Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
Vom Netzwerk:
herum, und wenn sie das schafft, will ich es auch schaffen. Das Kleid wirft ein anderes Problem auf. Es wickelt sich immer wieder um meine Schuhe, sodass ich es instinktiv hochraffe, aber da stürzt sich Effie wie ein Falke auf mich, schlägt mir auf die Hände und brüllt: »Nicht über die Knöchel!« Irgendwann kann ich endlich einigermaßen laufen, aber es stehen immer noch richtig Sitzen, Körperhaltung - offenbar neige ich dazu, den Kopf einzuziehen -, Blickkontakt, Handbewegungen und Lächeln auf dem Programm. Beim Lächeln geht es hauptsächlich darum, mehr zu lächeln. Effie lässt mich hundert banale Sätze aufsagen, die mit einem Lächeln anfangen, mit einem Lächeln enden oder von einem Lächeln unterbrochen werden. Als wir zum Mittagessen gehen, zucken meine Wangenmuskeln, so überbeansprucht sind sie.
    »Hm, ich habe mein Bestes gegeben«, sagt Effie und seufzt. »Denk dran, Katniss, die Zuschauer sollen dich mögen.«
    »Aber du glaubst nicht daran?«, frage ich.
    »Nicht, wenn du sie die ganze Zeit so wütend anstarrst. Warum hebst du dir das nicht für die Arena auf? Stell dir lieber vor, du wärst unter Freunden«, sagt Effie.
    »Sie wetten darauf, wie lange ich überleben werde!«, platze ich heraus. »Das sind nicht meine Freunde!«
    »Du musst einfach so tun als ob!«, blafft Effie mich an. Dann fasst sie sich und strahlt mich an. »So, siehst du? Ich lächele dich an, obwohl ich mich über dich ärgere.«
    »Ja, sehr überzeugend«, sage ich. »Ich geh jetzt essen.« Ich schleudere meine Pumps weg und stampfe ins Esszimmer, wobei ich den Rock bis zu den Oberschenkeln hochziehe.
    Peeta und Haymitch wirken gut gelaunt, deshalb gehe ich davon aus, dass die Inhaltssitzung gegenüber dem Vormittag mit Effie eine Steigerung bringen wird. Aber da habe ich mich gewaltig geirrt. Nach dem Mittagessen nimmt Haymitch mich mit in den Salon, führt mich zum Sofa und schaut mich dann eine Weile mit gerunzelter Stirn an.
    »Was ist?«, frage ich schließlich.
    »Ich überlege, was ich mit dir anstellen soll«, sagt er. »Wie wir dich präsentieren sollen. Liebreizend? Reserviert? Wild? Im Moment strahlst du wie ein Stern. Du hast freiwillig den Platz deiner Schwester eingenommen. Durch Cinna hast du unvergesslich ausgesehen. Du hast die höchste Trainingswertung. Die Leute sind fasziniert, aber keiner weiß, wer du bist. Der Eindruck, den du morgen machst, wird darüber entscheiden, wie viele Sponsoren ich dir besorgen kann«, erklärt Haymitch.
    Da ich mein Leben lang die Interviews mit den Tributen angeschaut habe, weiß ich, dass da etwas dran ist. Egal, ob witzig, brutal oder exzentrisch - wer Eindruck auf die Menge macht, der hat ihr Wohlwollen.
    »Wie geht Peeta vor? Oder darf ich das nicht fragen?«
    »Einnehmend. Er hat einen natürlichen, selbstironischen Humor«, sagt Haymitch. »Wohingegen du, wenn du den Mund aufmachst, eher mürrisch und feindselig rüberkommst.«
    »Stimmt gar nicht!«, sage ich.
    »Bitte. Ich weiß nicht, wo du dieses fröhliche Lockenköpfchen auf dem Wagen hergeholt hast, aber ich habe es weder vorher noch nachher wiedergesehen«, sagt Haymitch.
    »Dabei haben Sie mir so viele Anlässe gegeben, fröhlich zu sein«, entgegne ich.
    »Aber mir musst du doch nicht gefallen. Ich werde dich nicht sponsern. Also tu so, als war ich das Publikum«, sagt Haymitch. »Begeistere mich.«
    »Na gut!«, fauche ich. Haymitch übernimmt die Rolle des Interviewers, und ich versuche, seine Fragen auf gewinnende Art zu beantworten. Aber es geht nicht. Ich bin zu sauer auf Haymitch wegen seiner Worte und weil ich jetzt auch noch Fragen beantworten soll. Dabei kann ich nur an eins denken, nämlich wie ungerecht die ganze Sache ist, diese Hungerspiele. Warum hüpfe ich herum wie ein dressierter Hund, bemüht, Leuten zu gefallen, die ich hasse? Je länger das Interview dauert, desto mehr scheint mein Zorn hochzukommen, bis ich ihm die Antworten regelrecht ins Gesicht spucke.
    »Okay, das reicht«, sagt er. »Wir müssen einen anderen Dreh finden. Du bist nicht nur feindselig, ich weiß auch immer noch nichts über dich. Ich hab dir fünfzig Fragen gestellt und immer noch keinen Schimmer von deinem Leben, deiner Familie, davon, was dir wichtig ist. Sie wollen etwas über dich erfahren, Katniss.«
    »Aber ich will das nicht! Die nehmen mir schon meine Zukunft! Sie sollen nicht auch noch das kriegen, was mir in der Vergangenheit wichtig war!«, sage ich.
    »Dann lüg! Denk dir was aus!«, fordert

Weitere Kostenlose Bücher