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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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nicht in den Bäumen. Das ist merkwürdig. Sie müsste längst zurück sein, es ist schon Mittag. Zweifellos hat sie die Nacht irgendwo in einem Baum verbracht. Etwas anderes blieb ihr kaum übrig, ohne Licht, während die Karrieros mit ihren Nachtsichtbrillen durch den Wald stapften. Außerdem war das dritte Feuer, das sie entzünden sollte - darauf habe ich gestern Abend ganz vergessen zu achten -, am weitesten von dieser Stelle hier entfernt. Wahrscheinlich ist sie einfach nur vorsichtig, was den Rückweg angeht. Mir wäre lieber, sie würde sich beeilen, denn ich will hier nicht allzu lange herumhocken. Ich würde den Nachmittag gern nutzen, um in höheres Gelände zu gelangen und unterwegs zu jagen. Aber im Grunde bleibt mir nichts anderes übrig, als zu warten.
    Ich wasche das Blut aus Jacke und Haar und säubere meine Wunden, die immer mehr werden. Die Verbrennungen sehen schon viel besser aus, aber ich salbe sie trotzdem ein. Ich muss jetzt vor allem verhindern, dass sie sich entzünden. Dann esse ich den zweiten Fisch. In der Sonne würde er sich sowieso nicht lange halten und es dürfte kein Problem sein, für Rue noch mehr zu schießen. Wenn sie nur endlich auftauchen würde.
    Mit meinem einseitigen Gehör fühle ich mich auf dem Boden zu verwundbar, deshalb erklimme ich einen Baum und warte dort. Falls sich die Karrieros zeigen, könnte ich von hier aus prima auf sie schießen. Langsam wandert die Sonne weiter. Ich versuche mir die Zeit zu vertreiben. Kaue Blätter und lege sie auf meine Stiche, die abgeschwollen, aber immer noch empfindlich sind. Kämme mit den Fingern mein feuchtes Haar und flechte es. Schnüre die Stiefel wieder zu. Kontrolliere den Bogen und die verbliebenen neun Pfeile. Raschele probeweise mit einem Blatt an meinem linken Ohr, aber ohne Erfolg.
    Trotz Grusling und Fisch grummelt mein Magen. Ich weiß, dass es für mich ein hohler Tag werden wird. So nennen wir in Distrikt 12 einen Tag, an dem man sich so vollstopfen kann, wie man will, und trotzdem nicht satt wird. Dass ich nichts zu tun habe, als im Baum zu sitzen, macht es noch schlimmer, deshalb beschließe ich nachzugeben. In der Arena habe ich ja einiges an Gewicht verloren, ich brauche ein paar zusätzliche Kalorien. Und seit ich Pfeil und Bogen habe, bin ich viel zuversichtlicher geworden.
    Langsam knacke ich eine Handvoll Nüsse und esse sie. Meinen letzten Kräcker. Den Hals des Gruslings. Das ist gut, weil es dauert, bis ich ihn ganz abgenagt habe. Zum Schluss noch einen Gruslingflügel, dann ist der Vogel Vergangenheit. Aber wie gesagt, es ist ein hohler Tag und deshalb träume ich trotzdem von noch mehr Essen. Vor allem von den dekadenten Speisen, die uns im Kapitol aufgetischt wurden. Hühnchen in Orangen-Sahne-Soße. Kuchen und Puddings. Brot mit Butter. Nudeln in grüner Soße. Lammeintopf mit Backpflaumen. Ich sauge ein paar Minzeblätter aus und befehle mir, mich damit zufriedenzugeben. Minze ist gut, weil wir zu Hause nach dem Mittagessen oft Pfefferminztee trinken, sodass mein Magen jetzt denkt, die Essenszeit ist vorbei. Theoretisch zumindest.
    Hoch oben in meiner Astgabel, in der wärmenden Sonne, Minzeblätter im Mund, Pfeil und Bogen in Reichweite ... so entspannt wie jetzt war ich noch nie, seit ich die Arena betreten habe. Wenn nur Rue auftauchen würde und wir verschwinden könnten. Je länger die Schatten werden, desto unruhiger werde ich. Am späten Nachmittag beschließe ich, mich auf die Suche zu machen. Zumindest kann ich zu der Stelle gehen, wo sie das dritte Feuer entzünden wollte, und nachsehen, ob sich dort Hinweise auf ihren Verbleib finden.
    Bevor ich aufbreche, streue ich ein paar Minzeblätter rings um unser altes Lagerfeuer. Da wir sie ein Stück entfernt gesammelt haben, wird Rue verstehen, dass ich hier war. Den Karrieros werden sie nichts sagen.
    In weniger als einer Stunde bin ich an der Stelle, wo wir das dritte Feuer machen wollten. Ich merke sofort, dass etwas schiefgegangen sein muss. Das Holz ist fein säuberlich aufgestapelt, fachmännisch mit Zunder gestopft, aber es wurde nie in Brand gesteckt. Rue hat das Feuer vorbereitet, ist aber nicht mehr zurückgekommen. Irgendwo zwischen der zweiten Rauchsäule, die ich gesehen habe, bevor ich die Vorräte in die Luft gejagt habe, und dieser Stelle ist sie in Schwierigkeiten geraten.
    Ich sage mir, dass sie noch am Leben ist. Oder etwa nicht? Kam der Kanonenschuss, der ihren Tod verkündete, womöglich in den frühen Morgenstunden, als

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