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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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glücklich.
    Ich nenne ihn meinen Freund, doch im Lauf des letzten Jahres ist dieses Wort zu beliebig für das geworden, was Gale mir bedeutet. Plötzlich spüre ich eine stechende Sehnsucht in der Brust. Wenn er jetzt doch hier bei mir wäre! Aber natürlich will ich das nicht. Ich möchte nicht, dass er in der Arena ist, wo er in ein paar Tagen tot wäre. Aber ... aber ich vermisse ihn sehr. Und ich hasse es, allein zu sein. Ob er mich auch vermisst? Bestimmt.
    Ich denke an die Elf, die gestern Abend unter meinem Namen aufgeleuchtet ist. Ich weiß genau, was er sagen würde. »Na, da ist aber noch Luft nach oben.« Und dann würde er mich anlächeln und jetzt würde ich ohne Zögern zurücklächeln.
    Ich kann nicht anders, ich muss das, was zwischen Gale und mir ist, mit dem vergleichen, was vermeintlich zwischen Peeta und mir ist. Über Gales Beweggründe mache ich mir nie Gedanken, während ich bei Peeta alles infrage stelle. Aber das ist kein besonders fairer Vergleich. Gale und ich haben uns zusammengetan, weil wir beide überleben mussten. Peeta und ich wissen, dass das Überleben des anderen den eigenen Tod bedeutet. Wie soll man das beiseiteschieben?
    Effie klopft an die Tür und erinnert mich daran, dass ein weiterer »ganz, ganz großer Tag!« bevorsteht. Morgen Abend werden wir im Fernsehen interviewt. Das ganze Team wird alle Hände voll zu tun haben, um uns darauf vorzubereiten.
    Ich stehe auf und dusche schnell, wobei ich diesmal mit mehr Bedacht auf die Knöpfe drücke, und gehe ins Esszimmer. Peeta, Effie und Haymitch drängen sich bereits um den Tisch und tuscheln. Das kommt mir eigenartig vor, aber der Hunger siegt über die Neugier und ich lade erst mal meinen Frühstücksteller voll, bevor ich mich zu ihnen setze.
    Der Eintopf besteht heute aus Lammstücken und Backpflaumen. Perfekt auf einem Bett aus Wildreis. Ich habe mich schon halb durchgearbeitet, als mir auffällt, dass niemand etwas sagt. Ich trinke einen großen Schluck Orangensaft und wische mir den Mund ab. »Was ist los? Heute steht unser Coaching für die Interviews an, stimmt's?«
    »Stimmt«, sagt Haymitch.
    »Ihr müsst nicht auf mich warten. Ich kann gleichzeitig essen und zuhören«, sage ich.
    »Hm, die Pläne haben sich geändert. Was unsere gegenwärtige Methode angeht, meine ich«, sagt Haymitch.
    »Was soll das heißen?«, frage ich. Ich bin mir nicht sicher, was unsere gegenwärtige Methode ist. Vor den anderen Tributen mittelmäßig zu erscheinen ist alles, was ich von unserer Strategie noch weiß.
    Haymitch zuckt die Achseln. »Peeta möchte von jetzt an Einzelcoaching.«
     

9
     
    Verrat. Das ist das Erste, was ich empfinde, aber das ist lächerlich. Ein Verrat setzt voraus, dass vorher Vertrauen da war. Und Vertrauen war nicht Teil der Abmachung zwischen Peeta und mir. Wir sind Tribute. Aber der Junge, der einst Prügel riskierte, um mir Brot zu geben, der mich im Wagen gestützt hat, der mich in der Sache mit dem rothaarigen Avoxmädchen gedeckt hat, der dafür gesorgt hat, dass Haymitch von meinen Jagdkünsten erfuhr ... War da etwas in mir, das nicht anders konnte, als ihm zu vertrauen?
    Auch ich bin erleichtert, nicht länger heucheln zu müssen, wir wären Freunde. Die zarte Bindung, die wir törichterweise vielleicht zugelassen haben, ist offenbar durchtrennt worden. War auch höchste Zeit. In zwei Tagen beginnen die Spiele und Vertrauen wird dann nur noch eine Schwäche sein. Was auch zu Peetas Entschluss geführt haben mag - ich vermute, es hat damit zu tun, dass ich ihn im Training ausgestochen habe -, ich sollte dafür dankbar sein. Vielleicht hat er akzeptiert, dass es besser ist, so früh wie möglich anzuerkennen, dass wir Gegner sind. »Gut«, sage ich. »Und wie geht's jetzt weiter?« »Jeder von euch hat vier Stunden mit Effie für die Präsentation und vier mit mir für den Inhalt«, sagt Haymitch. »Du fängst mit Effie an, Katniss.«
    Ich kann mir zwar erst nichts vorstellen, was Effie mir beibringen könnte und was vier Stunden dauert, aber sie beschäftigt mich dann doch bis zur letzten Minute. Wir gehen in mein Zimmer, wo sie mich in ein bodenlanges Kleid und hochhackige Schuhe steckt, andere, als ich während des eigentlichen Interviews tragen werde, und gibt mir Anweisungen, wie ich gehen soll. Die Schuhe sind das Schlimmste. Ich habe noch nie Schuhe mit Absätzen getragen und kann mich nicht daran gewöhnen, auf den Fußballen durch die Gegend zu staksen. Aber Effie läuft die ganze Zeit damit

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