreten der Bühne führt dazu, dass mein Atem schneller und flacher geht. Ich fühle den Puls in den Schläfen pochen. Die Erleichterung ist groß, als ich meinen Stuhl erreiche, denn ich habe Angst, dass ich wegen der Absätze oder der wackligen Knie stolpere. Obwohl es schon Abend wird, ist der Zentrale Platz heller erleuchtet als an einem Sommertag. Für die prominenten Gäste wurde eine erhöhte Tribüne errichtet, die Stylisten besetzen die erste Reihe. Immer wenn die Menge auf ihre Kreationen reagiert, werden die Kameras auf sie schwenken. Ein großer Balkon vor einem Gebäude rechter Hand ist für die Spielmacher reserviert. Die meisten anderen Balkone sind von Fernsehteams besetzt. Aber der Zentrale Platz und die darauf zuführenden Hauptstraßen sind voller Menschen. Nur Stehplätze. In sämtlichen Häusern und Gemeindesälen des Landes sind die Fernseher eingeschaltet. Jeder Bürger Panems ist auf Empfang. Heute Nacht wird es keine Stromausfälle geben.
    Caesar Flickerman, der Mann, der seit über vierzig Jahren die Interviews führt, springt auf die Bühne. Es ist ein bisschen beängstigend, denn seine Erscheinung hat sich in all der Zeit buchstäblich nicht verändert. Dasselbe Gesicht unter einer Schicht aus reinweißem Make-up. Dieselbe Frisur, nur jedes Jahr eine andere Farbe. Dasselbe Bühnenkostüm, mitternachtsblau und übersät mit Tausenden von winzigen elektrischen Lämpchen, die wie Sterne funkeln. Im Kapitol gibt es Chirurgen, die einen jünger und dünner erscheinen lassen. In Distrikt 12 ist es in gewisser Hinsicht eine Leistung, alt auszusehen, denn dort sterben viele Menschen früh. Wenn man dort einem älteren Menschen begegnet, möchte man ihn zu seiner Langlebigkeit beglückwünschen und nach dem Geheimnis seines Überlebens fragen. Ein dicker Mensch wird beneidet, weil er im Gegensatz zu den meisten von uns mehr als genug hat. Hier ist das anders. Falten sind unerwünscht. Ein runder Bauch ist kein Zeichen von Erfolg.
    Dieses Jahr ist Caesars Haar taubenblau und seine Augenlider und Lippen sind im gleichen Farbton geschminkt. Er sieht grotesk aus, aber nicht so gruselig wie letztes Jahr, als die Farbe tiefrot war und man meinen konnte, er würde bluten. Caesar macht zum Einstieg ein paar Gags, dann kommt er zur Sache.
    Das Mädchen aus Distrikt 1, das in seinem durchsichtigen goldenen Abendkleid aufreizend aussieht, geht zu Caesar ins Rampenlicht, um interviewt zu werden. Ihr Mentor hatte todsicher keine Mühe, ein Image für sie zu erfinden. Das wallende blonde Haar, die smaragdgrünen Augen und ihr groß gewachsener, üppiger Körper ... Sie ist eine richtige Sexbombe.
    Jedes Interview dauert nur drei Minuten. Dann ertönt ein Signal und der nächste Tribut ist dran. Eins muss man Caesar lassen, er tut wirklich sein Bestes, um die

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