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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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darauf abzielt, zu fliehen oder möglichst jede Begegnung zu vermeiden. Einen Angriffsplan. »Ich finde, das sollten wir ändern, Rue.«
     

16
     
    Rue hat sich entschlossen, mir voll und ganz zu vertrauen. Das merke ich daran, dass sie sich sofort an mich kuschelt und einschläft, als die Hymne verklingt. Auch ich hege, was sie betrifft, keinerlei Zweifel und treffe keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Hätte sie meinen Tod gewollt, dann hätte sie nur aus dem Baum verschwinden müssen, ohne mir das Jägerwespennest zu zeigen. Was insgeheim an mir nagt, ist das Offensichtliche: Wir können nicht beide die Spiele gewinnen. Aber da die Chancen bis jetzt für keine von uns gut stehen, kann ich diesen Gedanken verdrängen.
    Sowieso bin ich ganz mit der Frage beschäftigt, was ich mit den Vorräten der Karrieros anstellen soll. Irgendwie müssen Rue und ich einen Weg finden, ihre Lebensmittel zu vernichten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es für sie ungleich härter wird, wenn sie sich selbst ernähren müssen. Traditionell ist es die Strategie der Karrieretribute, sich frühzeitig sämtliche Essensvorräte zu sichern und sie als Grundlage zu nutzen. Wenn überhaupt einmal Tribute aus anderen Distrikten gesiegt haben, dann in den Jahren, in denen die Karrieros nicht gut genug auf ihre Vorräte aufgepasst haben: Einmal wurden sie von abscheulichen Reptilien gefressen, ein andermal von einer Flutwelle der Spielmacher fortgespült. Eigentlich ist es für die Karrieretribute ein Nachteil, dass sie immer genug zu essen hatten, denn so wissen sie nicht, was Hunger ist. Im Gegensatz zu Rue und mir.
    Aber ich bin zu erschöpft, um heute Nacht noch einen Plan auszuarbeiten. Meine heilenden Wunden, mein Hirn, das vom Gift noch immer ein wenig benebelt ist, und Rues Wärme neben mir, ihr Kopf, der sich an meine Schulter schmiegt, geben mir ein Gefühl der Sicherheit. Zum ersten Mal merke ich, wie einsam ich in der Arena gewesen bin. Wie tröstlich die Anwesenheit eines anderen Menschen sein kann. Ich ergebe mich der Müdigkeit, entschlossen, morgen den Spieß umzudrehen. Ab morgen werden sich die Karrieros in Acht nehmen müssen.
    Der Knall reißt mich schlagartig aus dem Schlaf. Am Himmel zeigen sich helle Streifen, die Vögel zwitschern schon. Rue hockt mir gegenüber auf einem Ast und hält etwas in den Händen. Wir warten, ob noch mehr Schüsse ertönen, aber es kommen keine.
    »Was glaubst du, wer das war?« Unwillkürlich denke ich an Peeta.
    »Ich weiß nicht. Es kann jeder gewesen sein«, sagt Rue. »Heute Abend werden wir es erfahren.« »Wer ist denn noch dabei?«, frage ich.
    »Der Junge aus Distrikt 1. Beide Tribute aus 2. Der Junge aus 3. Thresh und ich. Und du und Peeta«, sagt Rue. »Das macht acht. Warte, dann ist da noch der Junge aus 10, der mit dem lahmen Bein. Mit ihm sind's neun.«
    Einer fehlt noch, aber wir kommen beide nicht darauf, wer.
    »Wie der hier wohl gestorben ist«, sagt Rue.
    »Keine Ahnung«, sage ich. »Aber es ist gut für uns. Ein Tod hält die Leute eine Weile bei der Stange. Vielleicht haben wir noch genug Zeit, um etwas zu unternehmen, bevor die Spielmacher beschließen, dass die Sache zu lahm wird. Was hast du da in den Händen?«
    »Frühstück«, sagt Rue. Sie streckt die Hände aus, zwei Eier sind darin.
    »Was sind das für welche?«, frage ich.
    »Ich weiß nicht. In der Richtung ist ein Sumpfgelände. Irgendein Wasservogel«, sagt sie.
    Es wäre zu schön, wenn wir sie kochen könnten, aber ein Feuer ist uns zu riskant. Ich tippe, dass der Tribut, der heute gestorben ist, ein Opfer der Karrieros geworden ist. Das bedeutet, dass sie sich genug erholt haben, um wieder im Spiel zu sein. Wir saugen die Eier aus, essen einen Kaninchenschenkel und ein paar Beeren. Ein Frühstück, das überall schmecken würde.
    »Bist du bereit?«, frage ich und schultere meinen Rucksack.
    »Bereit wofür?«, fragt Rue zurück, aber an der Art, wie sie aufspringt, sehe ich, dass sie alles mitmachen würde, was ich vorschlage.
    »Heute sind die Lebensmittelvorräte der Karrieros dran«, sage ich.
    »Echt? Und wie?« Ihre Augen leuchten aufgeregt. Darin ist sie das genaue Gegenteil von Prim, für die Abenteuer eine Qual sind.
    »Ich hab keinen blassen Schimmer. Wir überlegen uns einen Plan, während wir jagen«, sage ich.
    Doch zum Jagen kommen wir kaum, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, jede noch so kleine Information über das Lager der Karrieros aus Rue herauszuquetschen. Sie hat es nur kurz

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