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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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einige Minuten getanzt, bevor sie zu sprechen begann, und auch da klangen ihre Worte stockend.
    »Es tut mir Leid, dass Mama so… so direkt ist. Ich hoffe, sie hat Sie nicht in Verlegenheit gebracht, Sir Oliver.«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte er aufrichtig. Sie war es, die die Peinlichkeit der Lage hatte ertragen müssen. Er war lediglich wütend gewesen. »Sie tut bloß das, was alle Mütter tun.« Er suchte nach einer Beme rkung, die ihr die Sache leichter machen würde, aber ihm fiel nichts ein. Es würde so weitergehen, und sie wussten es beide. Es war ein Ritual. Einige junge Frauen fanden ein gewisses Vergnügen daran oder hatten so viel Selbstvertrauen, dass sie die Sache einigermaßen unbeschadet überstanden. Andere waren nicht so empfindsam oder phantasievoll, um unter der Demütigung zu leiden, oder bemerkten die Verlegenheit des jungen Mannes nicht, erkannten nicht, wie sie manipuliert wurden.
    Er musste ein Thema finden, über das er mit Margaret reden konnte. Sie tanzte mit abgewandtem Kopf, beinahe so, als fürchte sie, er habe sie nur aufgefordert, um ihr weitere Peinlichkeiten zu ersparen. Das stimmte auch, zumindest zum Teil. Am liebsten hätte er sie davon überzeugt, dass er sie aus freien Stücken zu diesem Tanz aufgefordert hatte. Sie schien ihm so furchtbar verletzlich.
    »Kennen Sie diesen Architekten, Killian Melville?«, fragte er.
    »Ich bin ihm drei oder viermal begegnet«, antwortete sie mit einem überraschten Unterton in der Stimme. Sie blickte zu ihm auf. »Interessieren Sie sich für Architektur, Sir Oliver?«
    »Nicht speziell«, antwortete er mit einem Lächeln.
    »Wahrscheinlich nehme ich die Architektur erst dann wahr, wenn sie mir missfällt. Ich bin an eine angenehme Umgebung gewöhnt. Vielleicht halte ich sie für selbstverständlich. Aber wie sind denn seine Arbeiten so? Ich hätte gern eine weniger voreingenommene Meinung als die von Miss Lambert, falls Sie mir da weiterhelfen können.«
    Sie lachte. »Oh, das kann ich wirklich. Er hat mir gut gefallen.
    Es war so einfach mit ihm zu reden. Er war überhaupt nicht… aufdringlich oder - ach herrje, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, ohne mich so anzuhören…« Sie brach abermals ab.
    »Jetzt haben Sie mich wirklich neugierig gemacht«, gab er zu.
    »Bitte erzählen Sie weiter. Sprechen Sie ganz offen, ich werde weder Anstoß an Ihren Worten nehmen - noch sie wiederholen.« Sie sah ihn unsicher an, dann entspannte sie sich, und ihre Augen verloren den ängstlichen Ausdruck. Ohne den Zwang, charmant, entgegenkommend, hübsch und freundlich sein zu müssen, war sie höchstwahrscheinlich eine intelligente und sehr liebenswürdige Person.
    »Ja?«, hakte er nach.
    Sie lachte. »Mr. Melville ist meiner Meinung nach einer der angenehmsten Menschen, die mir je begegnet sind«, sagte sie und wirbelte anmutig in seinen Armen herum. »Er schien niemals etwas misszuverstehen oder sich beweisen zu müssen und - und anzugeben…. wie so viele junge Männer es tun… Ich…«, sie biss sich auf die Lippen. »Ich hoffe, das klingt nicht allzu unfreundlich?«
    »Keineswegs«, beruhigte er sie. »Nur sehr ehrlich. Ich weiß genau, was Sie meinen. Ich habe es selbst beobachtet und mich zweifellos desselben Verbrechens schuldig gemacht… Vor ein paar Jahren.«
    Sie hätte am liebsten laut aufgelacht. Er konnte es in ihren Augen sehen, aber ihre guten Manieren und die kurze Zeit, die sie sich erst kannten, verboten ein solches Benehmen.
    »Vielleicht habe ich mich auch immer noch nicht gebessert…« Er hatte es ausgesprochen, bevor sie den Gedanken zu Ende bringen konnte.
    »O nein«, protestierte sie. »So sind Sie nicht, nicht mehr, da bin ich mir ganz sicher. Sie haben es nicht nötig zu prahlen - und das wissen Sie auch.«
    »Die Vorzüge des Alters.« Er lachte.
    Plötzlich kehrte die Verletzlichkeit wieder in ihre Augen zurück, und er wusste, wovor sie Angst hatte. Sie glaubte, er habe auf den Altersunterschied zwischen ihnen angespielt, um sich von ihr zu distanzieren, um sie auf freundliche Weise darauf aufmerksam zu machen, dass dies nicht mehr als eine oberflächliche Bekanntschaft war und auch bleiben würde. Das stimmte, aber es hatte nichts mit Margaret Ballinger zu tun, sondern mit seinen Gefühlen für Hester. Wäre Hester nicht gewesen, hätte er vielleicht sehr wohl versucht, die junge Frau in seinen Armen um einiges besser kennen zu lernen.
    Er fröstelte bei der Erkenntnis, wie leicht es doch war, einem

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